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Katrin Demczenko

Auf der Suche nach dem Masterplan

Hoyerswerda. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, soll Hoyerswerda ein neues Stadtentwicklungskonzept erhalten. Daran sollen alle interessierten Bürger mitwirken können. Das wurde auch bei der Auftaktveranstaltung in der Kulturfabrik deutlich.

Jens Gerhardt-Strahl (rechts) diskutiert mit Bürgern die städtebauliche Entwicklung.

Jens Gerhardt-Strahl (rechts) diskutiert mit Bürgern die städtebauliche Entwicklung.

Bild: Katrin Demczenko

Um eine lebenswerte Stadt zu entwickeln braucht es alle Jugendlichen, Berufstätigen und Senioren, die hier wohnen. Jeder kann und soll Probleme benennen sowie Wünsche äußern, um ein integriertes Stadtentwicklungskonzept (Insek) und Stadtleitbild mitzugestalten.

 

Die Zeit ist reif für eine Erneuerung

Solche Strategiepapiere flankieren die Entwicklung von Hoyerswerda seit den 2000er Jahren, sie müssen jedoch in gewissen Zeitabständen an veränderte Realitäten angepasst werden. Deshalb entwickelt jetzt die Stadtverwaltung ein neues Gesamtstädtisches und regionales Entwicklungs- und Handlungskonzept, welches das gut 15 Jahre alte Insek ablösen wird. Unterstützung geben dabei die Kommunalberatungsgesellschaft DSK und das Leipziger Stadtplanungsbüro UMS, sagt Jens Gerhardt-Strahl von der letztgenannten Firma während der Auftaktveranstaltung zur Vorstellung des Gerehk vor Bürgern im Saal der Kulturfabrik.

 

Diese Herausforderungen liegen in der Neustadt

Als Wichtigstes muss der weitergehende Wandel der Neustadt gestaltet werden. Dort lebt im Vergleich zu den Ortsteilen und der Altstadt mit 32 Prozent der größte Anteil Menschen über 70 Jahre. In ca. 15 Jahren werden also viele Neustadtwohnungen leer stehen, in die jüngere Menschen nicht ohne Weiteres einziehen wollen.

Die Infrastruktur der Neustadt ist schon für heutige und erst recht für künftige Bedürfnisse zu groß, erklärt Jens Gerhardt-Strahl. Straßen, Wege, Plätze und Grünflächen zu erhalten kostet jährlich 1,57 Millionen Euro. Die notwendigen Sanierungskosten dafür schätzen die Experten auf 180 Millionen Euro. So viel Geld gibt das Stadtsäckel aber nicht her. Deshalb muss die Neustadt mit all ihren Funktionen für die Bürger auf weniger Fläche zusammengeführt werden.

 

Einwohnerzahl soll stabil gehalten werden

Das Ziel soll auch sein, die Einwohnerzahl der Gesamtstadt von jetzt knapp 31.800 bis zum Jahr 2038 bei etwa 30.700 zu stabilisieren, sagt Jens Gerhardt-Strahl. Das erfordert einen jährlichen Zuzug von 400 Personen.

Diese Fakten und die daraus entstehenden Probleme müssen Bürger, Unternehmer, Vertreter von Institutionen und der Stadt miteinander diskutieren. Das begann im Kufa-Foyer an Plakaten zu den Themen Infrastruktur/Medien-Netzwerke, Wirtschaft, Städtebau, Daseinsvorsorge, Umwelt und Freizeit.

Anspielend auf den notwendigen Zuzug von 400 Menschen jährlich erinnert der Kufa-Vereinsvorsitzende Uwe Röhl an die letzten hundert Jahre. Erst wurden für notwendige Arbeitskräfte die Gartenstädte Marga und Erika als innovative Wohnprojekte gebaut, dann die Neustadt von Hoyerswerda und jetzt sind erneut moderne Wohnideen für junge Leute gefragt. In Cottbus bieten Betriebe wieder Wohnungen und eine eigene Kita an. Das ginge doch auch hier, sagt Uwe Röhl.

 

Was die Hoyerswerdaer noch umtreibt

Beim Diskussionsfeld Daseinsvorsorge verweist die angepinnte Information eines Gastes darauf, dass trotz vieler Kulturangebote zumindest einige Jugendliche nicht recht wissen, wohin sie in der Freizeit gehen sollen.

Eine sichere, nachhaltige Energieversorgung muss zusammen mit den Nachbarkommunen organisiert werden, sagt der DKS-Mitarbeiter Daniel Paul.

Per Bus und Bahn ist Hoyerswerda schlecht an Dresden, Cottbus und Görlitz angebunden, ein barrierefreier Bahnhof noch nicht in Sicht.

Die Daten werden von der Good Conversations gGmbH (einer Tochtergesellschaft von ZEIT ONLINE) erhoben und verarbeitet.

 

Diese und andere von Bürgern bei dem Gerehk-Auftakttreffen genannten Probleme beziehen die Firmen DSK und UMS in ihre nächste Fassung des Papiers ein. Die Bevölkerung soll sich später an einer Leitbild- und einer Umsetzungswerkstatt beteiligen, sagt Nico Neumann von der DKS. „Es darf niemand ausgeschlossen werden und es dürfen keine unverrückbaren Pflöcke eingeschlagen werden“, gibt er die Richtung für die weitere Arbeit vor.


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