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Andreas Zschiedrich

Rödertalbienen verlieren nach Fehlerfestival

Die Rödertalbienen verlieren auswärts beim Tabellenzehnten TG Nürtingen nach einer desolaten Vorstellung völlig verdient mit 23:31 (8:15).

Das war die mit Abstand schlechteste Saisonleistung, die die Sächsinnen den 385 Zuschauern in der Theodor-Eisenlohr-Sporthalle über 60 Minuten boten und dabei hatten sie sich so viel vorgenommen. Dementsprechend spöttisch und teilweise auch bissig waren die Kommentare auf der Tribüne. Hatte Trainer Frank Mühlner in der Vorwoche noch von zwei kurzzeitigen Aussetzern gesprochen, die gegen Rosengarten ein besseres Ergebnis verhindert hatten, so war es in Nürtingen der mannschaftliche Blackout über die gesamte Spielzeit. Dass was die Bienen in Nürtingen ablieferten, war bestenfalls Drittliganiveau. Bereits beim Abschlusstraining am Freitag hatte sich die Misere angekündigt. Brigita Ivanauskaite und Julia Mauksch konnten die Reise in den Stuttgarter Raum verletzungsbedingt nicht antreten, Victoria Hasselbusch meldete sich berufsbedingt ab und Meret Ossenkopp (4 Tore) hatte wegen eines grippalen Infektes die komplette Woche nicht trainiert. Trotzdem hat die Mannschaft noch genügend Potenzial, zumal der Tabellenzehnte aus Nürtingen bisher auch noch nichts gerissen hatte. Die Gäste aus dem Rödertal hatten Anwurf. Aber bereits der erste Angriff endete mit einem Fehlabspiel. Im Gegenzug brachte Nina Fischer (2/2) die Gastgeberinnen per Strafwurf mit 1:0 in Führung. Auf der Gegenseite verweigerten die Schiedsrichter Lisa Loehnig (2 Tore) den Strafwurf und Tammy Kreibich traf nur die Latte. Das nutzten die Nürtingerinnen durch Lea Schuhknecht (6 Tore) zum 2:0. In der fünften Minute erlöste Rabea Pollakowski (4/1 Tore) die Bienen und verkürzte auf 2:1. Ann-Catrin Höbbel (6/1 Tore) legte nach und erzielte den Ausgleich. Danach die erneute Führung für die Gastgeberinnen. Mit zwei feinen Kontern brachte Rabea Pollakowski die Gäste erstmals mit 4:3 in Führung. Da ahnte noch niemand, was nun kommen sollte. Gleich zwei Mal vergaben die Bienen aus aussichtsreicher Position die Möglichkeit, die Führung auszubauen. Was die Gäste jetzt boten, war kaum zu fassen. Mit einem Fehlerfestival – technische Fehler, Fehlwürfe und Abspielfehler – luden sie die Gäste regelrecht zum Kontern ein. Innerhalb von nur acht Minuten machten die TG-Damen aus einem 3:4 ein 8:4 und zwangen Mühlner zum ersten Timeout. So richtig hatte er seine Mannschaft offensichtlich nicht erreicht, denn die spielten genau so weiter, was Mühlner nach weiteren zehn Minuten dazu zwang, zum zweiten Mal die grüne Karte zu ziehen. Da stand es bereits 14:7 und es gab die nächste Hiobsbotschaft. Saskia Nühse, in der 17. Minute eingewechselt, erhielt in der 22. Minute beim Torwurf einen Stoß ihrer Gegenspielerin, den die Schiedsrichter nicht ahndeten. Sie erzielte zwar das Tor, blieb danach aber mit schmerzverzerrtem Gesicht liegen und musste mit Verdacht auf Bänderriss vom Platz getragen werden. Der Pausenstand von 15:8 war schon eine gewisse Vorentscheidung. Die Gäste hatten es in Hälfte eins auf insgesamt 22 technische Fehler und Fehlwürfe geschafft, eine Quote, die nur sehr schwer noch zu toppen ist. Alle waren gespannt, ob es Mühlner in der Halbzeitpause gelingt, seine Damen wieder auf Kurs zu bringen. Er versuchte es mit Pressdeckung gegen Schuhknecht. Rabea Pollakowski und später Linda Emely Zöge (1 Tor) meldeten die gefährlichste Rückraumspielerin komplett ab, dafür boten sich den Gastgeberinnen aber Räume am Kreis und die nutzten sie gnadenlos. Speziell Julia Bauer, sie war mit acht Treffern die Torschützenbeste des Spiels, war nicht zu stellen und düpierte die Abwehr, wie sie wollte. Einzig Ann Rammer und Ronja Nühse im Tor des HC Rödertal bewahrten ihre Mannschaft vor der totalen Blamage. Die Nürtingerinnen waren zwischenzeitlich auf elf Tore (24:13) enteilt. Mehr als Ergebniskosmetik war für Rödertal nicht drin. Der Sieg der TG Nürtingen mit 31:23 geht auch der Höhe nach in Ordnung. Ein sichtlich gefrusteter Trainer Mühner nach dem Spiel: “Mit so einer Leistung kannst du nicht gewinnen. Die Spielerinnen waren gedanklich noch im Bus. Die Mannschaft hat nichts aber auch gar nichts von unserem Matchplan umgesetzt. Die Fehlerquote war katastrophal. Hoffentlich erweist sich die Verletzung von Saskia Nühse als nicht so schwerwiegend, noch einen Ausfall können wir nur schwer verkraften. Jetzt muss der Kopf ganz schnell wieder frei werden.“


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