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Daniel Förster

Napoleon: Eine Nacht in Liebstadt

In Sachsen hat man den 250. Geburstag von Napoleon Bonaparte nicht ganz vergessen. Auf Schloss Kuckuckstein wurde ein Zimmer hergerichtet, in dem der Feldherr einst nächtigte. Freitagabend ist es geöffnet.

Im Schloss Kuckuckstein in Liebstadt tut sich etwas. Mitglieder vom Verein „Schwarzes Kleeblatt“ haben das „Napoleonzimmer“ neu eingerichtet, insbesondere Kurator Claus Glombik aus Dresden. Am  Freitagabend, 16. August, machen es die ehrenamtlich Engagierten wieder der Öffentlichkeit zugängig, präsentieren Geschichte und Kunst im Schloss. Ab 16 Uhr steht Kuckuckstein für Besucher offen. 18.30 Uhr wird das Eintages-Quartier von Napoleon Bonaparte (1769 – 1821)  von Vereinsmitgliedern und dem Kurator in neuem Glanz präsentiert. Außerdem eröffnet eine neue Dauerausstellung unter dem Titel „Der andere Napoleon“. Malereien einer Künstlergruppe aus Dresden und Umgebung zeigen den Kaiser der Franzosen nicht als revolutionären Diktator, sondern als Persönlichkeit und Menschen, der u.a. Hochschulen und Gymnasien gerettet hat und auch in Sachsen seine Spuren hinterließ. Die Einweihung des „Napoleonzimmers“ fällt fast genau auf den 250. Geburtstag Napoleons am 15. August. Und die wird mit Salutschüssen, Korsischem Wein, Käse, Baguettes und unterhaltsamen Gesprächen gefeiert.

Die besagten geschichtsträchtigen vier Wände seien völlig leer gewesen, als die neuen Eigentümer, die Natur-Romantik GmbH & Co.KG mit Sitz in Döbra, das Schloss vor gut einem Jahr übernommen haben. „Der vormalige Schlossherr hatte es als Büro und Arbeitszimmer genutzt“, erläutert Claus Glombik. Der Kurator hat es nun mehr so ausgestattet und gestaltet, wie es Napoleon zu seiner Zeit genutzt haben könnte – mit einem großen Tisch, darauf ein Fernrohr, historische Karten, Schreibutensilien… Auch ein Napoleons Feldbett steht an der Seite. „Das habe ich extra nachbauen lassen. Denn wie bekannt ist, hat der französische General vorwiegend in einem eigenen, persönlichen Feldbett geschlafen.“

Napoleon nahm übrigens in der Nacht vom 9. zum 10. September 1813 nach seinem Einmarsch in Liebstadt - ausgerechnet im Schloss eines seiner erbittertsten Gegner Carl Adolf von Carlowitz (1771–1837) kurz vor seiner Niederlage in der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober - Quartier. Das Besondere an diesem Zimmer und warum sich Napoleon ausgerechnet in diesem Zimmer einquartierte: Es bot und bietet einen guten Ausblick nach Norden, bis nach Westen, auf die Stadt bis ins Seidewitztal und das Wichtigste: aus dem Zimmer führt ein Geheimgang, ideal als Fluchtweg.

Einige seiner Offiziere sollen sich beim späteren Rückzug mit Ritzereien bzw. Kritzeleien in Glasfenstern verewigt haben. Sinngemäß schrieben sie, dass sie sich nach Hause in die Heimat u.a. nach Paris sehnen und sich wünschen, zurück zu kehren. Auch diese Glasscheiben im Original hängen im „Napoleonzimmer“ an der Wand. Napoleon selbst verschonte Schloss Kuckuckstein. Er sei von dem Schatz an Lektüre u.a. wertvolle Freimaurerschriften in der Bücherei des Schlossherrn beeindruckt gewesen - zum damaligen Zeitpunkt die größte Privatbibliothek in Sachsen - in die er sich für mehrere Stunden in der Nacht zurückgezogen hatte.

Das „Napoleonzimmer“ und die neue Dauerausstellung „Der andere Napoleon“ sind nach der Eröffnung am 16. August nur zu den monatlichen Öffnungszeiten jeweils am zweiten Sonntag von 13 bis 16 Uhr (14 Uhr Führung) oder zu Veranstaltungen zu sehen. So erst wieder am Tag des offenen Denkmals am 8. September 2019 (ab 11 Uhr) und am 15. September sowie am 13. Oktober (jeweils von 13 bis 16 Uhr).


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