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Der Kampf mit Risiken und Nebenwirkungen

Fehlender pharmazeutischer Nachwuchs, langsame Internetverbindungen und unlautere Wettbewerbsbedingungen des europäischen Versandhandels: Das sind die Sorgen und Nöte, mit denen tagtäglich vornehmlich kleine Landapotheken ums Überleben kämpfen.
Der Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes Thomas Dittrich im Gespräch mit Sozialministerin Barbara Klepsch und Ulrike Finger, der Inhaberin der Marien-Apotheke in Elstra. Foto: SAV

Der Vorsitzende des Sächsischen Apothekerverbandes Thomas Dittrich im Gespräch mit Sozialministerin Barbara Klepsch und Ulrike Finger, der Inhaberin der Marien-Apotheke in Elstra. Foto: SAV

Vor allem in den Regionen Bautzen und Görlitz versorgen durchschnittlich weniger Apotheken die Bevölke­rung als im restlichen Bundesland. Die Sächsische Staats­ministerin für Soziales und Verbraucherschutz, Barbara Klepsch, konnte sich vor kurzem selbst ein Bild von der wohn­ortnahen Arzneimit­telversorgung machen – zunächst hinter den Kulissen der Marien-Apo­theke in Elstra, danach in einer Gesprächsrunde mit Apothekerinnen und Apothekern der Region. Innerhalb der nächsten zehn bis fünfzehn Jahren werden zahlreiche Phar­mazieingenieure, die den Apothekenleiter kurzfris­tig vertreten dürfen, in den Ruhestand gehen. Bewerberauswahl ist denkbar klein Pharmazieingenieure werden nicht mehr aus­gebildet, weshalb die frei­en Stellen durch appro­bierte Apothekerinnen und Apotheker besetzt werden müssen. Doch die Auswahl an geeigneten Bewerbern ist für Landa­potheken überschaubar klein, teilweise gibt es sogar keine Interessen­ten. „Wir müssen Ar­beitsplätze in den öffent­lichen Apotheken wieder attraktiver machen. Das betrifft sowohl den stär­keren pharmazeutischen Schwerpunkt der Auf­gabenbereiche als auch die Gehaltsstrukturen“, so Dittrich. „In Sachsen werden bereits einige Maßnah­men umgesetzt, um junge Ärzte für die Übernahme von Landarztpraxen zu gewinnen. Diese Ange­bote müssen wir auch auf junge Pharmazeuten ausweiten und gemein­sam mit den Kommu­nen weiterentwickeln“, sichert Klepsch zu. Dazu gehöre auch der Erhalt und weitere Ausbau der ländlichen Infrastruktur mit innovativen Versor­gungsmodellen. Doch der flächendeckende Ausbau mit leistungsstarken In­ternetleitungen ist vor al­lem im ländlichen Raum noch ein Problem, auch wenn bereits einige säch­sische Regionen komplett erschlossen wurden. Rabattschlacht versus Gemeinwohl Zum Abschluss der Gesprächsrunde begrüß­te Dittrich ausdrücklich die Unterstützung der sächsischen Landesre­gierung im Kampf für die Preisgleichheit ver­schreibungspflichtiger Arzneimittel. Seit einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes vor knapp drei Jahren sind auslän­dische Versandhändler nicht mehr an die Arznei­mittelpreisverordnung gebunden und können Kunden mit großzügigen Rabatten locken, ohne je­doch zusätzliche Gemein­wohlaufgaben wie den Nacht- und Notdienst zu übernehmen. Der wirtschaftliche Nachteil ist für viele Apotheken deutlich spür­bar. Bundesweit mussten bereits hunderte Apo­theken, darunter viele in ländlichen Regionen, schließen. Auf Druck der Europäischen Kommissi­on plant nunmehr Bun­desgesundheitsminister Jens Spahn auch die recht­liche Grundlage für die in­nerdeutsche Preisgleich­heit bei verschreibungs­pflichtigen Arzneimitteln im Arzneimittelgesetz zu streichen. „Das wird den aktuellen Wettbewerb noch verschärfen und viele weitere Apotheken zur Schließung zwingen. Der Versandhandel kann niemals den persönlichen Kontakt in der Apotheke ersetzen, den vor allem ältere Patienten suchen“, so Dittrich.


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