

Sie schaffen es in Reisemagazine, lustige Familienserien oder auf Kaffeebecher – Dogwalker. Hundesitter, die mit ihrer Rasselbande – vom Dackel bis zur Dogge – durch den Park spazieren oder vom wuselnden Haufen gezogen werden – das ist jedes Mal ein Hingucker. Zum Lachen, zum Schmunzeln allemal, fotografiert oder kopfschüttelnd zur Kenntnis genommen.
In Dresden sind sie immer häufiger zu sehen. Homeoffice adé – der Chef verlangt Anwesenheit im Büro und »Mensch« hat wieder Verpflichtungen. Doch wohin mit dem Hund, den man sich doch gerade in schier endlosen Corona-Zeiten angeschafft hat? Wer seinen besten Freund nicht mit zur Arbeit nehmen kann, hat jetzt ein Problem. Er ist auf Hundesitter angewiesen. 42 Dogwalker haben inzwischen ein Gewerbe in Dresden angemeldet – Gassigeher zu Deutsch. Eine spezielle Ausbildung ist dafür nicht gefordert, solange die Tiere nicht chauffiert werden. Dass es mit einem Notdurft-Spaziergang nicht getan ist, zeigt der Fakt, dass zeitgleich auch sieben Hundetagesstätten ein Gewerbe angemeldet haben.
Dresden war schon vor Corona Sachsens heimliche Hunde-Hauptstadt, noch vor Leipzig oder Chemnitz. Jetzt hat sie ihre Führung ausgebaut: Ende 2021 waren in Dresden rund 15.500 Hunde angemeldet. Die meisten Hunde wohnen übrigens in Löbtau, die wenigsten in Langebrück – gerechnet auf die dort wohnenden Zweibeiner natürlich. Stadthund oder Landhund – das ist für Dresdens Hundetrainer Kai Hartmann gar nicht die Frage. »Der Hund muss nicht durch einen 3.000 Quadratmeter-Garten fetzen, um glücklich zu sein«, sagt Hartmann. »Er will wertvolle Zeit mit seinem Menschen verbringen.« Das ist sozusagen des Pudels Kern.
Denn genau damit fangen jetzt viele Probleme an. Hund ist es gewöhnt, dass Mensch zu Hause ist – und plötzlich soll er allein bleiben. Das kann nur schiefgehen. »Mein Hund zerlegt die Wohnung« oder »Mein Hund hört überhaupt nicht mehr« sind nur einige der Sätze, die Hunde-Mensch Kai Hartmann dann oft hört.
Denn als »Hundetrainer« sieht er sich nicht – weil aber der überforderte Hundebesitzer genau nach diesem Wort im Internet sucht, muss es Hartmann zwangsläufig verwenden. Einmal im Gespräch wird schnell klar – dieser Mann will Mensch dazu bringen, sich anders zu verhalten, durch Körpersprache für den Hund klar und damit sicher zu sein. Ohne endloses Reden, Rufen und Schimpfen. Denn das Problem befindet sich bekanntlich immer am oberen Ende der Leine.
Apropos Leine. Hartmann findet es gut, dass die Landeshauptstadt auf vielbesuchten Plätzen und Wegen Leinenpflicht verordnet. Das gibt beiden Sicherheit und es gibt viele Hundehalter, die ihren Vierbeiner nicht jederzeit zu sich rufen können. Warum das so ist? Hundeerziehung ist Kommunikation und nicht konditionieren auf Befehle. Hartmann geht sogar noch weiter und überträgt das wieder auf den Menschen. Im Audi-Talk hat er mehrfach über erfolgreiches Führen gesprochen. Hartmann ist »nicht auf den Hund gekommen«, sondern beim Menschen geblieben. Seit der Zweibeiner wieder in seinen Alltagsmustern angekommen ist, gibt es da jede Menge zu tun. Denn Dresden, da ist er durch seine persönlichen Reisen überzeugt, ist eine »Mega-Hunde-Stadt«.
Mehr zu diesem Thema:
www.betreut.de (Dogwalker, Urlaubsbetreuung, Hunde Kita in Dresden)
www.hundetrainer-dd.de (Mensch-Hund-Verstehen)
Buchtipp: Nancy Wendler & Kai Hartmann: »Das feine Führen«