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Peter Aswendt

Lauchhammer verliert Pappelweg

Lauchhammer kommt im Ostteil nicht zur Ruhe – genauer, der Edboden. Machte vor Kurzem die Külz-Straße mit unsicherem Grund Schlagzeilen, so ist es jetzt der Pappelweg, von dem sich seine Bewohner verabschieden müssen.
Die Bewohner des Pappelweges stehen vor der Absiedlung ihrer Heimat. Jürgen Schierz hat sich mit einem Norwegerhaus erst im Jahr 2000 einen Traum erfüllt. Nun muss er alles aufgeben. Foto: Peter Aswendt

Die Bewohner des Pappelweges stehen vor der Absiedlung ihrer Heimat. Jürgen Schierz hat sich mit einem Norwegerhaus erst im Jahr 2000 einen Traum erfüllt. Nun muss er alles aufgeben. Foto: Peter Aswendt

Die Bewohner des Pappelweges wurden in einer sehr hurtig angesetzten Bürgerversammlung am 25. Juni über die Absiedelung ihres Wohngebietes von Oberspreewald-Lausitz-Landrat Siegurd Heinze, Bürgermeister Roland Pohlenz, Vertreter der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH und dem Landesamt für Bergbau informiert. Ihre Nachricht: »Es besteht ein klares Ja zur Absiedlung, nur das Wann steht noch nicht fest.« Grund und Bodennicht mehr zu retten Immerhin elf Wohnhäuser inklusive Gärten sind betroffen. Für 25 Menschen ist der Pappelweg zur Heimat geworden, die sie jetzt in absehbarer Zeit aufgeben müssen. Aber die Sicherheit geht natürlich vor. Mit dem raschen Handeln der offiziellen Stellen sollte schnell eine klare Botschaft an die Bewohner gesendet werden, dass sie in dieser Situation nicht allein gelassen werden: »Wir wollen keine kurzfristigeren und überhasteten Aktionen durchführen«, lässt Landrat Heinze wissen. Dass der Grund und Boden nicht mehr zu retten ist, macht Matthias Götz, federführender Sachverständiger, unmissverständlich klar: »Es kann zu Bodenverflüssigungen kommen, die den Pappelweg zu einem sehr unsicheren Grund machen. Das Gebiet ist kein sicherer Ort mehr«. Die ehemalige Grube Lauchhammer III, in der von zirka 1898 bis 1921 Braunkohle gefördert wurde, ist das Handicap der Bewohner, die auf dem Kippengebiet gesiedelt haben. Die Verfüllung des Kippengländes erfolgte mittels einer Spülkippe und einer darüberliegenden Flugkippe. Ist das mit Wasser eingebrachte Schüttgut der Spülkippe noch relativ sicher und fest, birgt sich in der darüberliegende Flugkippe, die als begradigende, aber lockere Schicht die Grube bedeckt, die Gefahr. Durch die Änderung des Grundwasserspiegels gerät nun alles in Bewegung, was Gutachter Götz auch zur Aussage veranlasst: »Das Grundwasser halten ist das Wichtigste.« Unmissverständliche Aussagen über die Gefährdung beziehungsweise einer klaren Stellungnahme seitens der Verantwortlichen, dass es keine Sanierung und damit Neubesiedlung des Gebietes geben wird, lässt die Frage der Entschädigung der Anwohner in den Mittelpunkt rücken. Külz-Straße mögliche Blaupause für Pappelweg Was in der Külz-Straße als Problem auftauchte, dass Unklarheiten, was Bund und Länder tragen und was nicht, wurde im März dieses Jahres bereits geklärt. Neben dem Verkehrswert der Immobilien erhalten die Bewohner der Külz-Straße eine zusätzliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 20 Prozent. Zudem werden die anfallenden Kosten für Umzug und Auslagen ebenfalls vom Bund und dem Land Brandenburg übernommen. »Das kann eine Blaupause für den Pappelweg sein«, erklärte Jan Drews von der Gemeinsamen Landesplanung Berlin-Brandenburg. Dass die Anwohner des Pappelweges erst einmal diese Nachricht verdauen müssen, ist verständlich. Wurde die Erstinformation noch relativ ruhig entgegengenommen, kommen jetzt die ersten Zweifel. So haben Anwohner, die verständlicherweise nicht genannt werden möchten, noch im Jahr 2000 eine Baugenehmigung im Pappelweg bekommen. »Wir mussten ein Bodengutachten abgeben, welches bis in fünf Metern Tiefe reichte«, so die Aussage eines Betroffenen. Offensiver geht Jürgen Schierz (74) mit dem Fakt seiner Absiedlung um. Sein 2 500 Quadratmeter großes Grundstück, inklusive eines kleinen Bewirtungsbetriebes, ist ein kleines Paradies: »Wir haben im Jahr 2000 mit dem bauen fertig geworden«, erinnert er sich. »Konnte denn damals keiner eine Warnung aussprechen«, so seine vorwurfsvolle Frage. Sein wunderschönes Norwegerhaus wird er wohl in dieser Form nicht mehr errichten: »In unserem Alter fängt man nicht mehr neu an«, so sein Fazit.


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