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»Leerstand ist was Schreckliches«

Corona hat auch in Radeberg den Einzelhandel getroffen. Aber die Stadt hat Pläne, wie die Innenstadt wieder belebt werden kann.
Verbarrikadiert und wenig einladend: In Radebergs Innenstadt stehen mittlerweile etliche Läden leer. Das schreckt Stadtbesucher ab und zieht Graffiti-Sprayer an. Foto: rk

Verbarrikadiert und wenig einladend: In Radebergs Innenstadt stehen mittlerweile etliche Läden leer. Das schreckt Stadtbesucher ab und zieht Graffiti-Sprayer an. Foto: rk

Wenn Radebergs Oberbürgermeister Gerhard Lemm (SPD) in seiner Stadt unterwegs ist, fallen sie ihm ins Auge: leere Läden. Natürlich habe die Pandemie auch die hiesige Geschäftswelt getroffen, so Oberbürgermeister Lemm. Und weitere pandemisch-bedingte Schließungen seien leider künftig nicht auszuschließen, so Lemm weiter. Ein Rundgang durch die Bierstadt zeigt exemplarisch, wie sehr der Einzelhandel an vielen Orten ums Überleben kämpft. Das war zwar schon zu vorpandemischen Zeiten so. Aber so angespannt wie in dieser Zeit war die Lage noch nicht. Das die große Pleitewelle bisher ausgeblieben ist, hängt damit zusammen, das der Staat Händler und Gastronomie nach Kräften unterstützt hat. Laut Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation stehen mittlerweile im Durchschnitt jedes fünfte Ladenlokal in den deutschen Einkaufsstraßen leer. In Radeberg, darauf weist Oberbürgermeister Lemm hin, gab es schon vor der Pandemie Pläne, die Innenstadt attraktiver zu machen. So habe man in der Bierstadt »seit ewigen Zeiten« keine Parkgebühren mehr erhoben, auf Sondernutzungsgebühren verzichtet. Pandemiebedingt wurde und wird in der Bierstadt großzügig mit Stundungsanträgen umgegangen. Erkundigt man sich bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden nach der Situation im regionalen Einzelhandel, erfährt man von Lars Fiehler, dass das Thema Leerstand in den Innenstädten gegenwärtig viele Kommunen umtreibt. Fiehler: »Leerstand ist was Schreckliches, das mag kein Bürgermeister.« Der Erlebnisraum Innenstadt biete in dieser Zeit derzeit wenig Erlebenswertes, erfährt man vom IHK-Pressesprecher. Fiehler spricht von einer gesamtgesellschaftlichen Herausforderung, davon dass der Handel ein elementarer Bestandteil einer attraktiven Innenstadt sei, davon, dass Innenstädte ihre städtebauliche und gesellschaftliche Bedeutung nicht verlieren dürften. Aber auch davon, welche Auswirkungen eine leerstehende Innenstadt für eine Kommune hat. Dadurch, das steht für den IHK-Pressesprecher fest, werden Stadtzentren teilweise einen ganz anderen Charakter bekommen. Droht dies auch Radeberg? Die Gefahr, dass durch den Onlinehandel und eine Verlagerung von inhabergeführtem Einzelhandel zu Filialisten das Angebot kleiner werden könne, die bestehe durchaus, erklärt Radebergs Oberbürgermeister. Der jedoch für seine Stadt Hoffnung sieht. Der Grund: »Wir haben zum Schutz des innerstädtischen Handels ein Einzelhandelskonzept erstellt, das wir auch durchsetzen werden«, erklärt er. Folglich sieht Oberbürgermeister Lemm für seine Stadt Licht am Horizont. Nicht zuletzt hofft er auch darauf, dass die vom Freistaat vorbereiteten Programme zur Innenstadtbelebung bald wirksam werden. Zum anderen vertraut er aber auf die wirtschaftliche und innovative Stärke der Radeberger Geschäftswelt. Lemm: »Wir haben hier ein moderates Wachstum, etwas, was im Landkreis in dieser Zeit untypisch ist.« Das werde, davon ist er überzeugt, hilfreich sein, um den Einzelhandel wieder auf die Beine zu bekommen. Perspektivisch gesehen werde das Zentrum der Stadt wieder mit mehr Leben erfüllt sein. Er, das betont Gerhard Lemm in diesen Tagen, sei jedenfalls »verhalten zuversichtlich«, was die Zukunft Radebergs angehe.


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