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Produktion wird eingestellt

Die Firma Meissen Keramik will ihre Produktion in Meißen einstellen. Der Wettbewerbsdruck auf dem Fliesenmarkt sei für den polnischen Mutterkonzern zu groß geworden. 100 Arbeitsplätze sind von der Schließung betroffen.

»Die Cersanit S.A., internationaler Hersteller von Wand- und Bodenfliesen sowie Sanitärprodukten mit Hauptsitz in Kielce, Polen, muss seine Aktivitäten in Deutschland an die Marktentwicklung anpassen«, heißt es in einer offiziellen Erklärung. Für Meißen bedeutet das, die Schließung des Werkes an der Fabrikstraße. Dort produzierte das Unternehmen unter dem Namen »Meissen Keramik« einfache Keramik-Wandfliesen. Aufgrund des zunehmend hohen internationalen Wettbewerbsdrucks im Markt hat das Unternehmen in den letzten Jahren bereits Produktionskapazitäten für Wandfliesen in Polen, dem Heimatland von Cersanit, um 25 Prozent abgebaut. Bedingt durch die anhaltende Marktentwicklung ist die deutsche Produktion in Meißen seit Jahren unprofitabel. Die Geschäftsführung von Cersanit plant dementsprechend, die Aktivitäten in Deutschland zu restrukturieren und die Produktion in Meißen einzustellen. Rund 100 Arbeitsplätze in Meißen können von der Schließung, die Gegenstand weiterer Verhandlungen mit dem Betriebsrat sein wird, betroffen sein. Die Logistik-, Vertriebs- und Kundenserviceaktivitäten von Cersanit in Deutschland (20 Mitarbeiter in Meißen und 30 in Oberhausen) bleiben erhalten. Zu viel Wettbewerbsdruck Die Unternehmensgruppe unterhält aktuell eine Produktions- und Vertriebsgesellschaft mit insgesamt 150 Mitarbeitern an verschiedenen Standorten in Deutschland, davon auch in Meißen. Weitere Tochtergesellschaften von Cersanit befinden sich in Polen, Russland, der Ukraine und Rumänien. Der Markt für Keramik-Fliesen in Deutschland unterliegt einem zunehmenden Wandel. In den vergangenen Jahren ist die Nachfrage stetig gesunken (zwischen 2015 und 2018 um ca. 12 Prozent). Es sei davon auszugehen, dass sich dieser negative Trend fortsetzt. So wird mit einem weiteren Nachfrage-Rückgang um 10 Prozent bis 2020 gerechnet. Gleichzeitig ist der Markt durch einen wachsenden Wettbewerbsdruck gekennzeichnet. Insbesondere internationale Wettbewerber aus Niedriglohnländern (Asien, Osteuropa) drängen auf den deutschen Markt. So hat sich beispielsweise der Import von Keramikfliesen von Indien nach Europa seit 2015 mehr als vervierfacht. Parallel werden im Ausland die Produktionskapazitäten erweitert. So haben sich etwa in der Ukraine die Produktionskapazitäten für Keramikfliesen seit 2010 verdoppelt, während die Inlandsnachfrage in der Ukraine nur etwa die Hälfte dieser Kapazitäten abdeckt. Auch negative Währungseinflüsse wirken sich auf den deutschen Markt aus. Anpassung ohne Erfolg So hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren (2015 bis 2018) seine Produktionskapazitäten für Wandfliesen im Heimatland Polen bereits um rund 25 Prozent reduziert. Trotz dieser Maßnahme ist die Profitabilität des Produktionswerks in Meißen seit 2015 negativ. Die Verluste hier haben sich inzwischen auf mehrere Millionen Euro zwischen 2016 und 2018 erhöht. Aufgrund dieser Entwicklungen plant die Geschäftsführung, die Aktivitäten in Deutschland zu restrukturieren und die Produktion in Meißen einzustellen. Diese Entscheidung wird Gegenstand entsprechender Verhandlungen mit dem Betriebsrat sein. »Wir bedauern diesen Schritt, halten ihn aber nach den Entwicklungen der letzten Jahre für unvermeidbar. Wir sind uns unserer sozialen Verantwortung bewusst und werden mit dem Betriebsrat nach Lösungen suchen, die möglichst sozialverträglich sind«, sagte Artur Plewniak, Produktionsleiter der Cersanit S.A. Die Gespräche mit dem Betriebsrat sollen baldmöglichst beginnen. Cersanit hatte das Traditionsunternehmen von 1863 im Jahre 2013 übernommen.


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