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Carola Pönisch

Mach's gut, Zimmi. Du bleibst unvergessen

Kult-Reporter Gert Zimmermann ist am Dienstag, 16. Juni, im Alter von 69 Jahren nach kurzer schwerer Krankheit gestorben. Für den WochenKurier schrieb er viele Jahre lang die wöchentliche Kolumne »Zimmis Einwurf«, produzierte seit Juli 2016 »Zimmis Grätsche« und seit Februar 2020 den Podcast »Zimmis Overtime«.
Gert Zimmermann, geboren am 9. Februar 1951, ist am 16. Juni verstorben. Foto: Schramm

Gert Zimmermann, geboren am 9. Februar 1951, ist am 16. Juni verstorben. Foto: Schramm

Er wird kein Mikrofon mehr in die Hand nehmen. Wir werden nie mehr sein lautes und langes "Toooor" hören, er wird keine Spiele mehr kommentieren, keine Fragen mehr stellen, keine "Grätschen" mehr für unseren Youtube-Chanel drehen. Der sächsische Sport, vor allem aber Dynamo Dresden und der Dresdner Fußball, hat eine Legende verloren. Gert "Zimmi" Zimmermann ist tot. Zimmi hat Fußball gelebt. Seine Leidenschaft, mit der er Spiele fürs Radio kommentierte, war grenzenlos. Er hatte ein phänomenales Gedächtnis, konnte noch Jahrzehnte später sagen, wer welches Tor in welcher Minute geschossen hatte. Er war schlagfertig, originell und brillant in seinen Formulierungen, er war kritisch, ehrlich, fair und unglaublich emotional, er stellte Fragen, die seine Gesprächspartner oft so nicht erwartet hatten und erhielt Antworten, die andere Reporter so nicht bekamen. Es war eine Freude, seinen leidenschaftlichen Ausführungen zuzuhören, auch wenn man nicht unbedingt Fan jener Mannschaft oder Sportart war, die er gerade kommentierte. Denn Zimmi hat zwar in erster Linie für "sein" Dynamo Dresden" gelebt, aber auch Spiele von Energie Cottbus oder RB Leipzig kommentiert, er hat mit derselben Leidenschaft die dritte Liga "besprochen" wie Spiele der Volleyballer, Handballer oder Eishockeyspieler. Dass er dabei auch in der Politik und der Musik unheimlich bewandert war – man konnte es hören. So brillant Zimmi am Mikrofon kommentierte, so gut und mitunter sehr spitz konnte er auch schreiben. Seine wöchentliche Kolumne "Zimmis Einwurf" in der Printausgabe des WochenKurier brachte regelmäßig viel Leserresonanz, seine Video-Grätsche, von der es seit Juli 2016 über 150 Episoden und viele "Sondergrätschen" gibt, sahen zuletzt über 15.000 Menschen. Sein neuestes Projekt bei uns, "Zimmis Podcast", startete erst Anfang dieses Jahres.  Zimmi war Kult, ein Ausnahmereporter, ein wandelndes Fußballlexikon. Einer, der sein Mikro immer im richtigen Moment dabei und sein Wissen immer parat hatte. Dabei wollte er als Kind Polizist werden, doch dann wurde er Kellner im Hotel Newa auf der Prager Straße. Allein was er da erlebte, würde ein vielseitiges Buch füllen. Denn in diesem Interhotel gingen die Dresdner Fußballspieler ein und aus und Zimmi als damals schon großer Fußballfan war mittendrin. Die Storys, die er zu DDR-Zeiten als DJ und Stadionsprecher erlebte, würden ein zweites Buch füllen. Dass der kleine Zimmi als Kind vorm Radio saß und dem DDR-Kultreporter Florian Oertel begeistert zuhörte sei hier nur kurz erwähnt.  Das dritte, dickste Buch wäre jenes über seine Zeit als Sportreporter beim Radio. Denn 1990 ergab sich die Gelegenheit, beim MDR anzuheuern, dem er 30 Jahre lang als "Stimme des Ostfußball" treu blieb.  Jetzt ist diese Stimme verstummt. Seine klugen Sätze, wie lang und verschachtelt sie auch gewesen sein mögen, sein Humor und sein Lachen, seine direkte, offene, immer freundliche Art, seine tausend Storys, die er spontan erzählen konnte – wir werden all das vermissen. Aber nicht vergessen. Mach's gut, Zimmi.


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