

Nein, die Übernachtungszahlen für die Landeshauptstadt sollte man weder schön- noch schlechtreden. Da hat OB Dirk Hilbert schon recht. Sie stagnieren derzeit. Im Vergleich zur Halbjahresbilanz 2015 weist die Statistik 2016 ein kleines Minus von 0,2 Prozent aus. Das wäre ja noch nicht so schlimm, aber voriges Jahr gab es nach vielen Jahren stabilen Wachstums einen Einbruch. Und davon hat sich der städtische Tourismus noch nicht erholt. „Als positives Signal sehen wir den Anstieg ausländischer Gäste in den ersten sechs Monaten um 7,7 Prozent", betont Dr. Martina Bunge, Geschäftsführerin der Dresden Marketing GmbH (DMG). Dies sei zumindest ein Zeichen für zurückgewonnenes Vertrauen und Wertschätzung für den Tourismus- und Kongressstandort Dresden. Im Kehrschluss heißt das aber auch, dass inländische Gäste ausblieben - minus zwei Prozent! Die Ursachen für diesen negativen Trend sind vielschichtig. Aber einen Hauptgrund sehen der OB und auch Martina Bunge im Imageschaden durch die andauernden Proteste gegen die Flüchtlingspolitik und Pegida. Die Reisezurückhaltung und Stornierungen waren offensichtlich. Während andere Großstädte in Deutschland (Leipzig + 5,1 Prozent) bei Übernachtungen zulegen, brechen diese in Köln und Dresden ein. Die Übergriffe in der Silvesternacht machen auch der Rheinstadt (- 5,9 Prozent) zu schaffen. Dass ausländische Touristen, vor allem aus Asien, weniger Fernreisen buchten und russische Touristen durch den Rubelverfall und die Sanktionen ausblieben, trägt zur Stagnation bei. Wie also rauskommen aus der „Delle". „Denn es wäre falsch und schädlich für unseren Standort jetzt von einer großen Krise zu sprechen. Wir müssen die Weichen so stellen, um wieder in die Wachstumsphase zu kommen", so die klare Ansage von Dirk Hilbert. Und da wird die Stadt der Tourismusbranche spürbar unter die Arme greifen. Stimmt der Stadtrat zu, wird der Etat für das Stadtmarketing im kommenden Doppelhaushalt um eine Million Euro auf 3,35 Millionen steigen. Im Vergleich zu anderen Großstädten ist dies aber noch ein bescheidenes Werbebudget. Deshalb fordert auch Marc Arendt von der Hotel Allianz Dresden, dass da „das letzte Wort nicht gesprochen sein darf." Dresden brauche mehr Werbung, eine bessere Vermarktung und eine gemeinsame Imagestrategie von Tourismus- und Hotelbetrieben sowie Politik. „Abgewandelt könnte man sagen, ein Ruck muss durch die Stadt gehen", so Arendt. Dazu könnte die geplante Bonuscard für Touristen beitragen, die OB Hilbert ankündigte. Dort sollen Besucher Rabatte für den Eintritt in Museen, Kultureinrichtungen, vielleicht auch den Zoo und Schwimmbäder erhalten. Die Details werden derzeit ausdiskutiert. „In den nächsten Monaten, wenn das Kraftwerk Mitte und im Frühjahr der Kulturpalast eröffnet werden, müssen wir dieses touristische Potenzial vermarkten und neue Besuchergruppen erschließen", so Martina Bunge. Neue Reiseanlässe, und dazu biete das 2. Halbjahr einige, aber auch das intensive Werben bei Kongressveranstaltern lässt die Tourismusbranche zumindest vorsichtig optimistisch sein. So werden zu den Feiern zum Tag der Deutschen Einheit 500.000 Besucher erwartet. Und an die 7.000 Teilnehmer werden zu Kongressen kommen. „Große Events, wie die Roland-Kaiser-Konzerte oder Auftritte von Unheilig und Gabalier haben uns an diesen Wochenenden volle Hotelzimmer beschert. Das muss mehr beworben werden", ist Marc Arendt überzeugt. Mit der Kampagne für die Weihnachtsstadt Dresden will die DMG die Zahlen nochmal pushen und prognostiziert zum Jahresende ein Plus bei Übernachtungen von ein bis zwei Prozent. Ein versöhnlicher Ausblick? Nur teilweise, denn da schwelt immer noch das Problem mit der Bettensteuer. „Die wirkt sich nachteilig bei Buchungen aus, aber was viel schlimmer ist - die unsägliche Bürokratie mit den Formularen. Das ist untragbar", moniert Marc Arendt. Das sieht wohl auch der OB so und verspricht das Verfahren einfacher und transparenter zu machen. Wie, bleibt abzuwarten! Carmen Wolodtschenko