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Bernd Witscherkowsky

Ein Pianist auf der Piste

Als Weltstar hat Justus Frantz schon so manchen Konzertsaal gesehen - einen aus 11.000 Tonnen Stahl bisher aber noch nicht.
Justus Frantz ist Pianist, Dirigent, Fernsehmoderator und Orchester-Initiator, der schon früh als musikalisches Wunderkind galt. Sein Jura-Studium brach er ab, um sich ganz der Musik zu widmen. Der Durchbruch als Konzertpianist der Spitzenklasse gelang 1970, als ihn Herbert von Karajan für ein Konzert der Berliner Philharmoniker in London verpflichtete. Unter der Leitung von Leonard Bernstein gab Frantz sein Debütkonzert in den USA 1975 mit den New Yorker Philharmonikern.                                                                      Foto: Witscherkowski

Justus Frantz ist Pianist, Dirigent, Fernsehmoderator und Orchester-Initiator, der schon früh als musikalisches Wunderkind galt. Sein Jura-Studium brach er ab, um sich ganz der Musik zu widmen. Der Durchbruch als Konzertpianist der Spitzenklasse gelang 1970, als ihn Herbert von Karajan für ein Konzert der Berliner Philharmoniker in London verpflichtete. Unter der Leitung von Leonard Bernstein gab Frantz sein Debütkonzert in den USA 1975 mit den New Yorker Philharmonikern. Foto: Witscherkowski

Begeistert von der Location am Besucherbergwerk F60 war der Mann, der seinen Instrumenten hin und wieder Flügel verleiht, davon sehr. Als er letzte Woche in Lichterfeld zu einer recht ungewöhnlichen Tour auf einem Tieflader aufbrach, zauberte der Pianist zunächst ein optimistisches Lächeln in die Gesichter der Betreiber des Giganten im Ex-Tagebau. »Ich könnte mir gut vorstellen, hier einmal unter anderen Umständen ein eigenständiges Konzert zu geben«, wie Frantz beim Pressegespräch sagte.

Die Generalprobe

Wasser auf die Mühlen von Veranstaltungschefs André Sperie, der wegen »Corona« so manches Event absagen musste. Ausgerechnet in der Zeit, die für das F60-Team so wichtig ist, wo finanzielle Verluste so gar nicht in das Schema der erfolgsverwöhnten Concept GmbH passen wollen. Sperie dazu gegenüber WochenKurier: »Das wäre natürlich der absolute Hammer, wenn der Virtuose tatsächlich einmal bei uns aufspielen würde. Ich bin aber Realist und glaube erst wirklich daran, wenn ein Vertrag unterschrieben ist. Schön wäre es aber schon.« Ditmar Gurk, dem kürzlich viel zu früh verstorbenen Bürgermeister, ohne den es den »liegenden Eiffelturm« in seiner heutigen Form gar nicht geben würde, hätte die Idee wohl auch gut gefallen, sind sich die Bergwerksführer um Michael Nadebohr sicher. Nach der Generalprobe im Schatten des Stahlgiganten ging der Pianist am nächsten Tag im wahrsten Sinne des Wortes auf die Piste, quer durch Finsterwalde bis auf die Wiese von Schloss Doberlug.

Klassik auf Achse

Justus Frantz konzertierte auf einer rollenden Schwerlastbühne, die an verschiedenen »Kulturhaltestellen« stoppte und zu einem »Konzert.to.go« einlud. Und so kam in Zeiten, in denen die Menschen nicht zur Musik kommen dürfen, die Musik zu den Menschen. Eine Idee der »Brandenburger Festspiele«, die bei den Leuten offenbar gut ankam. Deren Präsident, Walter Schirnik, dazu: »Die Corona-Krise hat viele Menschen dazu gezwungen, ihren Alltag neu und anders zu gestalten. Ganz besonders gilt das für die Kunst. Die Live-Kultur, einst völlig selbstverständlich und überall verfügbar, ist heute ein seltenes und kostbares Geschenk.« Mit dem »fahrenden Steinway-Konzertflügel«, wäre Musik und Können des Pianisten zutiefst wirklich und live. »Und mit 1,5 Meter Sicherheitsabstand in vollen Zügen zu genießen«, so sein Intendant Manuel Dengler, der sich bei der Sparkasse Elbe-Elster für die finanzielle Unterstützung bedankte.

Hintergrund

  • Die BRANDENBURGER FESTSPIELE sind das neue Landesfestival in Brandenburg und der Mark.
  • Die musikalischen Entdeckungsreisen unter dem Motto »So klingt Brandenburg!« führen in die Schlösser, Kirchen, Kinos, Klöster und andere atemberaubende Orte der Region, in Zusammenarbeit mit lokalen Partnern.


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