Sascha Hache

Die f(r)ischesten Wochen des Jahres

Mit dem traditionellen Natur- und Fischerfest in der Erlichthofsiedlung Rietschen beginnen die mittlerweile 14. Lausitzer Fischwochen. Seit Anbeginn und wieder dabei: die Teichwirtschaft Weißig. Der WochenKurier hat sich deshalb bei ihr erkundigt, wie das Fischjahr bisher lief.

Die Oberlausitz wird vom 26. September bis 8. November zum Mekka für alle Fischliebhaber aus nah und fern

Nach dem „Bayer auf Rügen“ gibt es seit mehr als zehn Jahren den „Südtiroler in der Oberlausitz“. Markus Stecher zog es schon mit 17 Jahren in die Ferne – in Bayern absolvierte er seine Berufsausbildung und die Qualifizierung zum Fischwirtschaftsmeister. Bis es ihn aus Abenteuerlust in die Oberlausitz verschlug, genauer gesagt nach Weißig bei Kamenz. Das 300-Seelen-Dorf ist für sein Schloss weithin bekannt – und für seine idyllische Teichlandschaft. Genau dort ist Markus Stecher so oft wie nur möglich anzutreffen. „Die mittlerweile doch sehr aufwändige Büroarbeit liegt ihm nicht so“, meint dann auch augenzwinkernd seine Frau Grit Bräuer, von deren Eltern er vor drei Jahren die Leitung der Teichwirtschaft Weißig übernommen hat. Der vollbärtige Naturbursche bewirtschaftet mit zwei Angestellten rund 40 Teiche in den Regionen Biehla-Weißig, Cunnersdorf und Brauna. Bis 1989 bestimmten ausschließlich Karpfen, Hecht und Schleie – die Teichwirtschaft ist auch heute noch auf die Nachzucht von Schleien spezialisiert – den Fischfang der Teichwirtschaft. Inzwischen wurde die Artenvielfalt bis auf 17 Fischarten erhöht. Neben Wels, Zander und Aal siedeln sich jetzt auch seltenere Fischarten wie Döbel, Rapfen, Giebel und Steinbeißer an. Viele der gepachteten Teiche sind außerdem Bestandteil von z.B. Vogel- oder Naturschutzgebieten und müssen deshalb mit besonderer Sorgfalt bewirtschaftet werden. Eine weitere Besonderheit der Teiche hat einige Sorgenfalten im wettergegerbten Gesicht von Markus Stecher hinterlassen. „Unsere Teiche sind so genannte Himmelsteiche. Diese beziehen Wasser ausschließlich durch Grundwasser oder aus Niederschlägen und aus der Schneeschmelze.“ Die Trockenheit der letzten Jahre und Verdunstungen während der sommerlichen Hitzewellen haben bei mehr als einem Drittel der rund 250 Hektar bewirtschaften Fläche für niedrige Wasserstände gesorgt. „Wir hatten teilweise Wassertemperaturen von bis zu 25 Grad. Manche Teiche in der Bautzener Region waren mit fast 32 Grad sogar noch schlimmer dran“, weiß Grit Bräuer. Sauerstoffarmut war die Folge und so mussten einige Teichwirte, wie auch Markus Stecher, bereits Notabfischen. Fischzüge finden aber trotzdem noch statt. Nur in Kreba fällt dieses Jahr das Schaufischen aus – die weithin bekannte Schwarze Lache wird derzeit saniert. Auf das Fischerfest mit Naturmarkt im Biosphärenreservat muss der Besucher am 17. Oktober aber nicht verzichten. Abgefischt wird aber natürlich nicht nur bei den Festen. Dann sind wieder Muskelkraft und Ausdauer gefragt. Innerhalb von zehn Stunden können bis zu drei Teiche abgefischt werden. „Dafür braucht man viel Enthusiasmus und Idealismus. Das restliche Dreivierteljahr haben wir dann wieder den schönsten Beruf der Welt – immer an der frischen Luft in der Natur“, erklärt Markus Stecher mit einem verräterischen Blitzen in den Augen. Denn die Vorstellungen der Allgemeinheit von der Arbeit eines Teichwirtes sind wohl zu romantisch. „Man muss körperlich fit, handwerklich geschickt und auf viel Papier gefasst sein, z.B. für Fördermittel, bei EU-Verordnungen, Hygienevorschriften usw.“ Einem naturnahen Fischliebhaber könnte in Weißig übrigens noch eine Lehrstelle winken. Blicke hinter die Kulissen der Teichwirtschaft können Interessierte am 10. Oktober, 9 bis 16 Uhr, beim Fischerfest mit Schaufischen am Altteich bei Oßling werfen. Neben dem obligatorischen Verkauf von Frisch- und Räucherfisch, der legendären und von Grits Mutter Helga gekochten Fischsuppe nach Art des Hauses sowie einer Kochvorführung gibt es dann z.B. Wissenswertes rund um den Fisch und die idyllische Biehla-Weißiger Teichlandschaft. „Solche Feste spiegeln unter anderem den Grundgedanken der von uns ins Leben gerufenen bzw. organisierten Lausitzer Fischwochen wider: entdecken – erleben – genießen. Einheimische und Gäste entdecken die schönsten Seiten der Oberlausitz, Verbraucher und Produzenten lernen sich einmal persönlich kennen, altes Handwerk lässt sich hautnah erleben und dessen Ergebnis, Fisch  in frischester Form, genießen“, erklärt Christoph Pilz, Geschäftsführer der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien. Mehr Infos gibt es unter: www.lausitzer-fischwochen.de


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