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Große Liebe für kleine Details

Die „LausitzModellbau“ – Brandenburgs größte Modellbauausstellung - geht in die 7. Runde. Vom 15. bis 17. November ist sie ein Mekka für Bastler und Tüftler und füllt die Niederlausitzhalle Senftenberg mit Modellbaufans aller Art. WochenKurier sprach im Vorfeld mit Dr. Lothar Sickora vom Lausitzer Modelleisenbahnverein, dem Organisator der Ausstellung.

Modellbau ist in Deutschland beliebt. Der Umsatz im Segment Modellbau beträgt laut Statistikern in diesem Jahr etwa 1,3 Milliarden Euro. Für das Jahr 2023 wird ein Marktvolumen von 1,6 Milliarden Euro prognostiziert. Umgerechnet auf die Bevölkerungszahl werden in dem Modelbau-Markt im Jahr 2019 etwa 16,22 Euro pro Kopf umgesetzt. Woher rührt diese Begeisterung für den Modellbau? Es ist ein tolles Hobby, man ist immer der eigene Bauherr. Nach vielen Jahren des ständig wachsenden Marktes und leider auch der Preise kommen die Hersteller auch wieder vermehrt dem Spielgedanken mit preisgünstigeren Modellen nach. Einige, die das mal als Kind ausprobiert haben und Gefallen daran hatten, kehren wieder zum Hobby zurück. Wie stark ist die Lausitz mit dem Modellbau verankert? Die Lausitz ist kein klassisches Modellbauland, wie etwa der sächsische Raum. Die Anzahl der Vereine ist übersichtlich. Was in Wohnzimmern und Kellern passiert, kann ich nicht beurteilen. Ich habe meine Bahn zugunsten des Vereins aufgegeben. Die Möglichkeiten sind in der Gemeinschaft einfach viel größer und man ist nicht allein im stillen Kämmerlein. Mit unserer großen Vereinsanlage zeigen wir aber auch, dass Lausitz und Modellbau sich gut ergänzen können Was macht für Sie persönlich der Reiz des Modellbaues aus?
Es ist weniger der Reiz des Spiels. Modellbau schult sehr die eigene Kreativität. Man kann die Objektewachsen sehen und kann täglich prüfen, wie es gelingt, die eigenen Beobachtungen im Modell umzusetzen. Geht nicht, gibt es nicht. Und selbst ich kann nach über 50 Jahren Modellbauerfahrung ständig noch dazu lernen und andere auch völlig neue Kompetenzen entwickeln. Seit Januar 1992 gibt es den Lausitzer Modelleisenbahnverein. Sie waren damals Gründungsmitglied. Welche Veränderungen gab es in dieser Zeit? Unser Verein hat ja seine Wurzeln bereits im Jahr 1951. Er entstand 1992 aus den ehemaligen Arbeitsgruppen des DMV (Deutscher Modelleisenbahn Verband) in Großräschen und Brieske. Das heißt auch, dass unsere erste große Vereinsanlage noch mit Materialien aus der DDR-Zeit begonnen wurde, die auf dieser Anlage auch heute noch zu sehen sind. Damals bewohnten die Arbeitsgruppen sichere Unterkünfte im Pionierhaus Senftenberg oder im Kulturhaus Tatkraft in Großräschen. Der Verein bekam dann aber auch relativ schnell die unangenehmen Seiten der neuen Ordnung zu spüren: An welchem Ort sollte die Vereinsarbeit stattfinden? Das Budget war klein, die Mieten stiegen, der Platzbedarf wurde größer. So mussten wir mehrfach umziehen, bis es uns dann gelang, ein Objekt käuflich zu erwerben. So waren wir nicht mehr den ständig steigenden Mieten und Energiepreisen ausgeliefert. Statt Miete waren dann Raten zu zahlen. Heute gehört uns das Objekt in Brieske. In dieser Zeit war an zusätzliche Investitionen in das Material kaum zu denken. Mit der politischen Wende wuchsen aber dann die Möglichkeiten enorm. Einerseits gab es plötzlich eine riesige Auswahl an Triebfahrzeugen und Waggons, andererseits an Materialien für die Landschaft. Die Technik und die Preise entwickelten sich rasant weiter. Auch privates Engagement war gefragt. Und so sind auf unseren Anlagen heute noch Materialien und Züge aus der Zeit der DDR zu sehen in guter Eintracht mit den vielen neuen Dingen. Die 7. „LausitzModellbau“ steigt vom 15. bis 17. November in der Niederlausitzhalle Senftenberg. Welches Spektrum des Modellbaues zeigt die diesjährige Ausstellung? Das Spektrum reicht von der klassischen Modelleisenbahn in den unterschiedlichen Spurweiten über Modellflugzeuge, sehr realitätsnahe Eisenbahnmodelle und maßstäblicher Modellbau aus LEGO-Bausteinen, Automodellsport, funktionsfähige Arbeitsmaschinen und Modellautos, Puppen, Dampfmaschinen, Flugmodelle, Dampfeisenbahn und mehr. Nicht alles wird verraten. Wie viel Aussteller haben Sie für die aktuelle Lausitzmodellbau begeistern können? In der Summe  sind es 41 Aussteller und 13 Händler. Es wird Bekanntes zu sehen sein, aber auch viel Neues, was noch nicht in der Lausitz ausgestellt war. Wir haben Gäste aus ganz Deutschland, aus den Niederlanden, Tschechien, Österreich und Frankreich. Wie kreativ sind die Aussteller in diesem Jahr? Haben Sie ein persönliches Highlight?
Es gibt wahrhafte Meisterwerke zu sehen, zum Beispiel die Wittower Fähre in der seltenen Spurweite TTe mit handgefertigten Modellen, ein Triorama aus den Niederlanden mit einer vollautomatischen Sandverladung, Modelle ganz aus Papier, Anlagen in Aktenkoffern, ein Puppenkaufhaus oder tretende Fahrradfahrer in H0. Wir als Verein zeigen neben unserer wieder weiterentwickelten großen H0-Anlage nach Lausitzer Bergbaumotiven erstmals eine völlig neue kleine Anlage mit versteckten Märchenszenerien. Wir sind sehr gespannt, ob wirklich ein Besucher alle zehn versteckten Märchen finden wird. Die „LausitzModellbau“ ist Brandenburgs größte Modellbauausstellung. Welche Philosophie verfolgt der Lausitzer Modellbahnverein mit der Ausstellung? Wir organisieren ja seit 20 Jahren derartige große Ausstellungen. Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass man mit reinen Modellbahnausstellungen in unserer Gegend nur ein begrenztes Publikum erreichen kann. Deshalb haben wir seit Jahren sehr erfolgreich die anderen Modellbausparten mit am Start, die damit ihrerseits Möglichkeiten der Präsentation ihrer Arbeit erhalten. Zwischen diesen Sparten ist es ein Geben und Nehmen. Nur so ist es möglich, einerseits eine solch große Ausstellungsfläche dicht zu belegen, andererseits ein breites Publikum anzusprechen. Wir wollen ein Erlebnis für die ganze Familie und wir wollen Gästen, die nicht aus der direkten Umgebung kommen, natürlich auch das Seenland bekannter machen. Ich möchte auch einen Nachteil neben dem immensen Organisationsaufwand nicht verschweigen, der wahrscheinlich kaum einem Besucher bewusst ist: das wirtschaftliche Risiko ist enorm. Alle Aussteller, deren Transport- und zum Teil auch die Übernachtungskosten werden durch uns bezahlt. Die Halle ist nicht kostenlos. Der Aufwand für die Werbung allein ist schon 5-stellig. Diese Kosten müssen eingespielt werden, bevor wir selbst etwas davon haben. Wie sieht es mit dem Nachwuchs im Modellbau aus? Gibt es genügend junge Leute, die sich dafür interessieren oder hat Modellbau der digitalen Welt mit Smartphone & Co. nichts entgegenzusetzen?
Leider nein, obwohl auch Smartphone und Co. schon lange bei uns Einzug gehalten haben und unsere Monatsbeiträge für die Mitglieder sehr moderat sind.  Das Problem sehe ich nicht in der Technik oder dem Interesse sondern im Durchhaltevermögen und in der Bereitschaft auch Dinge zu tun, die man gerade nicht so mag. Für eine funktionierende Modellbahn braucht man Vielseitigkeit und Fähigkeiten vom Tischler über den Techniker und Elektroniker bis hin zum Künstler mit seiner Kreativität. Und das ist selbst für Erwachsene manchmal ein Problem. „Gespielt“ wir eigentlich nur zur Ausstellung, obwohl auch das harte Arbeit ist. Leider haben wir im Vereinsheim kein Kinderspielzimmer mit einer Eisenbahn für den Fußboden, die man schnell auf- und umbauen kann. Und, wir suchen nicht nur Kinder… Ihr letztes Wort…? Ich wünsche mir viele begeisterte Zuschauer, Anerkennung für die Arbeit der Aussteller, viele gute Gespräche und weniger Gäste, die sich über einen angeblich viel zu hohen Eintritt ärgern. Was kostet eine Kinokarte?


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