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Rainer Könen

Überwältigende Kunst

Kamenz. In Kamenz wurde ein neues Dada-Zentrum in der Alten Posthalterei mit einer Vernissage eröffnet. Das Interesse war riesig.

Petra Lorenz und Volker Lenkeit vor einer Collagen-Wand.  Foto: Rainer Könen

Petra Lorenz und Volker Lenkeit vor einer Collagen-Wand. Foto: Rainer Könen

Freitagabend, kurz vor halb sieben. Viele Menschen stehen im Eingangsbereich der Alten Posthalterei in der Kamenzer Zwingerstraße. Aus allen Richtungen strömen sie in das sanierte historische Gebäude. Als Oberbürgermeister Roland Dantz (parteilos) um kurz nach 19 Uhr die Gäste begrüßt, stehen immer noch zahlreiche Besucher vor der Türe des neuen Kunst- und Kulturzentrums. Eine tolle und nicht unbedingt zu erwartende Resonanz auf die erste Vernissage im neuen Dada-Zentrum der Stadt Kamenz. Dass die erste Sonderausstellung eines sächsischen Künstlertrios – Petra Lorenz, Frank Voigt und Volker Lenkeit – für so viel Aufmerksamkeit sorgen würde, hätten selbst hiesige Kulturfreunde nicht vermutet.

Das Trio hatte der Stadt vor einiger Zeit 300 Collagen überlassen. Was in den Ausstellungsräumen der Alten Posthalterei zu sehen ist, sind Werke, die auf dem Postweg entstanden sind. Sogenannte »Mail Art«. Das sei das Wesen der Dada-Kunst, meint Petra Lorenz, die mit ihren beiden Kollegen weltweit zu den renommierten Vertretern dieser Kunstrichtung gehört. »Wir haben uns vor einiger Zeit in sächsischen Städten umgeschaut, um zu sehen, wo unsere Sammlung am besten aufgehoben sein könnte«, so Petra Lorenz. Dass es am Ende Kamenz wurde, lag auch an der Architektin Ina Hoffmann, die an der Sanierung der Alten Posthalterei beteiligt war. Sie hatte, darauf wies Oberbürgermeister Dantz in seiner Rede hin, seinerzeit Werke der drei Dada-Künstler in einer Stadtratssitzung vorgestellt. Werke, die bei den Stadträten Gefallen fanden, so Oberbürgermeister Dantz. Man kam miteinander ins Gespräch und bald stand für das Trio fest, »dass Kamenz ein guter Platz für unsere Collagen-Sammlung ist«, so Petra Lorenz weiter. Die bei der Eröffnung, wie ihre beiden Kollegen, ob des riesigen Interesses ins Staunen kam. Logisch, dass das Trio bei der Ausstellungseröffnung im Mittelpunkt stand

Eine Ausstellung, die auch aufklärenden Charakter hat: Denn, was ist eigentlich Dada-Kunst? Die Mail-Art habe es bereits zu DDR-Zeiten gegeben, so Petra Lorenz, die die Details dieser besonderen Kunstform beschrieb. Wie Collagen entstehen, dass sie an Künstlerkollegen in der ganzen Welt verschickt werden, dass Dada-Kunst vor allem in den USA und Kanada einen hohen Stellenwert bei der kunstinteressierten Öffentlichkeit habe. Mail Art, so Lorenz weiter, sei Kunst per Post und somit Kommunikation. Auch in der heutigen Zeit pendeln Kunstwerke zwischen den vernetzten Künstlern hin und her. Verwendet werden bei dieser Kunstform beispielsweise Postkarten, Papier, Collagen gefundener oder recycelter Bilder oder Fotografien. Mail-Art gilt als Kunst, sobald sie versandt wird. Mit ein Grund, warum Poststempel so wesentlich für ein Werk sind. In Kamenz wird die Ausstellung durch Workshops und Kunstaktionen ergänzt.

Die Ausstellung im Kamenzer Dada-Zentrum, Zwingerstraße 20, kann Freitag, Samstag und Sonntag, jeweils in der Zeit von 13 bis 17 Uhr besucht werden.


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