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Regionalsiegel schafft Klarheit

Franziska Wölkerling von der Regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft Elbe-Elster mbH im WochenKurier-Interview.
Franziska Wölkerling von der Regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Elbe-Elster mbH betreut das Projekt „Land(auf)Schwung“. Foto: RWFG/Lars Reßler

Franziska Wölkerling von der Regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Elbe-Elster mbH betreut das Projekt „Land(auf)Schwung“. Foto: RWFG/Lars Reßler

Frau Wölkerling, Sie betreuen in der Regionalen Wirtschaftsförderungsgesellschaft Elbe-Elster mbH (RWFG) das Projekt „Land(auf)Schwung“. Können Sie kurz erklären, was sich dahinter verbirgt?
Franziska Wölkerling: „Der Landkreis Elbe-Elster hat sich im Jahr 2015 erfolgreich als Förderregion im Modellvorhaben ‘Land(auf)Schwung’ beworben und als eine von 13 Regionen den Zuschlag erhalten. Die Bundesregierung möchte mit dem Programm ‘Ländliche Entwicklung’ dazu beitragen, die ländlichen Regionen als attraktive Lebensräume zu erhalten und strukturschwache Gegenden zu unterstützen. Die Modellregion umfasst den gesamten Landkreis Elbe-Elster und das vollständige Gebiet des Naturparkes Niederlausitzer Landrücken. Die Modellregion Elbe-Elster unterstützt modellhafte Vorhaben in zwei Schwerpunkten: Regionale Wertschöpfungs-Partnerschaften zwischen Produzenten und regionalen Abnehmerstrukturen sowie nachhaltige Bildung und Medienkompetenz außerhalb der zentralen Orte.“ Ein Ansatz, um ländliche Regionen zu stärken, ist die Förderung von regionalen Produzenten. Wie ist der Landkreis Elbe-Elster in dieser Hinsicht aufgestellt?
Wölkerling: „Die Modellregion verfügt über eine große Anzahl von sehr professionellen, markterfahrenen aber auch individuellen Anbietern mit attraktiven regionalen Produkten. Auch gibt es eine ganze Reihe von Verarbeitern, die Rohstoffe aus der Region einsetzen und ihre Produkte anbieten. Und nicht zuletzt setzen verschiedene Gaststätten und Caterer auf Produkte von nebenan. Dennoch muss man sagen, hier gibt es noch jede Menge Entwicklungsbedarf. Funktionale Abnahmestrukturen für den Erzeuger und breiter aufgestellte, saisonal gut abgesicherte Angebote für den Verbraucher sollen uns hier ein gutes Stück voranbringen. Deshalb arbeiten wir auch an Vertriebsstrukturen und an Marketinginstrumenten für regionale Erzeugnisse.“ Um regionale Produkte für den Verbraucher deutlicher zu kennzeichnen, soll ein entsprechendes Regionalsiegel geschaffen werden. Wie weit ist die Umsetzung bereits vorangeschritten?
Wölkerling: „Wir haben in den vergangenen Monaten intensiv mit der Werbeagentur ‘Die Piktografen GmbH’ zusammengearbeitet und ein Regionalsiegel entwickelt, welches bereits fertiggestellt ist. Ab Oktober möchten wir beginnen, das Regionalsiegel an Unternehmen der Modellregion zu vergeben.“ Welche gestalterischen Elemente wird das künftige Regionalsiegel enthalten?
Wölkerling: „Das Regionalsiegel besteht aus der Wortmarke ‘Elbe-Elster’, dem, für die Region charakteristischen Landschaftsmerkmal der weiten Wiesen und Felder, dem Fluss Schwarze Elster sowie dem umschließenden Buchstaben ‘Q’, für die hohe Qualität der Produkte der Region.“ Entsprechende Unternehmen sollen zukünftig mit diesem Regionalsiegel zertifiziert werden. Nach welchen Kriterien erhalten die Unternehmen das Siegel?
Wölkerling: „Wir haben dafür eine Zertifizierungsrichtlinie entwickelt, die grundsätzliche Voraussetzungen festlegt. Natürlich wird die Regionalität ein Hauptbestandteil der Vergabe des Regionalsiegels sein. Weiterhin müssen die Produkte bestimmten Qualitätsanforderungen sowohl an das Produkt als auch an die Verpackungen entsprechen um dem Bürger eine Sicherheit zu geben.“ Wie viel Regionalität muss nach Ihren Vorstellungen ein Produkt mindestens enthalten, damit es das Regionalsiegel erhalten kann?
Wölkerling: „Das Unternehmen, das eine regional produzierte Ware zertifizieren lassen möchte, muss ihren Sitz in der Modellregion haben. Bei nicht verarbeiteten Produkten (pflanzliche Produkte, Obst, Gemüse) muss die Anbaufläche in der Modellregion liegen. Bei verarbeiteten Produkten müssen mindesten 50 Prozent der Rohstoffe aus der Modellregion stammen.“ Blick Richtung Praxis: Wie könnte zukünftig die Verfahrensweise für eine Zertifizierung mit dem Regionalsiegel aussehen?
Wölkerling: „Die Zertifizierung erfolgt anhand praxiserprobter Prüfbögen. Vorliegende Zertifikate (zum Beispiel DLG-Prämierung, pro agro, Bio-Siegel) ersetzen eine eigene Überprüfung. Generell wird aber jedes Produkt sensorisch getestet und die Bedingungen der Regionalität überprüft.“ Um regionale Produkte stärker in das Blickfeld der Verbraucher zu rücken, ist auch eine regionale Vertriebsstruktur hilfreich. Erste Ideen dazu gab es im Frühjahr bereits. Wie ist zurzeit der Stand?
Wölkerling: „Wir arbeiten unter Hochdruck an dem Aufbau einer Vertriebsorganisation. Unter dem Namen ‘soreegio’ soll ab Ende November der Onlineshop für regionale Produkte und der Lieferdienst der ‘reegio-Kiste’ beginnen. Momentan laufen Absprachen für Lagermöglichkeiten und weitere Räumlichkeiten, sodass das dritte Standbein, die Markthalle im April 2018 eröffnet werden kann. Unter anderem sollen durch ‘soreegio’ Einrichtungen der Daseinsvorsorge, Caterer, regionale Gaststätten aber auch Privatperson täglich mit regionalen Produkten versorgt werden.“ Im Rahmen des Projektes „Land(auf)Schwung“ gab es bereits zwei Heimatmärkte mit regionalen Produkten in Finsterwalde und Bad Liebenwerda. Wie wurden diese angenommen und welche Schlüsse haben Sie daraus gezogen?
Wölkerling: „Der Heimatmarkt in Finsterwalde wurde sowohl von den Händlern als auch von den Besuchern sehr gut angenommen. Für das Jahr 2018 plant Finsterwalde bereits zwei Märkte in diesem Format. In Bad Liebenwerda war die Resonanz leider nicht so hoch, wie wir es erhofft hatten. Momentan analysieren wir gemeinsam mit anderen Akteuren Ursachen und Probleme, um aus den gemachten Fehlern für das kommende Jahr zu lernen.“

Die Projektlaufzeit von „Land(auf)Schwung“ endet Mitte 2018. Wie geht es danach weiter?
Wölkerling: „Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat eine Verlängerung der Projektlaufzeit bis Dezember 2019 angekündigt und weitere Fördermittel in Aussicht gestellt. Der Landkreis Elbe-Elster hat eine Verlängerung der Laufzeit für die Modellregion beantragt, so dass ’Land(auf)Schwung“ in Elbe-Elster noch weitere zwei Jahre läuft. Eine weitere Unterstützung in der Aufbauphase, insbesondere im Marketing, ist in dieser Phase angestrebt.“

Ihr letztes Wort…?
Wölkerling: „Wir sind immer auf der Suche nach weiteren regionalen Produzenten, die die Produktpalette erweitern. Die entstehende Vertriebsplattform sowie das Regionalsiegel bieten für alle regionalen Erzeuger und Verarbeiter eine perfekte Plattform, um ihren Absatz auszubauen und ihre Produkte noch besser zu vermarkten. Des Weiteren können Produzenten und Verarbeiter ab sofort ihr Interesse an der Vergabe des Regionalsiegels bekunden und eine Zertifizierung ihrer Produkte.“ • Regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft Elbe-Elster mbH (Stefan Staindl)


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