Seitenlogo
tok

Nach 29 Jahren ist Schluss

Görlitz verliert seine letzte Videothek. Der Verleih endet im Mai. Ende Juni geht das Licht endgültig aus.

Die ersten VHS-Kassetten hat er in den eigenen vier Wänden verliehen, zu Hochzeiten betrieb Eberhard Junge drei Videotheken in Görlitz. Was am 31. März 1990 mit der Eröffnung der Thunder Videothek begann, geht jetzt zu Ende. Die letzte Filiale auf dem Wilhelmsplatz schließt. Im Mai hat der Ausverkauf begonnen. Kunden, die noch Guthaben auf der Karte haben, sollten dieses dann aufbrauchen. Am 30. Mai endet der Verleih, danach wird ausgeräumt und weiter abverkauft. Am 30. Juni ist endgültig Schluss.  Die Thunder Videothek geht damit den Weg, den schon viele vor ihr gegangen sind. Schnelles Internet und damit verbunden die Online-Verfügbarkeit von Filmen, Musik und Videospielen haben zu viele Kunden gekostet. Der Verleih vor Ort wirft nicht mehr genug ab. Die Entscheidung, einen Schlussstrich zu ziehen, fasste Junge schon im vergangenen Jahr. Im Dezember musste er den Mietvertrag für die Räumlichkeiten kündigen.

Verleih in den eigenen vier Wänden

Begonnen hat die Geschichte der Thunder Videothek in Görlitz abenteuerlich. „Wir wurden im Januar 1990 gefragt, ob wir uns vorstellen können, eine Videothek zu betreiben“, erinnert sich Junge. Im März ging’s los. Die ersten Videokassetten verliehen Eberhard Junge und seine Frau Cornelia in den eigenen vier Wänden. Der Vorbau des eigenen Hauses wurde kurzerhand umfunktioniert. Weiter ging’s auf dem Elisabethplatz. In einem Laden, in dem eigentlich Videorekorder verkauft wurden, konnte man von 16 bis 21 Uhr Filme leihen. Auch das war natürlich nur eine Übergangslösung. „Wir haben in der Zeit eine Wohnung auf dem Elisabethplatz zu Geschäftsräumen umgebaut“, erzählt Junge. Am 7. Juli wurde dann die erste reine Videothek eröffnet. Kiosk inklusive. „Für mich war das damals alles Neuland“, sagt der gelernte Metallbauschlosser. Die Waren für den Kiosk holte er teilweise mit dem eigenen Auto aus Westberlin. Und das Geschäft brummte. 1994 eröffnete Junge die zweite Filiale. Auch in Königshufen konnte man jetzt bei Thunder leihen. 1998 kam in Weinhübel die dritte Filiale dazu. Im gleichen Jahr zog man außerdem vom Elisabeth- auf den Wilhelmsplatz um. Verliehen wurden nicht nur Filme, sondern auch Musik-CDs, Spiele und Konsolen. Seit 1991 gab es außerdem jedes Jahr den Silvesterverkauf. Raketen, Böller und Tischfeuerwerke sorgten für zusätzlichen Umsatz. Nach der Videotheken-Hochzeit in den Neunzigerjahren ging die Nachfrage aber immer weiter zurück. Nach 29 Jahren im Geschäft macht Eberhard Junge jetzt auch auf dem Wilhelmsplatz schweren Herzens das Licht aus und damit schließt die letzte Videothek in Görlitz. „Wir alle möchten uns bei unseren Kunden für die jahrelange Treue bedanken“, sagt Eberhard Junge. „Ein Dankeschön auch an die Behörden. Die Zusammenarbeit hat immer bestens funktioniert.“


Weitere Nachrichten aus Landkreis Görlitz
Meistgelesen