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Carola Pönisch

Aus für die Natur- und Umweltschule

Das Sächsische Oberverwaltungsgericht hat entschieden: Die Natur- und Umweltschule Dresden muss ihren Schulbetrieb einstellen. Nach sieben Jahren Kampf gehen damit endgültig die Lichter aus.

Am Ende war alles umsonst. Die Briefe und Mails an Sachsens Bildungsministerium und an die Sächsische Bildungsagentur, die Demos, das Sammeln von Unterschriften, die Petition mit rund 10.500 Unterschriften. Das Urteil des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts (OVG) Bautzen vom 11. Mai ist hart: Die Natur- und Umweltschule Dresden (NUS) hat keinen Anspruch auf eine Genehmigung. Was bedeutet: Die 2011eröffnete Schule muss ihren Betrieb zum Ende dieses Schuljahres einstellen. Die 65 Kinder, die jetzt hier lernen, werden auf andere Schulen verteilt. Kein »besonderes pädagogisches Interesse am Betrieb« Die Grundschule am Manfred-von-Ardenne-Ring 20 im Dresdner Norden ist etwas ganz Besonderes: Es gibt nur zwei Klassenstufen (1 bis 3 sowie 4), statt Noten ausführliche Einschätzungen, keinen festen Stundenplan, statt dessen sehr viel Unterricht in der freien Natur mit verschiedenen reformpädagogischen Ansätzen. Träger der Schule ist der Verbund Sozialpädagogischer Projekte e.V. (VSP). Was die Schule außerdem so besonders macht: Von Anfang an war sie konfrontiert mit der Einschätzung der Sächsischen Bildungsagentur, die in der NUS »kein besonderes Konzept« erkannte und deshalb »kein besonderes pädagogisches Interesse am Betrieb der Schule« hatte. Das wiederum hatte zur Folge, dass die Einrichtung seit ihrer Gründung nur geduldet, nie dauerhaft genehmigt wurde und daher nie die voll staatliche Förderung erhielt wie andere freie Schulen. Seit April 2017 habe die NUS nach eigenen Angaben gar kein Geld mehr erhalten (WochenKurier v. 20.9.2017), wurde nur dank Spenden und zusätzliche Mittel des Träger am Laufen gehalten. Gutachter empört: "Das Gegenteil behauptet" Ging das Verwaltungsgericht Dresden 2015 noch davon aus, dass die NUS Anspruch auf Genehmigung durch die Bildungsagentur habe, entschied das OVG Bautzen nun dagegen. Es stützt sich dabei auf zwei Gutachten, die der Schule das besondere pädagogische Interesse absprechen. Prof. Dr. Rainer Winkel, einer der Gutachter, ist entsetzt: »Es entspricht nicht den Tatsachen, dass ich an irgendeiner Stelle des Gutachtens dem pädagogischen Konzept der NUS das besondere pädagogische Interesse abgesprochen hätte. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe dem Konzept der NUS in Theorie und Praxis ein Höchstmaß an pädagogischer Bedeutung bescheinigt." Der Sachverständige hat sowohl im Gutachten als auch vor Gericht die Anregung gegeben, die numerische Verteilung der Lernzeiten durch eine situative Verteilung zu ersetzen: "So viel im Schulgebäude stattfindender Unterricht wie notwendig und so viel außerschulisches Lehren und Lernen wie sinnvoll und möglich." so Winkel in seinem Sachverständigengutachten vom 23. März 2018.  Auszeichnung und der Wille "Wir kämpfen weiter" Der Schulträger VSP wird keine Rechtsmittel gegen das OVG-Urteil einleiten wird, möchte jedoch die Urteilsbegründung in sechs Wochen abwarten, um eine abschließende Entscheidung zu treffen. Eltern und Förderverein werden indes weiter für den Erhalt der Schule kämpfen. Innerhalb der nächsten Tage wollen sie eine Expertenpetition an Kultusminister Christian Piwarz übergeben.   Seit Beginn des Schulbetriebes im Jahr 2011 haben 108 Grundschüler erfolgreich bei uns gelernt. 59 Kinder sind erfolgreich für den Übergang an die weiterführenden Schulen vorbereitet worden. "Wir haben Lehramtsanwärtern Hospitationen und Praktikas ermöglicht, haben Seminare zum Thema 'DraußenLernen – Lernen von und mit der Natur auf Grundlage des sächsischen Lehrplanes' in der Lehreraus- und -fortbildung durchgeführt. Auch an der Entwicklung der Landesstrategie 'Bildung für nachhaltige Entwicklung“ sind wir aktiv beteiligt' sagt Julia Pörschke, Leiterin der Natur- und Umweltschule. Auszeichnungen,  wie der erste Preis beim Deutschen Schulwanderwettbewerb, oder als Ressourcenschule "Wir sind Vorbild" unterstreichen das bestehende besondere Profil der Schule:  „Wenn es die NUS nicht gäbe, müsste sie gegründet werden.“ sagte Philip Heldt von der Verbraucherzentrale NRW bei der Preisübergabe vergangenes Jahr.


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