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André Schramm

Zschonergrundbad: Der Quadratmeter Privatsphäre zum Mieten

Vor einem Jahr öffnete das Zschonergrundbad wieder. Zuvor lag die Anlage in Briesnitz 27 Jahre im Dornröschenschlaf. Die erste Badesaison lief vielversprechend. Saison Nr. 2 wartet nun mit einer Zeitreise in die Badekultur längst vergangener Tage und einem neuen Spielplatz auf Besucher.

 Letzten Samstag startete das Naturbad im Zschonergrund in die neue Saison. Die Wochen und Monate zuvor blieben jedoch nicht ungenutzt. „Durch viele fleißige Hände und Sponsoren konnten die ersten 15 Dauerkabinen aus dem Jahr 1928 wieder instand gesetzt werden“, freute sich Astrid Hupka vom „NaturKulturBad Zschonergrund e.V.“. Für 100 Euro pro Jahr können Interessenten den persönlichen Stauraum mieten und hier beispielsweise ihr Badeutensil deponieren und sich ungestört umziehen.  Seit der Eröffnung des Freibades bis zu dessen Stilllegung (1988), so erzählt man, sei es ziemlich schwer gewesen, eine Umkleide zu bekommen. „Sie wurden in den Familien quasi weitervererbt“, erzählt Frau Hupka. Daneben war der Bereich ringsum ein beliebter Treffpunkt. Jan Lässig, einer der ersten Mieter, wohnt gleich in der Nachbarschaft und freut sich, dass das ganze Gerassel künftig nicht mehr mitgeschleppt werden muss. „Möglicherweise ist sogar noch Platz für ein Kasten Bier“, schmunzelt er. Für den Badverein ist es ein Anfang, aber noch lange nicht das Ende. 40 von insgesamt 200 Kabinen sollen zeitnah restauriert werden. „Dach, Holzverkleidung, Denkmalschutz – es steckt ein wahnsinniger Aufwand drin“, so Hupka. Sie hofft, dass sich sowohl Mieter als auch genügend Helfer finden, um nach und nach die nächsten Umkleiden auf Vordermann bringen zu können. Ab 2017 soll die Miete nur noch die Hälfte kosten. Ebenfalls neu ist ein Spielplatz im Bereich der Liegewiese. Nach Ende der Badesaison 2015 entstand direkt neben der bereits fertigen Spiel- und Tobefläche ein großer Sandkasten mir Sonnensegel und eine Korbschaukel. Schüler der Freien Werkschule Meißen hatten sich auf Anregung des Vereins Gedanken gemacht, wie sich ein Spielplatz in der grünen Oase des Naturbades im Zschonergrund gestaltet werden könnte. Die Ikea-Stiftung stellte Geld dafür bereit. Mit 22.500 Badegästen im letzten Jahr kamen doppelt so viele, wie ursprünglich erwartet. „Sicher war der Super-Sommer nicht ganz unschuldig an der guten Bilanz“, sagte Uwe Kloß von der Integrationsfirma Zschoner Grund gGmbH, die das Bad betreibt. Selbst träg sich das Naturbad jedoch nicht. „Ein Freibad schreibt nie schwarze Zahlen. Dankenswerterweise bezuschusst die Landeshauptstadt den Betrieb mit 85.000 Euro pro Jahr. Ohne dieses Geld würde es nicht funktionieren“, meint Kloß. Aus Zeitzeugnissen geht jedenfalls hervor, dass die „Dauerzellen“ jährlich für acht Reichsmark gemietet werden konnten. Hatte man rechtzeitig vorreserviert, konnte man „seine“ Dauerzelle nahtlos mehrere Jahre behalten. Angesichts der guten Nachfrage in der Gegenwart, sollten sich Interessenten besser sputen.


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