Carola Pönisch

Bierbrauer-Azubis leisten "aktive Hopfen-Kletterhilfe"

Drei junge Leute aus der Radeberger Brauerei haben ihre Taschen gepackt und sind in die bayrische Hallertau gefahren. Dort binden sie in den nächsten Tagen kleine Hopfenpflanzen an große Drähte

In Deutschlands größtem Hopfenanbaugebiet, in der bayrischen Hallertau, herrscht in diesen Tagen eigentlich Hochsaison: Bis einschließlich Mai müssen unzählige Hopfenpflanzen um meterhohe Drähte gewickelt werden, damit sie daran dann – bis zu 20 Zentimeter pro Tag - nach oben klettern können. Trotz modernster Technik geschieht dies bis heute in Handarbeit. Was aber tun in Coronazeiten, wenn die dafür notwendigen Saisonarbeiter nicht ins Land reisen dürfen? Ohne Hopfen kein Bier, ohne Hilfe kein Hopfen Nachbarschaftshilfe ist das Stichwort. Das Signal ist klar und daher gehören auch drei Azubis der Radeberger Exportbierbrauerei zum 40-köpfigen Azubi-Gesamtteam der Radeberger Gruppe, das mit persönlichem Einsatz dazu beitragen will, dass trotz Corona und den damit verbundenen Auswirkungen Hopfen wächst und genug Bier in Flaschen und Fässer kommt. Senta Pusch, Marius Schneemilch und Noel Hillig haben also ihre Koffer gepackt, um dem Aufruf der Hopfenbauern zu folgen: Für gut zwei Wochen werden die angehenden Brauer und Mälzer aus der sächsischen Bierstadt Radeberg in Bayern im landwirtschaftlichen Einsatz sein, um unter anderem „aktive Kletterhilfe“ für den Hopfen zu leisten. „Die Corona-bedingte Ausnahmesituation bietet für die Drei die außergewöhnliche Chance, die landwirtschaftliche Seite des Hopfens hautnah kennen zu lernen. Das wird ihren Blick auf die Qualität und Wertschätzung dieses Rohstoffes immens erweitern", sagt Udo Schiedermair, Ausbildungsverantwortlicher in der Radeberger Exportbierbrauerei. Während die Radeberger Exportbierbrauerei ihren drei Lehrlingen die Azubi-Vergütung weiterzahlt, stellen die bayrischen Hopfenbauern ihrerseits Kost und Logis und versichern, die behördlichen Regelungen auch bei der Arbeit in den Hopfengärten umzusetzen - der Abstand zwischen den Hopfenreihen beträgt bis zu drei Meter. „Die Drei sind unser Radeberger Pilsner-Team in Bayern und ich weiß, dass sie sich gesundheitlich schützen und zugleich ihren Standort und ihre Marke mit all ihrer Kraft vertreten werden“, so Udo Schiedermair.  Hofpenzentrum Hallertau Die Hallertau, das Dreieck zwischen Ingolstadt, Freising und Kelheim, ist mit 2.400 Quadratkilometern das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. 2019 wurden dort rund 42.000 Tonnen Hopfen geerntet, das sind 86 Prozent der deutschen Hopfenernte. In der Hallertau gibt es rund 1.000  Hopfenbauern/Hopfenbetriebe, denen aktuell die saisonalen Hilfskräfte aus dem benachbarten, vorwiegend osteuropäischen Ausland fehlen. 


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