Matthias Stark

Kamenz - zauberhaftes Juwel der Westlausitz

Kamenz. Die Geburtsstadt des Dichters Gotthold Ephraim Lessing feiert ihr 800. Jubiläum.
Schon die Jüngsten vom Kinderhaus Langes Gässchen sind mit Begeisterung dabei, wenn ihre Heimatstadt das 800-jährige Jubiläum begeht und Kamenz zur Festmeile wird.

Schon die Jüngsten vom Kinderhaus Langes Gässchen sind mit Begeisterung dabei, wenn ihre Heimatstadt das 800-jährige Jubiläum begeht und Kamenz zur Festmeile wird.

Bild: Matthias Stark

Die Original-Urkunde mit der Ersterwähnung der Stadt aus dem Jahr 1225 liegt im Archiv des Klosters St. Marienstern. Eine Kopie kann im Lichthof des Rathauses besichtigt werden. Am Festwochenende gibt es so viele Höhepunkte, dass die Besucher wohl eine Auswahl treffen müssen. Denn auf knapp 150.000 Quadratmetern wird sich ein Fest der Sinne entfaltet. Ein Wochenende lang verwandelt sich die Stadt in ein lebendiges Gesamtkunstwerk aus Musik, Kulinarik, Handwerk, Geschichte und Gegenwart.

 

Bunt und vielfältig

 

Der historische Stadtkern, liebevoll herausgeputzt, wird zur Bühne für ein Spektakel, das seinesgleichen sucht. Vom Bönischplatz bis fast zum Bahnhof spannt sich ein gut drei Kilometer langer Rundkurs durch die Altstadt, vorbei an malerischen Straßen wie der Schillerpromenade, der Kloster- und Kirchstraße, der Bautzner- und Weststraße. Neun Themenmeilen säumen diesen Weg, jede einzelne ein kleines Universum für sich.

Hier treffen Handwerkstradition und modernes Streetfood aufeinander, dreht sich das Riesenrad neben Oldtimern und Blaulichtmeile. Kinder toben durch bunte Fantasiewelten, während sich Vereine und Akteure der Stadt in kreativen Präsentationen zeigen. Historisches lebt auf, Neues wird entdeckt und dazwischen immer wieder Überraschendes.

Vier große Bühnen bilden das Herz des Festes, auf dem Marktplatz, dem Schulplatz, am Lessingplatz und unterhalb des Roten Turms wird von Freitag bis Sonntag ein Nonstop-Programm geboten. Rund 60 Künstlerinnen und Künstler geben sich hier die Ehre. Die Eröffnung am Freitag um 18 Uhr mit Oberbürgermeister Roland Dantz und Gästen markiert den Auftakt, danach wird bis tief in die Nächte hinein gefeiert. Am Samstag steht Kamenz im Zeichen des Ehrenamts: 150 Jahre Feuerwehr werden gewürdigt, am Robert-Koch-Platz stehen historische wie moderne Einsatzfahrzeuge zum Staunen bereit. Die Polizei demonstriert Können und Nähe mit Hunden und Pferden, während im Innenhof des Barmherzigkeitsstifts beim Tag der offenen Tür ein Blick hinter die Kulissen möglich wird.

 

Ein alter Brauch lebt auf

 

Wenn während des Festwochenendes kleine silberglänzende Groschen durch die Luft tanzen und sich unter das feiernde Volk mischen, dann lebt ein alter Brauch wieder auf, eine Geste mit Geschichte, eine Tradition mit Seele. Seit Jahrhunderten werfen Fürsten und Städte, Paare in Hochzeitsfreude oder Narren im Karneval Geld ins Volk - als Zeichen der Verbundenheit, als Ausdruck des Teilens, als greifbare Freude. Schon im alten Rom ließ man Münzen regnen, wenn große Ereignisse das Volk zusammenriefen. Zum Stadtjubiläum wird diese Tradition auf besondere Weise wiederbelebt. Eine fahrende Münzstätte, liebevoll als Umzugswagen gestaltet, zieht durch die Straßen und lässt Auswurfgroschen in die Menge fliegen.

Auch der Lessing-Turm auf dem Hutberg wird erneut verhüllt, ein starkes visuelles Zeichen und Treffpunkt für Neugierige. Der Sonntag beginnt besinnlich mit einem Open-Air-Gottesdienst vor dem Rathaus und dem Klang der Friedensglocke. Rund um den Krabat-Spielplatz gehört der Tag den Familien: Koch- und Backbus, Hüpfburg und liebevoll gestaltete Mitmachaktionen zaubern leuchtende Kinderaugen.

Was dieses Fest auszeichnet, ist mehr als die Summe seiner Programmpunkte. Es ist das Zusammenspiel von Geschichte und Gegenwart, von Stadt und Menschen, von Kreativität und Heimatliebe. Ein Wochenende, das Kamenz erstrahlen lässt - offen, bunt, lebendig. Wer kommt, wird staunen. Wer bleibt, wird verzaubert.


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