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Weihnachten im Traumzauberzirkus

Als die Pandemie im März auch Elbe-Elster erreichte, kamen die 20 Wagen und vier Zugmaschinen der »Rolandos« gerade vom »TÜV«.
Bei Zirkusleuten gibt es auch in Krisenzeiten immer etwas zu tun. Derzeit bringen Tochter Jasmin und Papa Roland Krämer die beiden Gummi-Elefanten Max (l.) und Moritz (r.) wieder auf »Vordermann«. Foto: wit

Bei Zirkusleuten gibt es auch in Krisenzeiten immer etwas zu tun. Derzeit bringen Tochter Jasmin und Papa Roland Krämer die beiden Gummi-Elefanten Max (l.) und Moritz (r.) wieder auf »Vordermann«. Foto: wit

Mit gut gefüllten Auftragsbüchern bis zum Jahresende hätte Roland Krämer jetzt mit seinem Projektzirkus so richtig durchstarten können. Umso heftiger traf es den Direktor des Herzberger Familienunternehmens, als es kurz darauf im Stundentakt Stornierungen hagelte. Die Schulen machten dicht und das Virus auch irgendwie den Traumzauberzirkus, der in ganz Deutschland Kinder und Jugendliche bis zur zehnten Klasse Zirkusluft schnuppern lässt. Eine Luft, die für die deutsche Schausteller- und Artistenzunft von Jahr zu Jahr dünner, aber von Enthusiasten wie den Krämers immer wieder mit frischem Sauerstoff versorgt wird.

Leidenschaft

Und mit der jüngsten Tochter Scarlett, einer ausgebildeten Artistin, steht schon die nächste Generation in den Startlöchern. »Zirkus ist halt Leidenschaft, auch wenn unser Berufsstand in der Wirtschaftshierarchie vom einstigen Kulturträger inzwischen zum allgemeinen Dienstleister degradiert ist. Was übrigens einer von vielen Gründen für das permanente Zirkussterben in diesem Land ist. Nichtsdestotrotz machen wir weiter und freuen uns besonders jetzt wieder auf die vielen leuchtenden Kinderaugen und stolzen Eltern, auch wenn es vermutlich erst im Sommer nächsten Jahres wieder losgehen kann«, so Roland Krämer. Doch bis dahin müssen noch ein paar recht harte Monate überbrückt werden, zumal es seiner Unternehmersele offenbar widerstrebt, staatliche Hilfe im Übermaß in Anspruch zu nehmen: »Betteln war noch nie mein Ding, erst recht nicht bei Vater Staat.« Gerührt ist der Mann aber von der Solidarität seiner Herzberger Mitmenschen. »Wir haben zwar längst keine Braunbären, Tiger, Affen oder Zebras mehr, aber Pferde, Ziegen, Hunde, Tauben und andere Kleintiere, die die Stars unserer Vorstellungen sind. Die wollen auch versorgt sein. Da kommen hin und wieder ein paar Säcke Möhren, Kleintierfutter, Heu oder Stroh sehr gelegen. An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich für die zahlreichen Futterspenden meiner Landsleute bedanken. Das hilft uns nicht nur über den Winter, es bestätigt auch meine Überzeugung: Menschen die gut zu Tieren sind, sind selbst gute Menschen«, wie er sagt.

Süßes für Kids

Den eigentlichen Lebensunterhalt verdient die Artistenfamilie derzeit hauptsächlich mit dem Verkauf »systemrelevanter Lebensmittel« für Kinder. Während Ehefrau Edith den kleinen und großen Naschkatzen die Vorweihnachtszeit am EDEKA in Bad Liebenwerda versüßt, hat Tochter Jasmin ihren Süßigkeiten-Wagen am Herzberger »Kick« aufgestellt. Familie Krämer wünscht ein frohes Weihnachtsfest 2020 und einen möglichst gesunden Start in eine neues, hoffentlich virenfreies Jahr.


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