Matthias Stark

Radeberger Brücke bleibt Problemfall

Radeberg. Die Eisenbahnbrücke in Radeberg bleibt ein Sicherheitsrisiko. Sichtbare Risse und mögliche Materialermüdung sorgen für anhaltende Sperrung.
Über diese Brücke in Radeberg wird vermutlich nie wieder LKW-Verkehr rollen, sie hat ein Tragfähigkeitsdefizit.

Über diese Brücke in Radeberg wird vermutlich nie wieder LKW-Verkehr rollen, sie hat ein Tragfähigkeitsdefizit.

Bild: Matthias Stark

Die Brücke an der Rathenaustraße in Radeberg bereitet den Behörden weiterhin große Sorgen. Wie Professor Thomas Bösche vom beauftragten Ingenieurbüro kürzlich im Technischen Ausschuss erläuterte, weist das Bauwerk nicht nur ein erhebliches Tragfähigkeitsdefizit auf, es zeigen sich auch bedenkliche Rissbildungen. Querrisse über einer Stütze und Längsrisse an der Unterseite sind eindeutig sichtbar. Zudem kann sogenannte Spannungsrisskorrosion, eine besonders gefährliche Art der Materialermüdung, nicht ausgeschlossen werden.

Die Brücke ist bereits seit dem 25. September 2024 für den Kraftfahrzeugverkehr voll gesperrt. Fußgänger und Radfahrer dürfen sie weiterhin passieren. Ob sich daran bald etwas ändert, hängt nun vom Stadtrat ab. In der Stadtratssitzung am 25. Juni soll entschieden werden, ob der Empfehlung von Professor Bösche gefolgt wird, ein dreimonatiges Monitoring durchzuführen und eine neue statische Nachberechnung in Auftrag zu geben.

 

Hightech-Überwachung für ein marodes Bauwerk

 

Das vorgeschlagene Monitoring basiert auf der sogenannten Schallemissionsanalyse. Dabei wird akustisch überwacht, ob Spannstahl innerhalb der Brücke bricht, ein Alarmsystem, das frühzeitig auf potenzielle Gefahren hinweisen kann. Während der dreimonatigen Testphase bleibt die Brücke weiterhin für Kraftfahrzeuge gesperrt. Parallel soll eine detaillierte statische Berechnung erfolgen, um zu prüfen, ob die Brücke zumindest eingeschränkt für Pkw wieder freigegeben werden kann.

»Dass jemals wieder Lkw mit 30 oder 40 Tonnen über die Brücke fahren, ist ausgeschlossen«, stellte Professor Bösche klar. Die Hoffnung ruht also auf einer teilweisen Öffnung, unter ständiger Überwachung und abhängig vom Ergebnis der Nachberechnung.

Die geschätzten Kosten für Monitoring und statische Untersuchung belaufen sich auf rund 350.000 Euro. Langfristig wird die Brücke ohnehin weichen müssen. Der Grund ist, dass die geplante Elektrifizierung der Bahnstrecke größere Durchfahrtshöhen erfordert. Die Stadt Radeberg befindet sich deshalb bereits in Gesprächen mit der Deutschen Bahn. Im November soll der Planungsauftrag vergeben werden. Rund ein Jahr ist für die Planung veranschlagt, anschließend folgt eine europaweite Ausschreibung der Bauarbeiten. Fertiggestellt werden könnte das neue Bauwerk voraussichtlich im Jahr 2029.

Die anstehende Entscheidung des Stadtrats hat weitreichende Bedeutung, Sie ist nicht nur Grundlage für den sicheren Weiterbetrieb der bestehenden Brücke, sondern auch ein Signal, wie die Stadt mit kritischer Infrastruktur künftig umgehen will: abwarten, reparieren oder konsequent neu bauen.


Meistgelesen