

„Was pfeift der für einen Mist?“ Als Zuschauer eines Fußballspieles kennt man diesen emotionalen Ausbruch und jeder Fan dürfte sich selbst schon einmal dabei erwischt haben, wie er über den Schiedsrichter geflucht hat. „Wir sind auch nur Menschen, machen Fehler oder es läuft nicht so, wie es sollte“, sagt Marcus Nitzsche. Er ist Referee beim SC Borea Dresden. Oft muss er Beleidigungen und derbe Sprüche hören. „Nicht alles persönlich nehmen und Anfeindungen abprallen lassen“, lautet sein Motto. Wichtig sei die Körpersprache, um die Autorität auf dem Platz beizubehalten. Für Schiedsrichter ist das neben konditioneller Verfassung, Konzentration und sehr guter Regelkunde das beste Handwerkzeug für ein erfolgreiches Auftreten. Hinzu kommt Fingerspitzengefühl, „das man aber nur durch Erfahrung bekommt“, sagt Dieter Kriegel. Er betreut beim SC Borea insgesamt 14 Referees und sorgt dafür, dass der Verein jährlich das Soll für die Bereitstellung von Schiedsrichtern erfüllt. Sonst drohen Geldstrafen und Punktabzug. Im Jägerpark hat man damit schlechte Erfahrungen gemacht und daraus gelernt. Jetzt sind es doppelt so viele Jugendliche und Männer wie nötig, die sich dem Pfeifen verschrieben haben. Marcus Nitzsche gehört seit diesem Jahr sogar der Kadergruppe des Stadtverbandes an und wird gefördert. Er besucht regelmäßig Lehrgänge und Seminare, um sich weiterzubilden. „Etwa zehn Stunden pro Woche bin ich mit dem Hobby beschäftigt“, erzählt der 21-Jährige, der eine Ausbildung als Verwaltungsfachangestellter in Radebeul absolviert. Vor neun Jahren meldete er sich in seiner Heimatstadt Chemnitz bei einem Verein, weil er irgendetwas mit Fußball machen wollte. „Spieler oder Schiedsrichter“, hieß die Frage und Nitzsche´s spontane Antwort ebnete ihm den Weg zum Referee. „Selbst habe ich nie gespielt und es reizt mich auch nicht“, sagt er heute und ist zufrieden mit seiner Entscheidung von damals. Seit April 2013 ist er bei Borea aktiv, pfeift im Herrenfußball der 1. Stadtklasse und möchte zukünftig auch mal höher ran. Seine Leistungen reflektiert er oft selbstkritisch und sieht auch Fehler ein. Zum umstrittenen Videobeweis hat der junge Schiedsrichter eine klare Haltung. „Ich bin dagegen, weil das Spiel auch von unseren Entscheidungen lebt.“ Es gehört eben dazu, dass Fans darüber weiter diskutieren und Emotionen zeigen, ohne Grenzen zu überschreiten. Nitzsche geht ohnehin damit locker um. „Viele meckern sowieso nur, weil sie die Regeln nicht so genau kennen.“ Du möchtest auch Schiedsrichter beim SC Borea werden?