Seitenlogo
bb

Glühwein und Märchengestalten

Dresden-Kleinzschachwitz. Wenn die Straße, die durch den Ort führt, wieder voller Leben ist und alle Läden dekoriert sind, dann ist es wieder soweit: Kleinzschachwitz lädt zur Dorfmeile ein.

Pfarrer Nikolaus Krause und Apotheker Patrick Hofmann mit Claudia Gütter.

Pfarrer Nikolaus Krause und Apotheker Patrick Hofmann mit Claudia Gütter.

Bild: B. Branczeisz

Claudia Gütter sagt heute noch »Ich gehe mal runter ins Dorf«, wenn sie auf den Markt geht. So war es immer und so empfinden es die meisten hier in Kleinzschachwitz. Denn im Gegensatz zum alten Prohliser Dorfkern, der in frühen DDR-Zeiten einfach abgerissen wurde, blieb hier alles beim Alten. Fast jedenfalls. In Sichtweite der Hochhäuser von Prohlis und Leuben ist Kleinzschachwitz eine Insel mit fast dörflichem Charakter geblieben. Als Wohnlage entdeckt wurde Kleinzschachwitz eigentlich erst ab 1886 – denn da wurde hier eine Dampfschiffstation errichtet und innerhalb kürzester Zeit entstanden Villen rund um das Elbufer von Laubegast bis Zschieren. Später entstanden auch einige Eigenheimsiedlungen. Im Jahr 1921 wurde Kleinzschachwitz als Stadtteil Dresdens eingemeindet. Eigenständig fühlen sich die Leute hier aber immer noch irgendwie. »Wir wollen das auch erhalten«, sagt Gütter. 

 

Pfarrer Nikolaus Krause und Apotheker Patrick Hofmann nicken. Die drei sitzen im Claudia Gütters Eiscafé & Pfannkuchenhaus – Altkleinzschachwitz No.1 und plaudern über das bevorstehende Wochenende vom 9. und 10. Dezember.

 

»Dorfmeile« von Verein organisiert

 

Denn die Gastronomin ist im Vorstand des hiesigen Vereins, der zweimal im Jahr die »Dorfmeile« organisiert. Und nicht sie allein, sondern gut 50 Vereinsmitglieder ziehen mit. Dann feiert sich Kleinzschachwitz, die Straße durch den Ort ist voller Leben, alle Läden sind dekoriert, jeder hat sich eine Attraktion ausgedacht – und immer hat es mit »dem Dorf« zu tun.

 

So wie die Märchenfiguren aus dem alten Kaufhaus Günther, dessen Namenszug am »Zschachwitz Center« noch immer an früher erinnert. Die Märchenfiguren, die hier einst standen, tauchen nun in den Schaufenstern des Ortes auf. Ja, sie haben`s mit dem schönen Alten. Die Straßenbeleuchtung wird auch gerade ersetzt. Nicht etwa die alte durch neue – nein, die modernen Lampen werden durch Kandelaber ersetzt. Oder die mit Dreyers Blumengalerie. Der gehörte zu Kleinzschachwitz solange man hier denken kann – als das Geschäft aufgegeben wurde, kaufte es die Stadt und riss es ab. Vier Jahre hat der Kampf gedauert, an dieser Stelle einen Lesepavillon aufzustellen. Sie haben es alle zusammen geschafft.

 

Ein Zusammenhalt, der sich auf in den Geschichtsbüchern wiederfindet. Als die katholische Kirche »Zur Heiligen Familie« 1979 bis 1981 um- und neugebaut werden sollte, legten die Leute hier im Ort ihre Materialkontingente zusammen. Es ist auch die Kirche, genauer gesagt die neue Orgel, die in diesem Jahr von den gesammelten Spenden der »Dorfmeile« unterstützt wird.

 

Was Sie noch entdecken können in Kleinzschachwitz

 

Das Putjatinhaus: Ein Ehe-Skandal führte Fürst Nikolaus Putjatin nach Kleinzschachwitz. Der Philanthrop, Philosoph und Sonderling stifte nach eigenen Entwürfen 1823 ein eigenes Schulhaus. Fürst Putjatin sprudelte auch vor Erfindungen. So stattete er seine Kutsche mit Blasebalgen aus um sich im Sommer Kühlung zu verschaffen, seinen Schlitten mit einem Ofen für den Winter. Er erfand eine Zuckersäge, benutzte hölzerne Gesichtsmasken als Windschutz - ein überraschender Zeitgenosse.

 

Das Dunkelrestaurant Sinneswandel: Hier erlebt man aufgrund der außergewöhnlichen Umgebung einen völllig neues Restauranterlebnis! In kompletter Dunkelheit kann man eine der abwechslungsreichen 3- oder 4-Gänge-Menüs und Getränke probieren. Wer ganz mutig ist, kann sich auch von einem Überraschungsmenü verzaubern lassen. Ein blinder Kellner führt die Gäste im Restaurant an ihren Platz.

 

Das Fährhaus anno 1860: Ein idyllisches Haus, das direkt an der Elbe liegt. Es wurde im Landhausstil renoviert und bietet innen 75 Plätze. Heute ist es als Fährhaus Kleinzschachwitz bekannt. Im Sommer bietet der urige Biergarten Platz für 250 Personen und bietet einen direkten Blick auf das Schloss Pillnitz.


Meistgelesen