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Carola Pönisch

Echtes "Danish Girl" ruht in Dresden

Dank Geld aus Hollywood-Filmproduktion wurde jetzt die Grabstätte von Lilli Elbe auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof restauriert.

 Lilli Elbe, geboren als Einar Mogens Wegener, unterzog sich in Berlin und Dresden als erster Mensch einer geschlechtsangleichenden Operation. In Dresden fand die mutige Frau auch ihre letzte Ruhestätte. „Lili Elbe. Geboren in Dänemark, Gestorben in Dresden". Mehr steht nicht auf dem sichtlich neuen Grab, das mit Vergissmeinnicht, Hornveilchen und Lilien geschmückt ist. Dass die Beisetzung dieser Frau auf dem Trinitatisfriedhof schon sehr lange her ist – im September werden es genau 85 Jahre sein – werden zumindest jene Dresdner wissen, die den Hollywoodfilm „The Danish Girl" gesehen haben. Anruf in Hollywood Dass es dieses in den späten 50-er Jahren eingeebnete Grab heute wieder gibt, ist in erster Linie Beatrice Teichmann, Verwaltungsleiterin des Elias-, Trinitatis- und Johannisfriedhofes, zu verdanken. „Schon als 2013 Dreharbeiten für eine andere Dokumentation stattfanden, in der es auch um Lili Elbe ging, setzte sich bei mir die Idee fest, dieses Grab wieder aufzubauen." Als dann der Spielfilm „The Danish Girl" in die Kinos kam, griff Beatrice Teichmann beherzt zum Telefon, rief bei der amerikanisch-britisch-deutschen Filmproduktion in Hollywood an und fragte, ob man denn nicht das Andenken an Lili Elbe finanzieren könne. Man konnte und übernahm die rund 4.100 Euro Kosten. Bewegendes Schicksal Ein Leben im falschen Körper: Das dänische Mädchen kam 1882 als Einar Mogens Wegener in Vejle, Dänemark, zur Welt – als Transsexuelle mit männlichen als auch mit weiblichen Organen. Einar studierte Kunst, wurde Maler und heiratete 1904 Gerda Gottlieb, ebenfalls Malerin. Doch mehr und mehr fühlte der junge Mann, dass er eigentlich kein Mann sein möchte, dass Gefühle und Empfindungen nicht zu seinem männlichen Körper passten. Erst recht nicht, nachdem er für seine Frau Greta, die sich in ihrem künstlerischen Schaffen auf Illustration und Modegrafik spezialisiert hatte, in Frauenkleidern immer wieder als „Lili" Modell gestanden hatte. Diese Lili wagte sich bald schon aus dem Atelier ins öffentliche Leben, wo sie sich als Einars Schwester ausgab. Doch dieses Leben fiel Einar/Lili zunehmend schwerer, von Depressionen und Selbstmordgedanken ist in der 1931 erschienenen Biografie „Ein Mensch wechselt sein Geschlecht" die Rede. 1930 fasste Lili Elbe (dieser Nachname wurde später tatsächlich mit Bezug zu Dresden angefügt) den folgenschweren Entschluss, sich zugunsten ihres gefühlten Geschlechts einer geschlechtsanpassenden Operation zu unterziehen. Niemand vor ihr hatte je diesen großen Schritt mit all seinen Konsequenzen gewagt. Ihr Herr und Meister in dieser Mission, der begnadete Operateur und Chef der Dresdner Frauenklinik Kurt Warnekros, schickte sie zur ersten OP nach Berlin, drei weitere nahm er selbst in Dresden vor. Als nach dem vierten Eingriff – Warnekros wollte Eierstöcke einpflanzen und eine Hormonbehandlung ansetzen – schwere Komplikationen auftraten, zog sich der Mediziner zurück. Sein großes Experiment war gescheitert. Lili Elbe starb am 12. September, nur zwei Jahre, in denen sie ganz offiziell als Frau leben konnte. Ihr Grab wurde genau an jener Stelle wieder errichtet, wo sie einst ihre letzte Ruhe fand. Gepflegt wird es vom Dresdner Verein TransInterAktiv.        


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