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C. M. Schwab

Wir müssen erwachsen werden

Romy Ganer macht sich ehrenamtlich für Boxberg stark. Beruflich ist sie als Selbstständige in Projektmanagement und Organisationsberatung unterwegs und in Teilzeit beim Sozialen Netzwerk Lausitz beschäftigt. Davor absolvierte sie diverse berufliche Stationen in den USA, Italien und München. Zurückgekehrt in die Heimat, mischt sie mit, statt zuzuschauen.
»Wir können uns nicht darauf verlassen, dass andere unsere Probleme lösen.«

»Wir können uns nicht darauf verlassen, dass andere unsere Probleme lösen.«

Bild: Tony Keil

Lausitz. Weltweit Erfahrungen zu sammeln, war für Romy Ganer ein willkommenes Abenteuer und persönlich prägend. Die Sehnsucht nach der Lausitz verließ sie dennoch nie. Schließlich von der großen weiten Welt zurückgekehrt, brachte sie ihren Anspruch in die kleine Welt von Boxberg ein: »Ich möchte die Leute zusammenbringen, damit die Großgemeinde auch zwischenmenschlich zusammenwächst. Da muss man sich für die Menschen und ihre Bedürfnisse interessieren. Was stört? Was braucht Veränderung?«
Gemeinsam mit Einwohnern aller Ortsteile gründete sie deshalb den Verein Perspektive Boxberg. Die Initiative sorgte u.a. dafür, dass ein Bürgerbus einmal wöchentlich alle Ortsteile anfährt und so Menschen Behörden- oder Arztgänge ermöglicht, die über kein eigenes Fahrzeug verfügen. Prinzipiell geht es auch bei anderen Themen darum, »wie wir uns selbst besser aufstellen können«, so Romy Ganer: »Wir können uns nicht darauf verlassen, dass andere unsere Probleme lösen. Wir müssen erwachsen werden.« Dabei schwärmt sie von den Bedingungen in Boxberg, das zu den vom Kohleausstieg kernbetroffenen Orten gehört. »Wir leben am größten See Sachsens, die Dresdener machen bei uns Urlaub, unsere Infrastruktur ist hervorragend und die Lage mitten im Seenland macht Boxberg auch als Wohnstandort attraktiv. Und es gibt hier ein unglaubliches Potenzial an Menschen, die sich kreativ einbringen möchten.« Das seien beste Voraussetzungen, auch rasante Entwicklungen im Prozess des Strukturwandels nicht nur zu überstehen, sondern mitzugestalten.

Als Lausitzer seit drei Jahrzehnten im Wandel

»Natürlich kann man sich zurücklehnen und alles laufen lassen. Aber dann ärgert man sich irgendwann.« Zudem, so Romy Ganer, könne die Gemeindeverwaltung nicht alles allein stemmen. Perspektive Boxberg sei auch dafür da, »dass der Blick auf den Bürger nicht verloren geht. Wir bleiben dran und unterstützen die Verwaltung.«
Die umtriebige Einwohnerin sieht sich dabei vor allem als Vernetzerin. »Je mehr man sich vernetzt, also gegenseitig austauscht und abstimmt, desto weicher ist der Fall, wenn es mal Probleme gibt.« Dabei erlaube der Vereinsstatus, Projektanträge zur Förderung zu stellen, was den Ortschaftsräten beispielsweise nicht möglich ist. Ein Umstand, der gerade jetzt, wo es um vielerlei Aufgaben im anstehenden Wandel geht, an Bedeutung gewinnt. Boxberg ist deshalb mit dem Perspektive e.V. beispielhaft aufgestellt.
Allein schon der Name ist Programm. »Die Menschen hier können stolz auf das bisher Geleistete sein. Das ist die beste Basis, positiv in die Zukunft zu schauen. Aber wir müssen uns gemeinsam noch breiter aufstellen. Als Lausitzer sind wir zudem seit drei Jahrzehnten im Wandel, wir haben flexibles Verhalten gelernt. Das brauchen wir auch weiterhin.«


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