Sascha Hache

Närrische Zeiten im Kleiderfundus

Seit ungefähr 25 Jahren besteht der Kleiderfundus in Bischofswerda. Ehemals städtisch geführt, stand dieser in Zeiten leerer öffentlicher Kassen vor dem Aus. Ein Verein rettete das Kleinod im vergangenen Jahr und steht jetzt nicht nur Faschingsfreunden mit Rat und Tat zur Seite.
Nicht nur Uniformen aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges haben Kenny Jäckel und seine Vereinsmitstreiter im Bischofswerdaer Kleiderfundus parat – rund 3.500 Kostüme aller möglichen Zeitepochen stehen dort nicht nur Faschingsfreunden zur Verfügung. Foto: Hache

Nicht nur Uniformen aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges haben Kenny Jäckel und seine Vereinsmitstreiter im Bischofswerdaer Kleiderfundus parat – rund 3.500 Kostüme aller möglichen Zeitepochen stehen dort nicht nur Faschingsfreunden zur Verfügung. Foto: Hache

Vollgepackter Faschingskalender in der Region – tausenden Jecken kann bei der Kostümsuche geholfen werden

Besonders mittwochs zwischen 17 bis 18 Uhr herrscht derzeit Hochbetrieb in der zweiten Etage des ehemaligen Sporthotels an der Clara-Zetkin-Straße. Kurz vorm Höhepunkt der Faschingssaison sind viele Jecken noch auf der Suche nach dem passenden Kostüm. Aber nicht nur die zählen zum Kundenstamm des ehrenamtlich betriebenen Kleiderfundus: „Selbst für Hochzeiten haben wir einiges in petto. Oder für Mottopartys, die aktuell absolut angesagt sind“, weiß Kenny Jäckel. Der 23-Jährige ist beim Bischofswerdaer Karnevalsclub (BKC) für den Kinderfasching verantwortlich und hat den Kostümverleih deshalb selbst oft genutzt. Heute steht er auf der anderen Seite des Ausgabetresens. Nachdem eine Übergabe des städtischen Fundus an den BKC scheiterte, sprang ein extra neu gegründeter Verein in die Bresche. „Eine Schließung wäre der Super-Gau gewesen. Mittlerweile zählen wir elf Mitglieder, u.a. auch  mit Karnevalisten aus Rammenau und Demitz-Thumitz. Ein Dank für die Unterstützung gilt von unserer Stelle besonders den Stadträten Robert Geburek und Robin Stachowski, dem Leiter des OB-Büros, Joachim Clemens, dem neuen OB Holm Große sowie Matthias Greth.“ Nach mehrmaliger Inventur öffnete der Kleiderfundus im September letzten Jahres erstmals unter Regie des Vereins. Moderne Technik wurde angeschafft, um die Ausgabeprozedur und die Bestandsübersicht zu erleichtern. Mit Strichcodes und den entsprechenden Lesegeräten ist dies jetzt fast ein Kinderspiel. Computergestützt erfolgt auch die Rechnungslegung. Bei der Inventur erfasst wurden z.B. auch Original-Kirchengewänder, die sogar zur Ausleihe bereitstehen. „Keine Ahnung, wie die den Weg nach Schiebock gefunden haben“, erzählt Kenny Jäckel mit einem Schmunzeln. Prachtstück des Fundus ist aber eine 200 Jahre alte Postuniform. „Die Stadt besitzt ebenfalls noch einige ältere  Uniformen. Wir planen gerade, diese zukünftig in einem Museumsbereich auszustellen.“ Neben diesen Originalstücken besteht der „übergroße Kleiderschrank“ meist aus selbst genähten Sachen. „Diese Tradition wollen wir mit unserer Nähstube auch fortsetzen.“ Die Palette der Kleidungsstücke ist breit: Barocke Ballkleider, Uniformen z.B. vom Siebenjährigen Krieg bis hin zur NVA und viele passende Accessoires wie Degen, Lanzen, Hüte, oder Klappzylinder warten auf ihre Ausleihe. „Einige Engpässe haben wir noch im Bereich der 70er Jahre, die gerade bei Mottopartys gefragt sind, und bei den oktoberfesttypischen Sachen wie Dirndl und Lederhosen. Bei Letzterem konnten wir aber schon etwas die Lücken schließen.“ Wer jetzt für die kommenden Faschingstage noch ein Kostüm benötigt, der sollte sich sputen. Kapitänsuniformen sind derzeit der absolute Renner und bereits komplett vergriffen. Der Grund dafür ist ganz einfach: In Rammenau (Ein Tag an Bord – wir machen blau – auf der MS Rammenau), Cunewalde (Ne Handbreit Wasser unterm Kiel – Atlantis, das ist Cunos Ziel), Schirgiswalde (Beim SFC wird's immer nasser – Fasching auf und unter Wasser) und mit Abstrichen in Demitz (Urlaub macht der KCD ­– zu Land, zu Luft und auch zu See) gehen die Karnavalisten dieses Jahr aufs und ins Wasser. Günstiger haben es da die Jecken in Bischofswerda (Fitnesstrend in aller Munde, beim BKC da purzeln Pfunde), Steinigtwolmsdorf (Auf den Spuren von Asterix und Obelix), Wilthen (Der WCC ist da, auf Brautschau in Amerika) und Taubenheim/Spree (Gaudi, Spuk und Hexerei – auf der Zauberwiese ist alles dabei) – für sie stehen die Chancen besser, in allerletzter Minute noch ein schickes Kostüm zu erhalten.

Öffnungszeiten:
Mi, 9-12 und 17-20 Uhr; Fr, 9-12 Uhr; Sa, 10-12 Uhr Kontakt: 0160/3714790 und Kleiderfundus@gmail.com 

TIPP: Die Termine der Veranstaltungen der Karnevalisten finden Sie unter   


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