Birgit Branczeisz

Mythos "Winnetou"

Radebeul. Was Karl May gewagt hat, war eigentlich unglaublich. Das macht die Figur bis heute so lebendig.
Michael Berndt-Cananá wird wieder als Winnetou zu den Karl-May-Festtagen in den Lößnitzgrund reiten.

Michael Berndt-Cananá wird wieder als Winnetou zu den Karl-May-Festtagen in den Lößnitzgrund reiten.

Bild: Branczeisz / Archiv

Im Jahr 1875 erfand Karl May seine Romanfigur Winnetou – es ist die Geburtsstunde eines Mythos, bis heute. »Mythos Winnetou« ist auch das Motto der diesjährigen 32. Karl-May-Festtage.

Was Karl May in seiner Zeit gewagt hat, fasziniert OB Bert Wendsche: 1875 wurde in Spanien die Republik beseitigt, Deutschland diskutierte über Eroberungen, im Tierpark Hagenbeck wurden gerade Lappländer zur Völkerschau  ausgestellt, in Amerika hatten die Komantschen in den Indianerkriegen die endgültige Niederlage erlitten – und in diesem Zeitgeist stellt Karl May »Winnetou« in den Mittelpunkt; einen derjenigen, die als Exoten gerade in Gehegen begafft werden und verbindet das mit dem Symbol der Blutsbrüderschaft zwischen einem Weißen und einem Indigenen. Eine völlig andere Perspektive zu seiner Zeit.

»Heute ist wieder eine Zeit der Umbrüche, von Kriegstüchtigkeit ist die Rede – in dieser Zeit wollen wir das Symbol der Menschlichkeit leben«, so Wendsche.

Ernst und heiter mit Winnetou

»Das Karl-May-Fest ist nicht nur ein Countryfest oder ein Volksfest – es ist eine Brücke zu Kulturen«, sagt Robin Leipold, wissenschaftlicher Direktor. Und weil Lachen verbindet, darf ab 23. Mai über »Dem Witz auf der Spur – 150 Jahre Winnetou« herzhaft gelacht werden. 50 Künstler haben mitgewirkt, über 300 Drucke sind entstanden – die 80 besten werden im Museumsgelände gezeigt. Mit diesem Auftakt haben die Karl-May-Stiftung und die Galerie Komische Meister Dresden deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Es ist dieser Mix mit Traditionellem, wie dem Country-Frühschoppen am Himmelfahrts-Donnerstag und dem Turtle-Island-Day mit Lesungen, einem Lakota-Sprachkurs für Anfänger sowie Native Rockmusik, der überrascht, aufmerksam und offen macht. Erstmals dabei ist zum Beispiel die Aktionsgruppe »Indianer und Menschenrechte« mit dem Film »Warrior Woman« und einer Ausstellung über indigene Frauen. Auch der Film von Neil Diamond, »Hollywood Indians«, am Sonntag wird spannend – zeigt er doch erstmals, wie Indigene in Hollywood gesehen wurden. Mit den Produzenten »Resolution Pictures« bahnen sich erste Kontakte an. Vielleicht gibt es mal wieder ein Filmfestival. »Erste Spuren legen wir dieses Jahr«, so Leipold.

Kevin Manygoats, Navajo aus Arizona, ist seinen Weg umgekehrt gegangen – er lebt seit 2003 in Dresden. Seit 2016 engagiert er sich im Karl-May-Museum. Unter den Indigenen, die erwartet werden,  ist die Benally-Family (Navajo), Neil Diamond (Cree) und Nuvassie Blacksmith (Lakota). Sie vermitteln einen Einblick in ihr Leben, in ihre Bräuche und ihre Kultur über Gesänge und Tänze sowie im Gespräch mit den Besuchern am Feuer.

Musik für 33 Stunden

Alle künstlerischen Fäden laufen erstmal in den Händen von Björn Reinemer zusammen. Vom Karl-May-Museum zum Weißen Roß, in den Lößnitzgrund bis hoch nach Wahnsdorf ins Sternreitercamp – 20. Freiberger Countrynacht, 14 Musik-Acts, vier Theaterszenen, 15 Vereine mit über hundert Freiwilligen – so viele wie nie sind dabei. Zu sehen sind drei Ausstellungen und zu hören 33 Stunden Musik.

Was ist alles neu?

Neu ist die Mitmachstation am Weißen Roß mit Falkner, Basteln und Fotopoint mit Pferd von den Landesbühnen. Erstmals dabei ist die Volkshochschule des Landkreises Meißen mit Trommeln, schamanischem Singen oder Kräuterwissen Auffrischen. Am 1. Juni, dem Kindertag, erwartet kostümierte Kinder zudem eine kleine Überraschung an der Kasse. Außerdem gibt‘s für alle an dem Tag mit Eintrittsbändchen ab 14 Uhr freien Eintritt ins Bilzbad. Neu ist auch der musikalische bzw. theatralische Überfall auf den Santa-Fe-Express – eine Konsequenz aus dem »Waffenverbot« der Vorjahre. Erstmalig können Schwerbehinderte mit 50 Prozent Behinderungsgrad ermäßigt auf‘s Fest, Betreuer haben freien Zugang. Samstag, 12.30 bis 17 Uhr, pendelt erstmals ein Shuttlebus vom Sternreitercamp in Wahnsdorf in den Lößnitzgrund.

Neu ist auch das Format »Prolog«: Indigene besuchen Schulen in Radebeul, Dresden und Moritzburg und kommen ins Gespräch.

Reitercamp in Wahnsdorf

Kleine Besucher können sich beim Hobby-Horsing Steckenpferd-Turnier und Ponyreiten ausprobieren. Die Wanderreiter stellen ihr Können bei den Reiterspielen unter Beweis und für das Publikum sorgt vor allem das berittene Bogenschießen mit der mehrfachen neuen Meisterin für Spannung. Die Sternreiterparade am Sonntag bildet das Highlight. Der Reiter, der den längsten Sternritt zu den Karl-May-Festtagen zurückgelegt hat, wird von Winnetou und Old Shatterhand mit einem Pokal geehrt.

Karl May im Arbeitszimmer

Neben der Sonderausstellung zum 150. Geburtstag von Winnetou gibt es Lesungen, Workshops und Führungen. Das Museum bietet zudem einen Einblick in die Kultur der Native Americans und zeigt, wie Karl May die Figur des Winnetou erschaffen hat. 

Höhepunkte auf einen Blick

Freitag, 30. Mai: Feierliche Eröffnung der Festtage, Freiberger Country-Nacht mit Alina Sebastian, Smokestack Lightnin‘ und Triple Trouble.

Samstag, 31. Mai: Indigene Tanzshows, Buchvorstellung mit dem preisgekrönten Autor Clemens Meyer, Schirmherr der Karl-May-Festtage, der sein neues Buch »Die Projektoren« vorstellt. Abendkonzert mit SIHASIN und Big Fat Shakin’.

Sonntag, 1. Juni: Sternreiterparade um 11 Uhr, Kindertagsaktionen mit Goldwaschen, Schmieden, Schatzsuche und Abschlusskonzert mit Cash & Candy.

 

Alle Informationen zu Künstlern, Angeboten und den indigenen Gästen finden sich auf der offiziellen Website www.karl-may-fest.de oder in der Radebeuler Bürger-App. Den Überblick über alle Veranstaltungen gibt es unter www.radebeul.de/karlmay/programm.

 So klappt`s mit der Fahrerei:

Die Lößnitzgrundstraße wird für die Vorbereitungsarbeiten und für das Fest selbst vom 30. Mai, 6 Uhr, bis zum 2. Juni, 6 Uhr, für Fahrzeuge voll gesperrt sein. Alle Besucher des Festes werden gebeten, die Parkplätze gegenüber der Landesbühnen Sachsen sowie am Bilzbad zu nutzen. Im direkten Umfeld gibt es nur sehr begrenzt Parkmöglichkeiten. Unbedingt sollten alle Besucher Halteverbote beachten, damit Rettungskräfte freien Zugang haben.

Am Sonntag, 1. Juni, findet in der Zeit von 10.30 bis etwa 12.30 Uhr auf der Meißner Straße in Höhe des Kleinbahnübergangs »Weißes Roß« die traditionelle Sternreiterparade statt. Dafür muss die Meißner Straße kurzzeitig komplett gesperrt werden. Kraftfahrer sollten das Gebiet weiträumig umfahren, eine Umleitung ist ausgeschildert. Nutzen Sie den Shuttle zwischen Sternreitercamp und Lößnitzgrund.  Außerdem ist die Traditionsbahn mit allen Wagen im Einsatz.

 

 

 

 

 

 


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