

Viel Grün, eine Nachverdichtung mit Gebäuden und sogar ein See könnte nach Auffassung der jungen Studenten der Stadtplanung oder Architektur aus der weit über 100 Meter breiten Schneise durch den Dresdner Stadtkern ein menschenfreundliches Areal entstehen lassen. Der platzgreifende Straßenverkehr soll dabei zumindest räumlich eingehegt werden.
Die »Nord-Süd-Magistrale« zwischen dem Hauptbahnhof und dem Albertplatz wurde im Nachgang zu der großflächigen Enttrümmerung nach dem Zweiten Weltkrieg angelegt. Die Idee dazu rührte übrigens schon aus den 1930er Jahren. Und ja, auch wenn die heutige St. Petersburger Straße ein Kind sozialistischer Zeiten ist, damals war sie eine ganz zeitgemäße Stadtplanung. Durchaus neidvoll schauten westdeutsche Stadtplaner in den Sechzigern in den Osten, standen ihren gleichartigen Utopien doch häufig manifeste Eigentumsverhältnisse im Wege.
Schon im Jahr 1993 widmete sich der Architekt Stephan Braunfels in seinem Wettbewerbsbeitrag zum Georgplatz der »Großen Leere«. Heute, Jahrzehnte nach dem Bau des vier- bis sechsspurigen Straßenzugs, nehmen hochgewachsene Baumstreifen der städtebaulichen Wüstenei zumindest im Sommerhalbjahr ihre Wucht. Schön ist anders, sagten sich nun die Studenten und ließen ihre Gedanken sprudeln. In enger Abstimmung mit dem städtischen Amt für Stadtplanung und Mobilität schufen sie Planzeichnungen und Modelle, die im Mai und Juni im Zentrum für Baukultur Sachsen im Dresdner Kulturpalast ausgestellt wurden.
Als Wettbewerbssieger setzte sich der Entwurf »Brücken der Stadt« von drei Studenten der TU Dresden durch. Die Jury hob die ausgewogene Balance von qualitätvollen Räumen und neuer Bebauung hervor. Der »Sozialen Insel« einer Nürnberger Studentengruppe wurde der zweite Preis zugesprochen. Interessant ist Justin Müllers und Fabian Lichts (TU Dresden) Vorstellung »Blau trifft Grau«: Im Bereich des weitläufigen Georgplatzes ordnen sie zwischen offener Bebauung einen See ein. Eine verrückte Idee mitten in der Stadt? Nicht so ganz. Die Bezeichnung Seevorstadt erinnert schließlich daran, Mitte des 19. Jahrhunderts breiteten sich südlich der Altstadt noch Seen aus. Die autobahnähnliche Verkehrstrasse wird dabei zusammengeführt. Stattdessen entstünde eine Promenade für Fußgänger und Radfahrer, die über den vom Kaitzbach gespeisten Bürgersee führen würde.
Wie geht es weiter? Baubürgermeister Stephan Kühn meinte dazu salomonisch: »Für uns als Stadt ist es spannend zu sehen, wie die studentischen Arbeiten ein breites Möglichkeitsfeld aufzeigen, in welche Richtung sich die St. Petersburger Straße perspektivisch entwickeln könnte.« 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird es Zeit, der städtebaulichen Brache der St. Petersburger Straße den Charakter eines attraktiven Zentrums zu geben. Getreu dem Motto der Studenten: »St. Petersburger OASE – Vom Verkehrs- zum Lebensraum«.