Thomas Schulz

Kann der Titel "Kurort" weg?

Bad Muskau. Bleibt Bad Muskau Kurort? 2027 läuft die aktuelle Zertifizierung aus, doch schon jetzt wird hitzig über Kosten, Nutzen und Perspektiven gestritten. Die Bürger sollen mitreden - vielleicht sogar abstimmen.

Bild: Thomas Schulz

Die Diskussion um den Kurort-Status von Bad Muskau nimmt Fahrt auf. Seit 2005 trägt die Stadt im Landkreis Görlitz offiziell das Prädikat "Kurort mit Moorkurbetrieb". 2017 wurde das Zertifikat erneuert. Im Juni 2027 steht die nächste Wiederholungsprüfung an. Eigentlich wollte die Verwaltung nun mit den Vorbereitungen des Antrag beginnen. Eine Selbstverständlichkeit wohl für die Stadtverwaltung. Doch ausgerechnet dieser Schritt wurde im Stadtrat auf Eis gelegt. Stattdessen sollen nun Bürgerversammlungen stattfinden, wird über einen Bürgerentscheid diskutiert.

"Vom Prinzip haben wir jetzt mehr oder weniger eine kleine Zwangspause eingelegt", sagt Dirk Eidtner, Hauptamtsleiter und zugleich Geschäftsführer der Bad Muskau Touristik GmbH. Die Zeit dränge, und ein später Entscheidungsprozess könne zur Last werden: "Wenn man jetzt noch mal weitergehen will und sagt, wir machen auch noch einen Bürgerentscheid, dann sind wir irgendwann am Weihnachtsabend."

Hintergrund ist die Kostenfrage. Zwar schätzt die Stadt die Ausgaben für die erneute Antragstellung auf bis zu 10.000 Euro, doch der Kurorttitel selbst u.a. mit dem zwingenden Betrieb einer Tourist-Info bindet jährlich hohe Summen im sechsstelligen Bereich - in einer Kommune, die sich in der Haushaltskonsolidierung befindet.

Zudem sei das Kurwesen im Stadtbild kaum sichtbar, kritisiert René Marko von der Fraktion "Wir für Bad Muskau". Er plädiert für eine stärkere Bürgerbeteiligung und weht sich gegen ein Weiter-so. "Wir hatten die letzte Prädikatisierung 2017, und wenn man mal drüber nachdenkt, was ist passiert?" Für ihn zu wenig. Die wirtschaftliche Entwicklung in der Parkstadt sei rückläufig. "Wenn ich jetzt einen Kumpel habe und sage, ich komme nach Bad Muskau und wir machen Kur - was machen wir denn dann?" Geschäftsaufgaben und Gastronomieschließungen prägten derzeit das Stadtbild, so Marko.

Bei einer Einwohnerversammlung im Lindenhof letzte Woche diskutierten über 100 Bürger engagiert - und mit klarer Tendenz: Viele wollen den Kurstatus erhalten. "Wir haben 200 Jahre Kurgeschichte, wir haben zwei Heilmittel", betonte Regina Barufke vom Freundeskreis Historica, die sich allerdings als Muskauer Bürgerin äußern wollte. Für sie ist der Titel Teil der Identität der Stadt. "Pückler hatte Visionen, die nachfolgenden Standesherren hatten Visionen, haben aber trotzdem gekämpft, und genauso müssen wir aber denken."

Laut Stadtverwaltung stammen zwei Drittel der Gewerbesteuereinnahmen aus touristischen Betrieben und dem nachgeordneten Bereich. Rund 400.000 Gäste besuchen jährlich die Stadt, verweilen im Schnitt jedoch nur 2,1 Tage. Mit dem Kurstatus könnten Aufenthalte verlängert werden. Das Moor als Heilmittel ist zwar vorhanden, doch es fehlt an einer Aufbereitungsanlage - ein weiterer Punkt, der dringend geklärt werden muss.

Ob der Namenszusatz "Bad" verloren ginge, wenn man nicht mehr Kurort ist, sei laut Verwaltung derzeit nicht absehbar. Zwar ist "Bad Muskau" eine geschützte Bezeichnung, aber in anderen Bundesländern wird bereits geprüft, die Namensführung "Bad" an das Prädikat "Kurort" zu knüpfen.

Ob der Titel bleibt, wird also nicht nur eine finanzielle, sondern vor allem eine politische und gesellschaftliche Entscheidung sein.

Bad Muskau steht vor der Frage: Tradition bewahren oder neue Wege gehen? Die Bürger sollen es mitentscheiden.


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