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Frieden mitten im Krieg finden?

Sonderausstellung im Robert-Sterl-Haus Naundorf „Die Klöppelschule von Jöhstadt“

Eine kleine, aber feine Sonderausstellung erwartet die Besucher des Robert-Sterl-Hauses in Naundorf. Unter dem Titel „Die Klöppelschule von Jöhstadt vor 100 Jahren“ vermittelt sie bis 4. September einen interessanten Einblick in das vielseitige Schaffen des Künstlers, der hier von 1919 bis zu seinem Tod 1932 lebte. Das Robert-Sterl-Haus gehört  zu den wenigen original erhaltenen Künstlerwohnhäusern Deutschlands. Mitte September 1916 weilte der  Robert Sterl   zu einem Arbeitsaufenthalt in Jöhstadt  im Westerzgebirge, um in der dortigen Klöppelschule zu malen. Als Ergebnis entstanden vier Ölgemälde, von denen sich eines in Privatbesitz in München befindet, ein weiteres im Museum Schloss Hinterglauchau und das dritte aus dem Nachlass des Künstlers im Robert-Sterl-Haus. Das vierte Bild gilt als verschollen. In der Sonderausstellung sind zwei in ihrer künstlerischen Auffassung unterschiedliche Versionen der Klöppelschule zu sehen. Während auf der Leihgabe aus Glauchau die Schülerinnen und das Klassenzimmer sehr realistisch dargestellt sind, lebt das andere Bild von der impressionistischen Auflösung in Farben und Licht. Doch beide Gemälde haben eins gemeinsam: Sie sind sehr einfühlsam dargestellt. Die Mädchen, die das heimische Handwerk des Klöppelns erlernen, wirken sehr konzentriert und haben ernste Gesichter. Kinder hatte der Künstler schon zehn Jahre früher dargestellt, war davon jedoch durch andere Themen wie Steinbrecher-, Musiker- und Russlandimpressionen abgekommen. "Doch jetzt; mitten im 1. Weltkrieg, greift er das Kindermotiv erneut auf. Wollte sich Sterl, der kurz vorher über ein halbes Jahr als Kriegsmaler an der Westfront war und dort Gewalt, Zerstörung und Tod dokumentierte, von diesen schrecklichen Eindrücken befreien? So sind auch seine emsig arbeitenden Mädchen nur scheinbar ein Bild des Friedens", beschreibt Andreas Quermann, Leiter des Sterl-Hauses die Motive.  In der Sonderausstellung werden neben diesen beiden Gemälden auch sieben Vorzeichnungen und Studien sowie fünf Aufnahmen aus einer zeitgenössischen Klöppelschule gezeigt . Ergänzt werden die Kunstwerke durch Leihgaben aus dem Erzgebirgsmuseum Annaberg-Buchholz, das ein Musterbuch, Klöppelbriefe, weiße und schwarze Klöppelspitzen sowie ein geklöppeltes Altartuch zur Verfügung stellte. (gs) Robert-Sterl-Haus,  Struppen, OT Naundorf, Tel. 035020-70216. Öffnungszeiten: 1. Mai bis 31. Oktober, Do. bis So. 10 bis 17 Uhr.   


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