Branczeisz

Neue Graffiti-Schmierereien zum Stadtfest

Dresden. Hilft nur noch eine zivile Streife des Ordnungsamtes an den Elbbrücken?

Bürgermeister Detlef Sittel will nicht mehr hinnehmen, dass Dresden immer mehr verschandelt wird.

Bürgermeister Detlef Sittel will nicht mehr hinnehmen, dass Dresden immer mehr verschandelt wird.

Bild: Branczeisz

Es ist noch keine zwei Monate her, da verkündete Bürgermeister Detlef Sittel an der Albertbrücke, die Stadt wolle es nicht mehr hinnehmen, dass Dresden immer mehr verschandelt wird. Die Stadt entfernte demonstrativ mit der Service GmbH der Deutschen Bahn erste Schmierereien an der Albertbrücke. Denn so will sich die Landeshauptstadt ihren Gästen nicht mehr zeigen. Die Deutsche Bahn hat damit schließlich Erfahrung mit dem Thema, am Sandstein muss allerdings eine besondere Technik greifen. Dresden setzt u.a. Nussschalen gegen Graffiti ein. Ähnlich wie beim Sandstrahlen wurde in den knapp zwei Monaten beseitigt, was Schmierer am ehrwürdigen Bauwerk über Jahre angerichtet haben. Dafür wird verschiedenes Strahlgut aufgespritzt. Das ist äußerst mühsam. Eine Opferschicht wie bei Beton aufzubringen, komme bei Sandstein nicht infrage. Sandstein muss atmen. Die Schriftzüge verblassen nur allmählich. Ganz weg bekommt man sie nicht. Die Stadt kann nur hoffen, dass die Zeit ein wenig mithilft und - die Vernunft der Dresdner. Letztere hat offenbar nicht mitgespielt. Zum Stadtfest entstanden so im Portal der Albertbrücke wieder mehrere neue Schandflecke, so der Bereichskoordinator der Deutschen Bahn, Thomas Cubeus gegenüber dem Wochenkurier. Gerade waren seine Mitarbeiter an der Augustusbrücke am Graffiti-Entfernen - und auch dort prangen nach dem Stadtfest wieder neue Schriftzüge. Besonders ärgerlich: Die Stadt wollte wenigstens die Schmierereien am historischen Sandstein entfernen, die vom Schiff oder am Elbradweg sofort ins Auge springen. Nicht einmal das scheint zu klappen. Mindestens genauso ärgerlich: Warum gelingt es nicht, so markante Bauwerke an so besonderen Wochenenden im Blick zu behalten?

 

Der Erste Bürgermeister, Detlef Sittel, hatte noch Anfang Juli erklärt: "Haben wir mit Graffiti ein Problem? Ja." Dresden gebe Millionen für die denkmalsgerechte Sanierung von Brücken aus! "Das ist kultureller Anspruch dieser Stadt, so präsentieren wir uns unseren Gästen und so leben wir selbst", so Detlef Sittel. Wollen wir das als Stadtgesellschaft? In Dresden wurden 2020 immerhin 2.142 illegale Sprüher erwischt. Die Dunkelziffer ist natürlich um ein Vielfaches höher. Im Vergleich zu 2019 waren das aber bereits 365 Fälle mehr und damit ein Zuwachs von 20,5 Prozent. Dadurch entstanden 2020 Kosten von 86.119 Euro für die Entfernung von illegalem Graffiti. Neben den weltweit bekannten Elb-Brücken ist augenscheinlich die Äußere Neustadt gerade besonders betroffen. Die Stadt macht schon Unterschiede, weil sie der Verwahrlosung gar nicht Herr wird. "Es gibt Bereiche im Hechtviertel oder der Inneren Neustadt, da würden wir nicht so agieren", so Sittel. Der Dresdner Stadtrat hat für dieses Jahr 150.000 Euro zur Verfügung gestellt und die Verwaltung beauftragt, illegales Graffiti an städtischen Objekten wie Sportstätten oder Spielplätze im 26er-Ring und an den Brücken im Stadtzentrum zu entfernen. Ende November, Anfang Dezember, wenn der neue Haushalt beraten wird, müssen die Stadträte entscheiden, ob sie die Gelder weiterhin ausgeben oder sogar aufstocken wollen. So wie die Sache aussieht könnte es ein dauerhafter Posten im Haushalt werden.


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