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C. M. Schwab

Strukturwandel-Projekt im Stocken

Der Verkehrslandeplatz Welzow bietet beste Bedingungen für ein europäisches Brandschutz- und Katastrophenschutz-Zentrum. Bund und EU sagen ja, doch Brandenburg handelt nicht. Warum?
Birgit Zuchold, Bürgermeisterin von Welzow ist überzeugt: Der Aufbau eines europäischen Katastrophenschutzzentrums auf dem Verkehrslandeplatz Welzow hätte Ausstrahlung in die gesamte Lausitz. Foto: Andreas Franke

Birgit Zuchold, Bürgermeisterin von Welzow ist überzeugt: Der Aufbau eines europäischen Katastrophenschutzzentrums auf dem Verkehrslandeplatz Welzow hätte Ausstrahlung in die gesamte Lausitz. Foto: Andreas Franke

Birgit Zuchold ist Bürgermeisterin von Welzow. Die traditionelle Bergarbeiterstadt inmitten des Lausitzer Revier ist direkt vom Kohleausstieg betroffen. Die Bürgermeisterin war deshalb 2016 eine der ersten Mitglieder der Lausitzrunde. Die Lausitzrunde ist ein kommunales Bündnis, das als Bindeglied zwischen den Menschen vor Ort und allen Akteuren im Strukturwandel sieht. »Die Veränderungen, die uns durch den Kohleausstieg bevorstehen, sind gravierend. Da war es notwendig, sich dazu direkt gegenüber der Politik Gehör zu verschaffen.« Das ist in einigen Schritten gelungen. Bei einem sehr wichtigen Projekt geht es jedoch nicht weiter - der Aufbau eines europäischen Katastrophenschutzzentrums auf dem Verkehrslandeplatz Welzow. Für Birgit Zuchold ist klar: »Das wäre ein sehr wichtiger Baustein für einen erfolgreichen Strukturwandel, denn er hätte einen starken Sogeffekt hinsichtlich der Ansiedlung weiterer Unternehmen nicht nur in Welzow, sondern in der gesamten Lausitz.« Eine ausführliche Analyse von Prof. Jan Schnellenbach, Inhaber des Lehrstuhls für Volkswirtschaftslehre an der BTU Cottbus-Senftenberg, untermauert diese Auffassung detailliert. So vergleicht Schnellenbach mit dem französischen Katastrophenschutzzentrum in Nimes. In dessen Umfeld haben sich schrittweise unter anderem Wartungsfirmen für Helikopter, Forschungs-, Simulations- und Ausbildungszentren für Piloten, Feuerwehr und Logistikfachleute, ja sogar eine Hochschule bzw. spezielle Lehrstühle angesiedelt. Im Servicebereich kamen ein Hotel sowie ein Konferenzzentrum hinzu. Bis 2017 wurden 20 Unternehmen mit 650 Mitarbeitern angesiedelt, ein Cluster entstand, der sich noch immer erweitert. Dr. Christian Ehler, EU-Abgeordneter, unterstützte die Projektidee für Welzow von Anfang an. 2019 lud er EU-Kommissar Christos Stylianides in die Lausitz ein, der den Standort als bestens geeignet beurteilte. Auch das Bundesinnenministerium beschied gute Chancen. Dr. Ehler bedauert, dass die brandenburgische Landesregierung dennoch nur Skepsis offenbart: »Um zu ernten, muss man säen und gießen. Natürlich erfordert es auch Eigeneinsatz, eine geeignete Infrastruktur zu schaffen und erste Kapazitäten anzusiedeln.« Zumal, so Ehler, dafür eine Reihe von attraktiven Fördermöglichkeiten aus EU-Fonds zur Verfügung stünden. Per Landtagsbeschluss wurde Anfang Sommer das Innenministerium in Potsdam beauftragt, Gespräche mit Bund und EU zu führen und eine Bewerbung zu prüfen. Passiert ist seitdem – nichts. Birgit Zuchold: »Unfassbar!« Jetzt gelte es, gemeinsam mit allen anderen regionalen Akteuren, darauf hinzuwirken, dass die Landesregierung endlich handelt. Torsten Ruban-Zeh, Bürgermeister von Hoyerswerda, der auch für seine Stadt positive Auswirkungen durch das Katastrophenschutzzentrum erwartet, sieht deshalb sogar »Gesprächsbedarf auf der sächsischen Regierungsebene«.


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