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Rollenspiele mit der Polizei

Die Dresdner Polizei geht in die Präventionsoffensive. Am 1. November startet das Format »Wissen bringt Sicherheit«, eine Veranstaltungsreihe zum Mitmachen. Wer sich darauf einlässt, nimmt viel mit – für böse Überraschungen im Alltag.
Mitarbeiter der Polizei demonstrieren die Straßenbahnszene.  In der neuen Veranstaltungsreihe »Wissen bringt Sicherheit« begeben sich die Teilnehmer u.a. in unangenehme Situationen, bekommen dafür aber wichtige Handlungsempfehlungen. Foto: Schramm

Mitarbeiter der Polizei demonstrieren die Straßenbahnszene. In der neuen Veranstaltungsreihe »Wissen bringt Sicherheit« begeben sich die Teilnehmer u.a. in unangenehme Situationen, bekommen dafür aber wichtige Handlungsempfehlungen. Foto: Schramm

 Eine Straßenbahn in den Abendstunden. Eine Frau sitzt allein auf einem von vier Sitzen. Ein Typ mit Kettchen und offener Jacke gesellt sich breitbeinig dazu. Billiges Parfüm durchdringt die Luft. Der Kerl durchbohrt die Dame mit seinen penetranten Blicken. Die Situation wird schnell unangenehm für die Frau. Was soll sie tun? Aufstehen und aussteigen? Sich abwenden oder einen anderen Platz suchen? Den Mann gar zurechtweisen?
Es ist eines der Szenarien, die bei der neuen Präventionskampagne der Dresdner Polizei durchgespielt wird, das richtige Verhaltensmuster inklusive. »Wir reden nicht mehr. 70 Prozent unserer Kommunikation läuft heute über Körpersprache«, sagt Jan Wittmann von der Präventionsabteilung. Das stimmt: In der Tram wurde bisher kein einziges Wort gewechselt. Geklärt ist das Problem nicht.

Wozu das Ganze?

Das Sicherheitsempfinden der Dresdner bewegt sich seit Jahren nur in eine Richtung – nach unten. »Die polizeilichen Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.  Mit der Veranstaltungsreihe wollen wir dazu beitragen, das subjektive Sicherheitsgefühl in der Stadt zu verbessern – in Form von Rollenspielen«, sagt Polizeipräsident Horst Kretzschmar. Aus eigenem Erleben weiß er, dass Fehler, die man einmal gemacht hat, besser in Erinnerung bleiben. »Es geht darum, Verhaltensmuster für verschiedenste Situationen zu entwickeln«, schiebt der Polizei-Chef hinterher. Nebenbei verfolgt die Reihe aber auch einen anderen Zweck. Sie will die Menschen dafür sensibilisieren, ihre Umwelt wieder besser wahrzunehmen. Altes Problem: Drei Zeugen, drei unterschiedliche Aussagen. »Achten Sie auf Kleinigkeiten, individuelle Merkmale«, empfiehlt Wittmann. »Körperschmuck, das Tattoo oder Narben wird der Täter in der Regel nicht so schnell los, wie seine Jacke«, sagt er. Das Format »Wissen bringt Sicherheit« beschäftigt sich jeden Monat mit einem anderen Schwerpunktthema, darunter u.a. »Radfahrer sind auch Verkehrsteilnehmer«, »Neues aus dem Verkehrsrecht« und »Schutz von Eigentum«. Platz für Wünsche des Publikums ist natürlich auch. Die Frau vom Anfang entscheidet sich schließlich, die Bahn zu verlassen. Der Typ steigt hinter ihr aus. Der Ausgang der Geschichte ist nicht überliefert, denn die Tram war nur ein Zimmer auf der Schießgasse, die Bahnsitze einfache Stühle. Alles nur gespielt, viel falsch gemacht.


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