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Er hat’s wieder getan

Manfred Herzog legt sein drittes Buch vor

 In „Um’n Ungerturm rum“ erzählt Manfred Herzog, viele Jahre schon Mitglied der Neustädter Autoren, wunderbare Kurzgeschichten, „ä paar uff säggs’sch“.Es ist das  dritte eigene Buch des heute 84-Jährigen. Aber auch in verschiedenen Anthologien der Neustädter Autoren und in den „Neustädter Heimatblättern“ vom Freundeskreis des Stadtmuseums finden sich seine  Geschichten  und Texte schon viele Jahre. Nun hat er also den Ungerturm in den Mittelpunkt gestellt, der Turm und der Berg, der irgendwie das Wahrzeichen seiner Heimatstadt ist. Als Manfred Herzog seine Geschichten schrieb, war der Turm nicht mehr geöffnet,  doch seit vorigem Jahr ist das Ausflugsziel endlich wieder für Besucher zugänglich. Den Leser erwarten im Buch aber nicht etwa nur Ausflugstipps. Sondern witzige, ernste, nachdenkliche Begebenheiten mitten aus dem Leben, manche mit einem Augenzwinkern und etwas Phantasie. Da sind Erinnerungen aus seinem wirklich nicht langweiligen Leben – ob als Student an der TU Dresden bei einem völlig verkorksten Praktikum, seine Musterung, seine vielen Jahre im Fortschritt-Kombinat oder die erste Begegnung mit seiner späteren Frau. Es ist eine Liebeserklärung an das junge Mädchen, das ihn vor über 53 Jahren mit ihrem Lächeln nicht mehr los ließ. Seine Hanni hat die meisten Geschichten, die Manfred Herzog geschrieben hat, miterlebt und vor allem hat sie alle als erste gelesen – für gut befunden oder kritisiert und sicher manche Pointe beigesteuert. Was sie zu der Geschichte mit dem Smartphone sagte, das Manfred kaum benutzt, wie er gesteht, ist mir nicht bekannt. Er hat nämlich herausgefunden, dass seine liebe Frau jetzt per GPS genau orten kann, wo er sich aufhält. Auch in seinen Erinnerungen an die Zeit als Manfred Herzog als freier Mitarbeiter beim Wochenspiegel, später beim WochenKurier arbeitete, als ich ihn auch kennenlernte, hat er gekramt. Dass er auch mit weit über 80 noch mitten im Leben steht, aktiv Anteil nimmt, an dem was in Neustadt, oder in Dresden, das er oft besucht und in der großen weiten Welt passiert, machen seine Geschichten so lebendig und lesenswert. Er verfolgte die Entwicklung des Gewerbegebietes Kirschallee, wo anfangs manche befürchteten, dass sinnlos Geld verbrannt würde, die Investitionen sich aber später mehr als rentierten. Amüsant auch, wie er sich erinnert, als kleiner Junge mit buntem Herbstlaub Fußball gespielt zu haben und es im Alter nochmal probiert – nur dass er dabei ausrutscht. Und wer wissen will, wie „Neustadt blüht auf“ funktioniert, erfährt, dass Verwarngelder für Parkvergehen wohl keine unbedeutende Rolle spielen.  Manfred Herzog bezieht aber auch Haltung. Wenn sein SEB-Autokennzeichen in Dresden von Schreihälsen und Krakeelern begrüßt wird, ist er entsetzt und warnt: „Sprachlicher Verrohung folgt oft Gewalt. Deshalb wehret den Anfängen.“ Er macht auch aus seinem Herzen keine Mördergrube, wenn es um moderne bildende Kunst geht und sein Enkel freimütig gesteht, dass er ein grünes Dreieck auf blauem Grund auch in einer halben Stunde gemalt hat. Mit ä paar Kurzgeschichten uff säggs’sch schließt Manfred Herzog sein kurzweiliges Buch und spannt damit einen Bogen bis ins vorige Jahrtausend, denn seine „schriftstellerische Karriere“ begann 1973 im  Zirkel schreibender Arbeiter im Fortschritt-Kombinat.  Carmen Wolodtschenko


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