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Vorfreude, schönste Freude?

Lausitz. Ein Kommentar von Bäckermeister Roland Ermer aus Bernsdorf.

Roland Ermer

Roland Ermer

Bild: Lausitzwelle

Freuen Sie sich auch schon auf die kommende Erhöhung des Mindestlohnes? Ich kann das gut verstehen und nachvollziehen. Als Inhaber einer kleinen Handwerksbäckerei muss ich jedoch etwas Wasser in den Wein gießen. Ich kann Ihnen versichern, dass die allermeisten Handwerker ihren Beschäftigten gern einen angemessenen Lohn zahlen. Wir wissen ganz genau, ein kleiner Betrieb ist so ein bisschen wie eine Familie. Es geht nur gut gemeinsam. Ein guter Lohn gehört da natürlich dazu.

Was mich stört, ist die staatliche Einmischung. Löhne sind von den Sozialpartnern oder im Betrieb auszuhandeln. Ein bundesweiter gleicher Mindestlohn kann die Wirklichkeit in den Regionen und den Branchen niemals gerecht abbilden. Wem nutzt es also? Erst einmal den Sozialkassen, die chronisch unterfinanziert sind. Zweitens dem Steuersäckel, das immer irgendwie zu klein ist.

Was bleibt für den Beschäftigten Netto übrig? Leider nicht viel. Für uns als Betrieb kommen auf die Bruttoerhöhung noch fast die Hälfte an Lohnnebenkosten dazu. Versprochen war mal eine Grenze von 40 %.

Es wird also unumgänglich sein, die Verkaufspreise zu erhöhen. Das betrifft natürlich nicht nur uns Bäcker, sondern auch Ihren Friseur, Fleischer, Maler, Gemüsehändler usw. Eine große wirkliche Kaufkraftsteigerung wird also ausbleiben. Es ist trotzdem sehr wichtig, dass Sie Ihrem Handwerker weiterhin die Treue halten, sonst gibt es ihn bald nicht mehr.

 

»kommentiert:« läuft immer donnerstags, 6.50 und 14.45 Uhr, im LAUSITZWELLE Radio über UKW und DAB+ und als Video auch im LAUSITZWELLE Fernsehen in der Drehscheibe Lausitz. Alle Kommentare sind jederzeit bei www.lausitzwelle.de sowie auf youtube.com/LAUSITZWELLE abrufbar.


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