Jost Schmidtchen/kun

Tief in den Herzen der Bergleute verwurzelt

Spremberg. 1950 eingeführt, wurde am ersten Sonntag im Juli zu DDR-Zeiten der »Tag des Bergmanns« begangen. Grund zum Feiern gab es für die Bergarbeiter damals gleich doppelt.

Der Bergmannstag: Tradition und Geschichte im Lausitzer Revier.

Der Bergmannstag: Tradition und Geschichte im Lausitzer Revier.

Bild: Jost Schmidtchen

Denn die Regierung hatte parallel dazu die Löhne für die Bergleute erhöht. Gefeiert wurde der Bergmannstag in allen Revieren mit Begeisterung. Bis 1990, danach wurde der Ehrentag für die Berg- und Energiearbeiter, wie er zuletzt hieß, offiziell abgeschafft. Doch in den Hochburgen des Lausitzer Bergbaus wird er heute noch gefeiert. Genannt seien Laubusch (Grube Erika), Heide-Wiednitz (Grube Heye III) und Knappenrode (Grube Werminghoff). In der näheren Umgebung seien Terpe (Grube Gustav Adolf) und Steinitz (Tagebau Welzow Süd) genannt. Und an der Grenze von Brandenburg nach Sachsen, in Brigitta, ohne Unterbrechung.

 

Brigitta & Spremberg: Zwei Orte, eine Geschichte

Was Brigitta mit Spremberg verbindet, zeigen gleich mehrere Jubiläen. Die Grundsteinlegung für die Brikettfabrik fand 1910 (vor 115 Jahren) statt. Der Komplex Kesselhaus, Kraftwerk und Fabrik nannte sich »Grube Hoffnung 3« und wurde von Spremberger Tuchfabrikanten in Betrieb genommen. Der erste Tagebau lag an der heutigen B97. 1914 wurden die ersten Briketts produziert. Die Kohle diente der Versorgung der Spremberger Tuchfabriken. 1915 (vor 110 Jahren) begann der Bau des Kraftwerkes Trattendorf. Nach der Inbetriebnahme 1918 musste es durch fremde Tagebaue (Grube Erika) bekohlt werden. Deshalb entschloss sich der Kraftwerkseigentümer, die Elektrowerke Berlin AG (Ewag), die Anlagen der »Grube Hoffnung 3« zu übernehmen und einen neuen Tagebau aufzuschließen, der Brigitta hieß. Um in der Geschichte zu bleiben: Die Stilllegung der Brikettfabrik (seit 1950 BKW Spreetal) erfolgte am 2. Oktober 1965 (vor 60 Jahren) und die Stilllegung des Kraftwerks Trattendorf im März 1996 (also vor gut 30 Jahren).

Obwohl der alte Tagebau- und Fabrikstandort erst zu Schlesien, dann zum Bezirk Cottbus und nun zu Sachsen gehört, war er ausschließlich mit Spremberg verbunden. Für die Arbeiter entstanden Wohnungen und Häuser in Brigittenhof (heute Schwarze Pumpe), der Wohnkomplex »Glückauf« am Südbahnhof und die Siedlung Knappenweg. Ein Personenzug verkehrte täglich zu den Schichtwechseln vom Werk nach Trattendorf Südbahnhof. 1955 (vor 70 Jahren) wurde die Bahn eingestellt und durch Busverkehr ersetzt.

Die Siedlung Brigitta wurde 1950 in Spreetal umbenannt und gab 1996 der heutigen Gemeinde Spreetal ihren Namen, behielt ihn aber zugleich als Ortsteil. Und nun wurde der 75. Bergmannstag gefeiert.


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