

Denn einmal mehr dreht sich am Freitag und Samstag vieles um einen der bekanntesten Zschachwitzer der Vergangenheit - Fürst Nikolaus Putjatin. Der Philanthrop, Philosoph und Sonderling stifte den Orten um Zschachwitz nach eigenen Entwürfen 1823 ein Schulhaus. Dieses Jahr feiert die Schule also ihr 200 jähriges Jubiläum. Putjatin ist lebendiger denn je.
Fürst Putjatin sprudelte vor Erfindungen. So stattete er seine Kutsche mit Blasebalgen aus um sich im Sommer Kühlung zu verschaffen, seinen Schlitten mit einem Ofen für den Winter. Er erfand eine Zuckersäge, benutzte hölzerne Gesichtsmasken als Windschutz und baute ein Landhaus mit 16 Balkonen wegen der frischen Luft - ein überraschender Zeitgenosse, skurril auf jeden Fall, bedenkt man die Zeit, in der er lebte. Aber auch eigen verspielt, was nicht wundert, wenn man weiß, dass der Junge mit 8 Jahren auf die Kadettenschule kam und seinen Dienst schließlich wegen einer Knutenexekution, die er als Offizier selbst durchführen musste, quittierte. Er war Schöngeist, Enthusiast, Gartenfreund, Diplomat.
Für Schauspieler Frank Müller vom "Dresdner Hofgeflüster" natürlich eine amüsante, aber auch hintergründige Rolle. Schließlich hat der Fürst den Zschachwitzer eine Schule geschenkt und hatte zu Bildung eigene Vorstellungen. Kein Wunder also, dass Frank Müller und Kollege Jürgen Baum als Lehrer Locke am Samstag 14 Uhr im Putjatinhaus auch ein paar ernste Worte zum Thema "Bildung" sagen werden. Um 15.30 Uhr tauchen sie dann zu heiterem Plausch als Gartengäste bei Kaffee & Kuchen im Gartencafé bei Familie Scykalka auf, an der Putjatinstraße 8.
Ja, die Familien und Geschäfte in Zschachwitz. Nur durch sie alle lebt die Dorfmeile, ein jeder trägt nach seiner Fasson etwas bei - das hätte dem Fürsten sicher gefallen. Da wird gebastelt, gesungen, getanzt und gefeiert - die Zschachwitzer Dorfmeile ist längst ein Event über den Ortsteil hinaus. Lustig ist das nicht immer. Den Hamsterkäufen an Losen für die beliebte Tombola im Vorfeld des Straßenfestes wurde diesmal ein Riegel vorgeschoben - schließlich soll jeder Besucher die Chance auf ein Los haben.
Claudia Gütter, eine der Organisatorinnen schüttelt noch immer den Kopf. Positiv überrascht war sie über den Bewegungsdrang ihrer Zschachwitzer. Im letzten Jahr rief Christine Mertink von der Rückenlounge zum 1. Dorfmeilenlauf auf. Und wie sie liefen. "Beim 120 Teilnehmern haben wir aufgehört zu zählen", so Claudia Gütter. Ob Zschachwitz wieder "überrannt" wird? Mal sehen.
Das proppenvolle Programm bietet so manches, was viele Dresdner interessieren könnte: einen historischen Spaziergang mit Gert Scykalka am Samstag 11 Uhr, einen Vortrag zur Dresdner Kneipenmeile - ein Bummel durch historische Dresdner Gaststätten mit Manfred Wille, Samstag 16 Uhr - beides beginnend am bzw. im Putjatinhaus. Rock 'n Roll, Kuba-Dance, Festumzug - es lohnt sich sicher, den Zschachwitzern mit ihrem Fürsten einen Besuch abzustatten.