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Soldaten helfen in Kliniken im Kreis Görlitz

Die Krankenhäuser im Landkreis Görlitz kommen personell an ihre Grenzen. Jetzt springt die Bundeswehr den Kliniken zur Seite. 100 Soldaten sind dazu im Einsatz.
Dr. Stephan Schmidt, Generalstabsarzt der Bundeswehr, mit einigen der Soldaten, die in den kommenden Wochen im Klinikum Görlitz helfen. Insgesamt sind 100 Soldatinnen und Soldaten in den fünf Kliniken in Weißwasser, Ebersbach-Neugersdorf, Zittau und Görlitz (2) im Einsatz. Foto: Landratsamt Görlitz

Dr. Stephan Schmidt, Generalstabsarzt der Bundeswehr, mit einigen der Soldaten, die in den kommenden Wochen im Klinikum Görlitz helfen. Insgesamt sind 100 Soldatinnen und Soldaten in den fünf Kliniken in Weißwasser, Ebersbach-Neugersdorf, Zittau und Görlitz (2) im Einsatz. Foto: Landratsamt Görlitz

Normalerweise sind sie im Ausland im Einsatz, etwa in Mali oder Afghanistan. Jetzt helfen 100 Soldatinnen und Soldaten im Kreis Görlitz. Dass die Bundeswehr in der Corona-Pandemie unterstützt, ist nicht neu. Schon seit einigen Wochen sind rund 20 Soldaten hier, um das Gesundheitsamt bei der Kontaktnachverfolgung und beim Testen zu unterstützen. Doch der neue Einsatz ist anders. Seit Wochen steigen die Infektionszahlen und damit auch die Zahl der Menschen, die in den Krankenhäusern behandelt werden müssen. Am Donnerstag (12. November) wurden im Landkreis 116 Personen stationär in einer Klinik behandelt, 24 davon benötigen eine intensivmedizinische Betreuung. „Wir haben die Lage immer im Blick und stellen Hochrechnungen an“, sagt Landrat Bernd Lange. Vergangene Woche kam man zu dem Schluss, dass man die Versorgung nicht mehr allein stemmen kann, wenn sich die Zahlen weiter so entwickeln. Also stellte der Kreis einen Antrag auf Unterstützung. Am Mittwoch rückte die Bundeswehr dann mit Pflegekräften, Notfallsanitätern und Arzthelfern an. Die 100 Frauen und Männer wurden auf die fünf Kliniken in Görlitz (Carolus-Krankenhaus und Klinikum), Weißwasser, Zittau und Ebersbach-Neugersdorf verteilt. Bis 9. Dezember werden sie jetzt mindestens hier sein. Wenn danach weiterhin Hilfe gebraucht wird, bleiben die Soldaten aber eventuell auch länger.

Intensivbetten werden knapp

 Die aktuelle Lage rund um Corona macht der Kreisverwaltung schon seit längerem Sorge. Vergangene Woche waren die Kapazitäten in den Krankenhäusern zu 80 Prozent ausgelastet. Derzeit sind von den 28 für Covid-19-Patienten vorgehaltenen Intensivbetten schon 24 belegt (Stand: 12. November). Insgesamt gibt es im Landkreis 68 Intensivbetten in den Kliniken. Noch mehr Betten für die Covid-Patienten freizumachen geht aber nicht ohne Weiteres, denn Herzinfarkte und Schlaganfälle machen auch aktuell keine Pause, Unfälle passieren weiterhin und Patienten mit schweren Krankheiten, beispielsweise Krebs, müssen operiert werden. Zu den Intensivbetten kommen noch 170 Betten auf Normalstationen, die für Corona-Patienten freigehalten werden. Hier waren am Donnerstag 116 belegt. Aber die Notlage, die den Großeinsatz der Bundeswehr nötige machte, resultiert nicht aus der knapper werdenden Zahl der Betten, sondern aus dem benötigten Personal. „Bei der Behandlung von Corona-Patienten ist der Personalaufwand höher“, erklärt die Sozialbeigeordnete Martina Weber. Auf der Intensivstation ist der Personalschlüssel 1 zu 1. Heißt: Auf einen Patienten kommt ein Pfleger. Auf den Normalstationen ist das Verhältnis 1:3.   1757 Menschen waren Stand Donnerstag im Kreis mit dem Virus infiziert. Etwa ein Drittel des Infektionsgeschehens konzentriert sich dabei aktuell auf Alten- und Behindertenheime. 19 Hotspots zählt die Verwaltung, viele davon im Süden des Kreises. Steigen die Zahlen weiter, müssen neue Lösungen gefunden werden. Eine Möglichkeit ist die Verlegung von Patienten, was aber nur funktioniert, solange andernorts noch Kapazitäten frei sind. Auch das Verschieben nicht lebensnotwendiger OPs kommt in Frage. Anders als im Frühjahr zahlt der Bund momentan aber keine Freihaltungspauschale für die Betten. Heißt: Die Kliniken tragen das wirtschaftliche Risiko, wenn sie OPs verschieben um so Plätze und Personal vorzuhalten. Eine weitere Möglichkeit wäre es, in Kliniken, die keine Corona-Patienten behandelt, beispielsweise in Rothenburg, Stationen zu schließen und so Personal freizumachen. Das würde für die Kliniken aber wirtschaftliche Verluste bedeuten. Man versuche seit vier Wochen, hier eine Klärung zu bekommen, wie das wirtschaftlich gelöst werden kann, erklärte Landrat Bernd Lange am Donnerstag.  Allerdings gibt es dazu noch keine einheitliche Regelung. Bisher sollen die Kliniken selbst mit den Kassen verhandeln. „Das funktioniert aber nicht, hier muss eine politische Lösung her“, so Lange.


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