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André Schramm

Papier zu Geld

Ein Unternehmen im Bielatal versorgt Regierungen und Zentralbanken weltweit mit Papier für Banknoten. Die Nachfrage steigt – trotz aller Kartenzahlerei.
V.l.: Sachsens Finanzminister Dr. Matthias Haß, Wahlkreisabgeordneter Jens Michel, Dr. Johannes Beermann (Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank), Dr. Wolfram Seidemann, Vorsitzender der Geschäftsführung G+D Curreny Technology), Werksleiter René Steiger und Celems Berger (Vorsitzender der Geschäftsführung Louisenthal) mit einer sogenannten Testbanknote. Foto: D. Förster

V.l.: Sachsens Finanzminister Dr. Matthias Haß, Wahlkreisabgeordneter Jens Michel, Dr. Johannes Beermann (Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank), Dr. Wolfram Seidemann, Vorsitzender der Geschäftsführung G+D Curreny Technology), Werksleiter René Steiger und Celems Berger (Vorsitzender der Geschäftsführung Louisenthal) mit einer sogenannten Testbanknote. Foto: D. Förster

 Gelegenheiten, einmal einen Blick in die Papierfabrik Königstein zu werfen, gibt es nicht gerade viele. Auf dem Gelände gleich neben der Biela herrschen hohe Sicherheitsbestimmungen. Kein Handy, keine Fotos, dafür Sicherheitsschleuse, Belehrung und eine Menge Überwachungskameras. Ohne Einladung ist beim Pförtner spätestens Schluss. An diesem Donnerstag im August ist die Gelegenheit günstig. Bundesbankvorstandsmitglied Dr. Johannes Beermann ist zu Besuch. Der Name dürfte manchen noch etwas sagen. Beermann war mal Chef der Sächsischen Staatskanzlei und ist Bargeld-Fan. Passt also.

Papier für Banknoten und Dokumente

Das Königsteiner Werk ist auf die Herstellung von Banknoten- und Sicherheitspapier spezialisiert und damit – abgesehen vom Hauptsitz in Louisenthal (Bayern) – konkurrenzlos in der BRD. 320 Mitarbeit sorgen hier jeden Tag dafür, dass etwa 100 Ländern das Bargeld nicht ausgeht und Personaldokumente ausgestellt werden können. An der Euro-Erstausstattung hatte Königstein maßgeblichen Anteil. »Etwa 98 Prozent unserer Produkte gehen heute in den Export«, sagt Clemens Berger, Vorsitzender der Geschäftsführung Louisenthal. Wohin genau, ist geheim – natürlich. Diskretion gegenüber den Auftraggebern, ist mindestens genauso wichtig, wie die Qualität der maßgeschneiderten Unikate, die bogenweise das Werk jedes Jahr verlassen.  In Zahlen: 12.000 Tonnen oder 12 Milliarden Banknoten. Das reicht locker, um den Bestand an Dollar-Noten einmal auszutauschen – weltweit. Auch wenn die Mitarbeiter nicht darüber reden dürfen, sind sie stolz, auf das, was sie tun. »Wir übernehmen schließlich hoheitliche Aufgaben für viele Länder«, erklärt der Prozesstechnologe Thomas Bodendieck. Derlei Aufträge einer Privatfirma im Ausland zu überlassen, dazu gehört eine Menge Vertrauen. Internationaler Besuch ist in Königstein daher Normalität.  »Uns ist es sehr wichtig, hier in der Region stabile Verhältnisse zu den Verantwortungsträgern zu haben«, sagt Geschäftsführer Berger. Der sparsame Umgang mit Öffentlichkeit hat aber auch eine Kehrseite. Angesichts rückläufiger Bewerberzahlen müsste man eigentlich offensiv um Azubis (u.a. IT-, chemische und kaufmännische Berufe) werben. Man kann junge Leute aber wohl kaum einladen, um ihnen anschließend nichts zu zeigen.  
 
Wasserzeichen: Alt, aber bewährt

Gearbeitet wird im Bielatal mit Baumwollfasern, eigentlich ein Abfallprodukt der Textilindustrie, das recycelt und in einem mehrstufigen Prozess chemisch aufgearbeitet wird. Interessantes Detail: Die fertigen Blanko-Scheine verfügen bereits über zwei wichtige Sicherheitsmerkmale – den Silberstreifen und das Wasserzeichen. »Das Wasserzeichen ist immer noch ein sehr starkes Sicherheitsmerkmal, an dem sich Fälscher regelmäßig die Zähne ausbeißen«, erklärt Bodendieck. Um Blütenmachern immer voraus zu sein, wird viel in die Forschung investiert. Dabei greift man auch auf Erkenntnisse deutscher Ermittlungsbehörden zurück. Prämisse: Nur neue Sicherheitsmechanismen haben eine Chance, in künftige Geldschein-Serien integriert zu werden. Bargeldlose Zukunft Das Werk in Königstein gehört seit 1991 zu »Giesecke & Devrient«, einem milliardenschweren Technologiekonzern mit Sitz in München und Wurzeln in Leipzig. Unter seinem Dach kümmert man sich um alles – vom Auftrag über Gestaltung und Druck bis hin bis zur Markteinführung neuer Banknoten. Im besten Fall dauert das 18 Monate. Wenn man bedenkt, dass ein Geldschein im Schnitt nur 8 bis 15 Jahre gültiges Zahlungsmittel bleibt, dürfte die Arbeit so schnell nicht ausgehen. »Unsere Produktionsmengen steigen jedes Jahr zwischen vier und fünf Prozent«, sagt Dr. Wolfram Seidemann, Vorsitzender der Geschäftsführung von G+D Currency Technology. Er glaubt fest ans papierne Zahlungsmittel und ist damit nicht allein. »Mit uns wird es auch in Zukunft Bargeld geben«, verspricht der Wahlkreisabgeordnete Jens Michel (CDU). Die Gelassenheit beim Blick in die Zukunft hat aber auch noch einen anderen Grund. Königstein liefert in Länder, die kaum über Infrastruktur für bargeldlose Zahlsysteme verfügen. Als jemand einen Geldschein auf den Tisch legt, wird klar, wer gemeint ist: Die Banknote stammt aus einem afrikanischen Land. 


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