Einmal Haare schneiden für Bedürftige
Alle sechs Wochen kommen Friseusen oder Friseure in die Wiener Straße73 und schneiden Obdachlosen kostenfrei die Haare. Sie lachen miteinander, haben Freude - die einen fühlen sich gebraucht, die anderen nicht vergessen. Es ist der 26. Friseurtag für Dresdner Obdachlose und Bedürftige. Hier im Souterrain einer Villa hat der Verein "Dresdner Bürger helfen Dresdner Obdachlosen und Bedürftigen e.V." sein Domizil. Ein Name, der in der Stadt für Kritik gesorgt hat - weil er Hilfe für andere, "fremde" Bedürftige aussschießt. Uwe Riedel, Vize im Verein, winkt ab: "Es gibt viele Nationalitäten, die schon länger hier leben und arm sind, Italiener, Griechen, Osteuropäer. Kürzlich haben wir eine ganze Familie aus Venezuela eingekleidet". Auch bei Feiern schaue doch niemand, woher nun jemand käme.
Riedel erklärt den Vereinsgrundsatz so: "Flüchtlingen brauchen wir nicht helfen, die bekommen genügend Hilfen vom Staat. Dafür sind wir zwar gerügt worden, aber damit müssen wir leben". Immer wieder gab es deshalb politische Anwürfe, sogar juristische Auseinandersetzungen, auch mit dem Vereinsvorsitzenden Ingolf Knajder. Der hat auf der Vereinsseite eine Stellungnahme abgegeben: Er habe einem Fernsehteam vom Kontraste-Magazin der ARD bei einem Reportage-Termin vor Ort viel aus seinem Leben in der DDR erzählt, als offiziell anerkannter politisch Verfolgter engagiere er sich "politisch und religiös neutral". Für ihn gelten lediglich zwei Ausschluss-Kriterien im Verein: Mitgliedschaft und Unterstützung der Antifa oder der NPD. Auch für die Gäste gibt es klare Regeln: keine Drogen, kein Alkohol. Selbst geraucht wird im Haus nicht.
Die Idee für die Obdachlosenhilfe mit Mittagsessen, Dusche, Kleiderkammer und einem Plausch kam den Akteuren 2014. Nicht nur reden, machen wollten sie und bewusst im Villenviertel. Sicher vor allem als Reaktion darauf, dass Dresdner Obdachlose plötzlich weniger wahrgenommen wurden. Seitdem agiert der Verein rein Spendenfinanziert, ohne Aufwandsentschädigung oder Förderung durch die Stadt. Vor allem Ältere kommen, die wenig Rente haben oder plötzlich schwer erkrankt sind. Menschen, die grad so über die Runden kommen und sonst eigentlich "nichts mehr machen können".
Ein Mittagsessen, ein paar neue Sachen abholen oder eben ein kostenloser Haarschnitt - das kann schon richtig helfen. Steuerberater Claudia Thaller-Birkigt war gerade für 300 Euro einkaufen und steht jetzt in der Küche um etwas herzurichten. Die ersten greifen zu bei belegten Broten und Brötchen, gönnen sich ein Kaffee, den sie sich sonst nie leisten könnten. So wie Claudia Thaller-Birkigt kommen jeden Tag Helfer vorbei, die für die Ärmsten in Dresden da sind. Weitere wichtige Projekte sind seit Corona der #Kältebus, außerdem das #FerienhausZirkow bei Binz für bedürftige Familien und als alljährlicher Höhepunkt die #Weihnachtsfeier mit bis zu 400 Teilnehmern, jeder Menge Helfern und Prominenz.
www.obdachlosenhilfe-dresden.de

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