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»Elsterwerda war ein Glücksfall«

Architekt und bildender Künstler: diese Fähigkeiten lebt Ararat Haydeyan in schönster Symbiose.
Der Künstler in seinem Element. Foto:cjw

Der Künstler in seinem Element. Foto:cjw

Als jüngstes Beispiel wird das im öffentlichen Raum am Finsterwalder Verkehrskreisel mit den vier farbigen und leuchtenden Sängern sichtbar. Im Moment geht es filigraner zu. Akribisch arbeitet er an der Bemalung eines Fensters im neu erbauten Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Hirschfeld. Bis Ende November will er den farbigen Lichtblick im Obergeschoss des Gebäudes fertiggestellt haben. Am letzten Oktoberwochenende konnten beim Tag des offenen Ateliers Besucher in seinem Saathainer Atelier wie in jedem Jahr weitere neue Arbeiten von ihm bestaunen. Als »Glücksfall« bezeichnet Ararat Haydeyan, dass er 1994 für einige Monate aus Armenien nach Elsterwerda kommen und sich mit einer Ausstellung in der Kleinen Galerie Hans Nadler präsentieren durfte. 1995 gelang dann die Übersiedlung mit Familie. Das bedeutete den Start in ein neues Leben, in dem er in den Folgejahren seinen Traum vom freischaffenden Künstler verwirklicht hat. Sein voran gegangenes Leben als Architekt und bildender Künstler in Armenien war ihm von Naturgewalten genommen worden. 1952 geboren, verbringt Ararat Haydeyan die Kindheit in Mez Parni. Architekturstudium in Eriwan und die Zeit als Stadtarchitekt in Spitak mit sich entwickelndem künstlerischen Schaffen folgen. Das große Erdbeben 1988 mit dem Epizentrum Spitak traf Ararat Haydeyan hart. Sein Atelier und viele künstlerischen Arbeiten wurden vernichtet. Nach dem Wiederaufbau gab es ab 1992 politische Veränderungen und Krieg. Diese Erfahrungen und Erlebnisse hat er mit nach Deutschland gebracht und vielfach künstlerisch verarbeitet. »Armenien am Ufer der Elster« spiegeln viele seiner Bilder und Skulpturen wider, so die großformatigen Reliefarbeiten und Landschaften. Er ist Mitglied im Künstlerverband und Architektenverband der BRD, hat er an Ausstellungen im In- und Ausland teilgenommen und ist mit Preisen geehrt worden. Ararat Haydeyan betont, wie gut er hier aufgenommen wurde und ihm mit seiner Familie bei der Integration geholfen wurde. Von Beginn an gab es eine prima Zusammenarbeit mit dem EE-Kulturamt. »Ararat hat die Kunstszene in EE ungemein bereichert«, weiß Kulturamtsleiter Andreas Pöschl. »Ich habe hier eine sehr gute Künstlergemeinschaft zum Beispiel mit Eckhard Böttger, Paul und E.R.N.A. Böckelmann, Georgios Wlachopulos und Angela Willeke gefunden«, so Haydeyan. Ein weiterer Glücksfall ist die Zusammenarbeit mit dem Förderverein Gut Saathain, wodurch es auch zur Einrichtung des Ateliers Am Park kam.Ararat hat feste Wurzeln mitgebracht, aber taucht gern in neue Kulturen ein, wissen viele Freunde. So prägt er mit Aktivitäten wie jährlichen Malkursen, den Jugendkunstwochen seit 2010 gemeinsam mit dem Kulturamt mit Teilnehmern aus der Region, aus den Partnerstädten und aus Spitak und als Ausstellungsmacher die Region. Folgerichtig wurde Ararat Haydeyan 2012 mit dem Kulturpreis des Landkreises geehrt. Ararat Haydeyan ist mit seiner Heimat Armenien weiter eng verbunden und organisiert touristische Reisen. Mit Sorge betrachtet er die neuerlichen Konflikte zwischen Armenien und Aserbaidschan und hofft, dass der ausgehandelte Waffenstillstand hält. Viele seiner Arbeiten wie Skulpturen im Park an der Saathainer Kirche haben sich mit politischen und historischen Gegebenheiten seiner Heimat beschäftigt wie 2015 in Mahnung an den Genozid an seinen Landsleuten hundert Jahre zuvor. Daneben schauen Lebenslust und -freude immer wieder aus seinen Arbeiten wie von den humorvollen Kleinplastiken. Ararat Haydeyan freut sich darüber, dass seine gesamte Familie in Elbe-Elster, Dresden und Berlin bestens integriert ist.


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