Schaltjahre sind Kaltjahre
Schaltjahre sind Kaltjahre – so heißt es im Volksmund. Der Sommer 2024 folgt augenscheinlich dieser Tradition. Die global zu beobachtende Erwärmung findet in unseren Breiten, zumindest heuer, nicht statt.
Gut, dass es sportliche Großereignisse, wie die Fußball-EM gibt. Das lenkt in gewisser Weise ab. Vom Wetter und vom Alltäglichen – und den damit verbundenen Sorgen. Sorgen um die Zukunft, um Frieden im Großen wie im Kleinen. In Anlehnung an die Weltmeisterschaft 2006 wird die Europameisterschaft mit dem Prädikat »Sommermärchen« versehen. Die Älteren unter uns wissen, was ich meine.
Nun ist mir beim Verfassen dieser Zeilen nicht bekannt, wie das Ganze ausgeht. Gleichwohl sehe ich schon Unterschiede. Die Begeisterung ist nicht so ungeteilt wie damals und konzentriert sich mehr oder weniger auf die Austragungsorte. Damals entwickelte sich die Euphorie aus dem Erleben. Heute wird das Märchen herbei geschrieben, medial herbeigewünscht. Aber, warum ist das so? Warum ist es heute anders?
Es hat sich offenbar einiges verändert seit dieser Zeit 2006. Krisen gingen übers Land und die Welt. Finanzen, Migration, Inflation und die mittlerweile zur Religion gewordene Klimadiskussion. Dazu kommen Kriege mit ungewissem Ausgang.
Und dennoch: Die Menschen wissen, dass verändert werden muss, um zu erhalten, was uns wichtig ist. Die Art und Weise aber, wie die Themen politisch und medial besetzt werden, führt zu Skepsis und Ablehnung. Ausdruck dessen sind u.a. Wahlergebnisse. Institute, Wissenschaftler, Medien und ganze Heerscharen von selbsternannten Fachleuten leiten Gründe her. Gründe, warum Stadt und Land, Ost und West offenbar verschieden ticken. Da ist von unterschiedlicher Sozialisierung die Rede, von Bildungsdefiziten, dem Einfluss sozialer Medien und dubioser Mächte. Zu kurz kommt m.E. die Analyse des verloren gegangenen Vertrauens und einer Sprachlosigkeit, die Krisen und Kriege nicht zu beenden vermag.
Schaltjahre sind Kaltjahre. Solche Jahre und Zeiten kommen und gehen. Wir haben keinen direkten Einfluss aufs Wetter und das Weltgeschehen. Was wir aber tun können ist, im Gespräch zu bleiben. Alles fängt im Kleinen an.
Mauern sind keine Lösung, das haben wir hierzulande erfahren. Märchen – auch Sommermärchen – sind Gleichnisse. Sie spiegeln die Wünsche von uns Menschen. Die Wünsche, dass alles gut ausgeht, und dass Zukunft gelingt. Daran sollten wir glauben, denn Glaube versetzt bekanntlich Berge. Und handeln.
In einem auf Johann Gottlieb Fichte – in Rammenau geboren – gemünzten Vers von August Matthäi heißt es treffend: »Und handeln sollst Du so als hinge, von Dir und deinem Tun allein, das Schicksal ab der deutschen Dinge, und die Verantwortung wär dein«. Tun wir das. Ein jeder auf seine Art. So kann vieles gut werden…
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