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Carola Pönisch

Semperoper hat eine Fünf-Minuten-Uhr

Einen »respektablen Chronometer«, wie die Welt ihn noch nicht gesehen hatte, sollte der Hofmechanikus, Hofuhrmacher und Leiter des Mathematisch-Physikalischen Salons in Dresden, Johann Christian Friedrich Gutkaes, im Auftrag des Sächsischen Hofes für das neue Opernhaus erschaffen. Möglicherweise inspiriert von den französischen Uhren des 17. Jahrhunderts erschuf Gutkaes ein »Kuriosum unter seinen Artgenossen«, das ohne Ziffernblatt und Zeiger alle fünf Minuten lautlos ein weiteres Zahlenfeld zeigt – und damit als eine der ersten digitalen Uhren der Welt gilt. Ihren Konstrukteur machte die Begeisterung über dieses Meisterwerk sächsischer Uhrmacherkunst als Königlich Sächsischer Hofuhrmacher unvergessen. Sechs Jahre  Rekonstruktion In der 180 Jahre dauernden wechselvollen Geschichte des Dresdner Opernhauses erfuhr die Uhr so manch geniale Wandlung und mühevolle Neuschaffung, so durch Hofuhrmacher Ludwig Teubner nach dem Großbrand im Jahre 1869 und zuletzt durch die Ingenieure Klaus Ferner und Harry Julitz im Rahmen des Neuaufbaus der Semperoper im 20. Jahrhundert. Allein die jüngste denkmalschutzgerechte Rekonstruktion der heutigen dritten Bühnenuhr nach Teubners Funktionsmodell (heute im Mathematisch-Physikalischen Salon im Zwinger zu sehen) nahm insgesamt sechs Jahre in Anspruch. Mit der feierlichen Wiedereröffnung der aus den Kriegsruinen auferstandenen Semperoper nahm auch die berühmte Dresdner 5-Minuten-Uhr ihren Platz im Bühnenportal wieder ein. Auf den Tag genau 40 Jahre nach der Zerstörung des Hauses im Zweiten Weltkrieg zeigte dieses technische Wunderwerk am 13. Februar 1985 dem Publikum im Saal erstmals wieder im 5 Minutentakt die Zeit an – so wie es ihr Erbauer im Jahre 1841 für die Semperoper erdacht hatte. Dem Prinzip der ursprünglichen 5-Minuten-Uhr blieben alle ihrer mit Pflege und Nachschöpfung betrauten Experten bis heute treu, so dass dieses markante Architekturdetail sich den Besuchern der Semperoper in ebenso zeitloser Schönheit wie technischer Perfektion präsentiert. Mehr Geschichten über die Semperoper auf:


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