

Der letzte Stein der Dresdner Carolabrücke ist in ein paar Tagen weg. Bis auf das Fundament wird jetzt auch Strom-Pfeiler D abgetragen. Die Entscheidung dazu kam in letzter Minute von der Stadtspitze. Weil vier Architekten ihre Entwürfe für eine neue Carolabrücke in einem Planer-Wettbewerb aufs Papier bringen werden, sollte auch der letzte, sichtbare Rest der alten Brücke verschwinden. Für freie Gedanken sozusagen. So jedenfalls war die Erklärung der Stadt.
Man darf gespannt sein. Brückenplanerin Grit Ernst vom Straßen- und Tiefbauamt. Abt. Ingenieurbauwerke ist es jedenfalls. Gemeinsam mit Geschäftsführer Jörg Falasch von der Ingenieurgesellschaft Falasch, stellte sie jetzt den aktuellen Stand vor und natürlich ist zunächst vom Wasserstand die Rede. Den hat das Ingenieurbüro jetzt in der Elbsohle jeweils in zehn Meter Breiten abgescannt. Das ist vom Boot aus mit Fächer-Echolot erfolgt.
Das Ergebnis ist wenig überraschend. Die Elbsohle muss instandgesetzt werden. Die Elbe ist nicht mehr dieselbe: zumindest an der Stelle, wo am 11. September 2024 der Brückenzug C abstürzte. Das hat das Flussbett verändert – an einigen Stellen ist es tiefer geworden und an anderen flacher.
Der Grund dafür ist die Verengung des Querschnittes der Elbe durch die notwendig gewordene Baustraße sowie tonnenschwere Trümmerteile und die damit einhergehende höhere Strömungsgeschwindigkeit. »Da wird Wasser rabiat«, so Falasch. Im Boden entstanden vier, fünf Meter tiefe Löcher, sogenannte Kolke, die mit Wasserbausteinen verfüllt werden mussten und u.a. auch Bomben freilegten.
Falasch findet es beeindruckend, wie sich die Elbe verändert hat. Die letzte Peilung vom 21. Juli offenbart - gelb markiert - eine Sandbank. Eine sogenannte Linse auf der Neustädter Seite in Richtung Augustusbrücke, wo sich von anderer Stelle Sedimente angelagert haben. Die Sandbank liegt nur 50 bis 60 Zentimeter tief. »Da hätte man aussteigen und sich in die Elbe stellen können«, sagt Geschäftsführer Jörg Falasch.
Grün und blau markierte Bereiche sind bereits perfekt – an »roten Stellen« muss nachgebessert werden werden und »gelbe Bereiche« sind ein Risiko für die Schifffahrt. »Bis Mitte August müssen wir die Elbe frei haben«, so Grit Ernst. Das ist die Frist, die das Wasser- und Schifffahrtamt der Stadt gesetzt hat. Immerhin muss die Behörde auf der Bundeswasserstraße eine 50-Meter breite Fahrrinne von 1,40 Meter Mindesttiefe garantieren und zwar für 245 Tage im Jahr.
Also muss das Baggerschiff »Domarin 10« erneut ran. Von Land aus ist die Stelle, gut 300 Meter unterhalb der Carolabrücke, zu weit vom Ufer entfernt, um von Land aus zu baggern. Das Baggerschiff braucht selbst eine Mindesttiefe von 1,00 bis 1,20 Meter. Schon wegen der aufzunehmenden Last. Das Schiff muss sich sogar erst den Weg stellenweise bis Dresden freischaufeln.
Die Instandsetzung der Elbsohle wird ab Ankunft, und falls es keine Unterbrechungen gibt, drei Wochen dauern. Mit dem Aushub werden tiefere Stellen, zum Beispiel bei Pieschen oder nahe der Marienbrücke, aufgefüllt oder in ein Zwischenlager gebracht. »Im September fahren aus unserer Sicht definitiv Schiffe«, sagt Grit Ernst, aber entscheiden muss das natürlich das Wasser- und Schifffahrtsamt.
Bei den anvisierten Kosten von 18 Millionen soll es bleiben. »Diese Obergrenze werden wir nicht reißen«, sagt Grit Ernst.
Elbradweg und Terrassenufer sind im September noch nicht freigegeben. Das dürfte im Oktober werden. Denn es hat doch einige Schäden an der Asphaltdecke und an den Fußwegen gegeben. Außerdem müssen Zuwegungen und Widerlager mit offenen Rohren verschlossen, Markierungen und Schilder angebracht sein. Da ist noch einiges zu tun.