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Diskussion um Obdachlosenunterkunft

Weißwasser. In Weißwasser ist eine Diskussion um die geschlossene Obdachlosenunterkunft entbrannt. Den Vorwurf, dass Menschen in Not nicht geholfen wird, will die Stadt so nicht gelten lassen.

Im September wurde eine im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erstellte Studie veröffentlicht, laut der aktuell etwa 37.400 Menschen in Deutschland obdachlos sind.  Foto: Alexander Fox

Im September wurde eine im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales erstellte Studie veröffentlicht, laut der aktuell etwa 37.400 Menschen in Deutschland obdachlos sind. Foto: Alexander Fox

Bild: Alexander Fox

Ende August war Schluss. Die Stadt schloss die Obdachlosenunterkunft (OLU) in Weißwasser. Das sorgt in der Stadt für viel Kritik, wie Diskussionen in sozialen Netzwerken zeigen. Auch Leser meldeten sich bei uns, die die neue Lösung nicht nachvollziehbar finden. Die Unterbringung von Wohnungslosen ist eine Pflichtaufgabe der Gemeinde. Die Stadt Weißwasser hat dazu einen Vertrag mit der DRK-Unterkunft in Löbau geschlossen. Das wirkt auf viele Menschen so, dass, wer in Weißwasser als Wohnungsloser Hilfe braucht, sofort die Stadt wechseln müsse. Ein Obdachloser in Weißwasser erzähle, er wolle unbedingt in der Stadt bleiben, bekomme aber keine Hilfe.

 

Doch so stimmt das nicht, wie die Stadt auf Anfrage erklärt. Der Fall sei bekannt. Der Mann sei auch zunächst nach Löbau gebracht worden, habe dort aber mehrfach gegen die Hausordnung verstoßen und habe nach mehrmaliger Verwarnung schließlich Hausverbot erhalten. Das wäre bei den Vergehen so auch in der OLU in Weißwasser passiert. Man habe auch mit dem Betreuer der Person Kontakt aufgenommen, um Lösungen zu finden. "Die Behauptung, dass sich in Weißwasser niemand kümmere, ist falsch", betonte Oberbürgermeister Torsten Pötzsch in der letzten Stadtratssitzung, in der das Thema ebenfalls diskutiert wurde.

 

Stadt hält weiterhin Wohnungen vor

 

Warum man sich zur Schließung der Unterkunft entschlossen hat, wird ebenfalls erklärt. Der Vertrag mit dem Betreiber, dem DRK in Weißwasser, lief aus. Es hätte noch die Option für eine Verlängerung um ein Jahr gegeben, spätestens dann hätte man die Betreibung neu ausschreiben müssen. Und dann wäre die Betreibung der Unterkunft laut Stadt definitiv teurer geworden. Deswegen hat man sich frühzeitig nach Alternativen umgesehen. "Die Rücksprache mit mehreren Kommunen in Sachsen und vor allem im Landkreis hat ergeben, dass die drei Einrichtungen im Landkreis deshalb so gut funktionieren und vergleichsweise günstig sind, weil so viele Kommunen diese drei Einrichtungen nutzen", teilt die Stadtverwaltung mit. Ein Problem in der OLU in Weißwasser war auch, dass sich dort vier Menschen dauerhaft eingerichtet hatten, zum Teil schon seit vielen Jahren dort wohnten. Das ist aber nicht der Sinn einer solchen Unterkunft, die eigentlich eine Übergangslösung darstellen soll. Zudem sei es im Umfeld der OLU immer wieder zu Belästigungen unterschiedlicher Personen gekommen, teilt die Stadt mit. Das habe nun aufgehört.

 

Auch wenn die Stadt die Obdachlosenunterkunft geschlossen hat, hält sie weiterhin Wohnungen vor. Die können genutzt werden, wenn beispielsweise ein Haus oder eine Wohnung plötzlich unbewohnbar wird und etwa eine Familie keine Alternative hat. Und wer ohne plötzlichen Notfall wohnungslos ist, kann in Löbau unterkommen, bekommt dazu auch ein ÖPNV-Ticket von der Stadt.

 

Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit

  • Die Zahlen zu Obdachlosigkeit und Wohnungslosigkeit basieren oft auf Schätzungen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe geht von 256.000 wohnungslosen Menschen in Deutschland im Jahr 2020 aus.
  • Wichtig: Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit sind nicht gleichzusetzen. Obdachlos heißt, man hat keinen festen Wohnsitz und keine Unterkunft. Als wohnungslos gilt, wer keinen eigenen oder gemieteten Wohnraum zur Verfügung hat und beispielsweise in einer Notunterkunft, einer stationären oder einer kommunalen Einrichtung oder bei Freunden wohnt.

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