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Prag und seine verehrte Winterkönigin

Wussten Sie, dass Elisabeth Stuart, Enkelin der 1587 hingerichteten Königin Maria Stuart, 1613 den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz in London heiratete? Die Wissenslücke ist zu verschmerzen.
Die Winterkönigin Elisabeth Stuart sieht ihrem Gatten zu, wie er in Prag nackt in der Moldau badet. Die Szene ist im Festsaal nachgestellt. Foto: PR

Die Winterkönigin Elisabeth Stuart sieht ihrem Gatten zu, wie er in Prag nackt in der Moldau badet. Die Szene ist im Festsaal nachgestellt. Foto: PR

Denn viel interessanter wurde es ein paar Jahre später. Und für Aufklärung sorgt wieder einmal das Landschloss Zuschendorf. Jener Friedrich V. unterstützte die aufständischen böhmischen Protestanten gegen die Habsburger. Nach dem Tod von Kaiser Matthias beschlossen die böhmischen Landstände, den pfälzischen Kurfürsten zu ihrem neuen König zu wählen. Und so wurde Elisabeth am 7. November 1619 zur Königin von Böhmen gekrönt. Lange währte dieser Ruhm nicht, denn nach dem Sieg der katholischen Fürsten unter Tilly musste das Königspaar fliehen. So wurde Elisabeth zur »Winterkönigin« – eben Majestät nur für einen Winter. Betitelt wurde sie mit »Perle Britanniens« und auch »Englands Rose«, da ist der Gedanke zur »Rose des Winters«, der Kamelie, wahrlich nicht weit, schmunzelt Matthias Riedel von den Botanischen Sammlungen im Landschloss Zuschendorf.  Sündhaft teures Kleid Zur diesjährigen Kamelienblütenschau vom 29. Februar bis 17. April wird die »Winterkönigin« deshalb wieder auferstehen. »Dafür lassen wir gerade ein sündhaft teures historisches Kleid fertigen. In einer Szene im Festsaal wird die Winterkönigin vor der historischen Kulisse Prags und umgeben von ihren Lieblingsaffen gerade zusehen, wie ihr Mann, der Winterkönig, nackt in der Moldau badet«, verrät Riedel. Diese kurze Präsenz der wunderschönen Frau in Prag hat sich bei den Menschen dieser Stadt so eingeprägt, dass sie den Namen »Winterkönigin« heute auf die Kamelien übertragen haben. Doppelte Rettung Parallel dazu wird es die Geschichte einer doppelten Rettung der gleichen Kamelien geben. »Erst hat ein Gärtner die Kamelien aus dem kriegszerstörten Dresden nach Karlsbad gebracht und so gerettet«, weiß Riedel. Jahrzehnte später hat die Bäderaufsicht diese neben die Heilquellen in der Kolonnade gestellt, wo sie mit für sie schädlichem Wasser begossen worden waren. Als sie fast tot waren, hat diese »Winterkönigin« ein Gärtner im mährischen Schloss Lysice wieder gesund gepflegt und damit ein zweites Mal auferstehen lassen. Mit einen Alter von weit über 100 Jahren wachsen sie immer noch dort. Kleine Exemplare davon stehen auch in den Zuschendorfer Glashäusern. Dazu gibt es, arrangiert in historischen Szenen, wieder allein 1.000 Blüten aus ganz Deutschland zu bestaunen, woraus die Besucher die schönste wählen können. »Zusätzlich werden Gärtner der mährischen Schlösser Rájec und Lysice mit Blüten anreisen und einen tschechischen Ausstellungsbeitrag präsentieren«, informiert  Riedel. Natürlich lädt dazu die Ausstellung der Sächsischen (Seidelschen) Kameliensammlung mit einer Vielzahl historischer Sorten v.a. des 19. Jahrhunderts auf 1.500 Quadratmetern Schauglasfläche ein. Die Hauptblüte ist Ende März zu erwarten. Mehr Infos zur Schau: www.kamelienschloss.de


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