Maria-Louise Hartmann

»Dein Alltag ist ihre Kindheit« 

Bernsdorf. Wie weitreichend unsere alltäglichen Handlungen für unsere Kinder sind, daran möchte das Projekt »Kinder unserer Heimat« erinnern und dazu anregen, sich in seinem Verhalten auch mal selbst zu hinterfragen.
Die Gründerinnen des Projektes »Kinder unserer Heimat«: Kira Ziesche, Claudia Röder, Elisa Ludwig und Sophie Appleby.

Die Gründerinnen des Projektes »Kinder unserer Heimat«: Kira Ziesche, Claudia Röder, Elisa Ludwig und Sophie Appleby.

Bild: ApplebyPolaroids

Sätze wie »Das haben wir schon immer so gemacht«, »Wir sind ja auch irgendwie groß geworden« und »Irgendwann tanzen euch die Kinder auf der Nase herum« begegnen Claudia Röder und ihrem Projektteam in ihrer Arbeit regelmäßig. Zu fest haben sich bestimmte Erziehungsmaßnahmen über Generationen hinweg in den Köpfen verankert. Diese Anker zu lösen und Anregungen zu geben, wie es auch anders gehen kann, das haben sich die vier Frauen aus Bernsdorf, Königsbrück und Bad Liebenwerda zur Aufgabe gemacht.

 

Den Anstoß dazu gab Claudia Röder, die in ihrer einstigen Arbeit in der Frühförderung und auch jetzt als Physio- und Bobath-Therapeutin immer viel Kontakt zu Kindern in den unterschiedlichsten Lebenssituationen hatte. Als die Bernsdorferin dann selbst Mutter wurde und begann, sich mit dem Thema Erziehung auseinanderzusetzen, sind ihr viele Herangehensweisen über den Weg gelaufen, die mittlerweile schon Staub angesetzt haben sollten und dennoch stetig wieder aus der Mottenkiste gekramt werden.

 

Über den Deutschen Kinderschutzbund Ortsverband Kamenz e.V. hat Claudia Röder daraufhin gemeinsam mit ihren Freundinnen Kira Ziesche, Elisa Ludwig und Sophie Appleby das Projekt »Kinder unserer Heimat« ins Leben gerufen. Ziel des Projektes ist es, allen Menschen, die mit Kindern zu tun haben, ob im familiären Kontext, im Freundeskreis oder auf der Arbeit, immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass der Umgang mit Kindern deren Realitäten formt. Zusammen haben die vier Frauen deshalb Postkarten und A4-Poster gestaltet. Darauf zu sehen: Kleine und einfach formulierte Denkanstöße, die einen immer mal wieder die eigenen Muster hinterfragen lassen sollen, in denen man ganz automatisch hängt.

 

Denn Kinder erlernen sehr viele Verhaltensweisen durch Beobachtung und Nachahmung. »Deshalb müssen wir sensibel mit unseren Handlungen umgehen. Dabei geht es uns nicht darum, dass man alles perfekt machen muss.« Als Mutter kennt auch sie die Momente, an denen man an seine Kapazitätsgrenzen kommt. »Doch ich kann mich im Nachhinein auch entschuldigen, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. So lernt ein Kind auch gleich selbst, sich zu entschuldigen«, so Claudia Röder.

 

Erfahrungsaustausch ist der Schlüssel

 

Doch bei den Materialien allein soll es nicht bleiben, denn aus Erfahrung weiß die gelernte Physiotherapeutin, dass das Projekt vom Austausch lebt. Deshalb möchte das Team in Zukunft auch Besuche in Kindertagesstätten anbieten, um dort das Projekt und die dazugehörigen Materialen vorzustellen und mit den Eltern und Erziehern ins Gespräch zu kommen. »Sollte Interesse bestehen, können sich KiTas gerne über Instagram oder das Kontaktformular auf unserer Homepage bei uns melden«, so Initiatorin Claudia Röder.

 

Mitstreitende sind immer willkommen

 

Damit die Philosophie des Projektes noch weiter in die Welt hinausgetragen werden und das Vorhaben wachsen kann, freut sich das Projektteam über jede Hilfe. Vom Materialpäckchenpacken, über eine Standbetreuung bis hin zur Projektvorstellung an Kindertageseinrichtungen oder Schulen ist jede Unterstützung gerne gesehen. Wer selbst ein Teil des Teams werden möchte, kann sich jederzeit bei Claudia Röder melden. Und auch finanzielle Zuwendungen nimmt das Team, welches sich ausschließlich über Spenden finanziert, gern entgegen und hält die Arbeit am Laufen. Und Arbeit wird es noch eine ganze Weile geben, da ist sich die junge Frau sicher, denn alte Muster zu überwinden und neue Blickwinkel zu etablieren braucht seine Zeit. »Doch irgendjemand muss damit anfangen, sonst kann sich nichts ändern.« In diesem Fall ist der erste Schritt getan. Viele weitere werden folgen.

 


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