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Vor Sanierung barrierefrei – danach nicht mehr

Lauchhammer. Schon frühzeitig hatte die Stadt Lauchhammer darauf aufmerksam gemacht, dass die geplante Sanierung des Bahnhofes durch die Deutsche Bahn dazu führe, dass dieser in Zukunft nicht mehr barrierefrei genutzt werden könne. Aller Einwände zum Trotz wurden die Umbauten wie geplant durchgeführt. Mit weitreichenden Folgen.

Nach dem RBB-Fernsehen hat sich nun auch der Privatsender RTL mit der Bahnhofsproblematik in Lauchhammer befasst. Im Februar war ein Team des Senders vor Ort.

Nach dem RBB-Fernsehen hat sich nun auch der Privatsender RTL mit der Bahnhofsproblematik in Lauchhammer befasst. Im Februar war ein Team des Senders vor Ort.

Bild: Heiko Jahn

Schon während der Planungsphase intervenierten der Landkreis und die Stadt Lauchhammer mehrfach bei der Deutschen Bahn gegen die nicht barrierefreie Sanierung des Bahnhofes in Lauchhammer-West. Auch eine Petition mit über 2000 Unterschriften bei der Landesregierung zur nachträglichen Herstellung der Barrierefreiheit durch den Anbau von Aufzügen an der Personenüberführung brachte keinen Erfolg. Anfang Januar konnte Bürgermeister Mirko Buhr konnte nichts Neues berichten. »Die Situation ist für mich sehr unbefriedigend. Aber wir werden von der Forderung, den Bahnhof barrierefrei nachzurüsten, nicht abweichen.«

 

»1000 Reisende-Regelung«

 

Die Deutsche Bahn beruft sich auf die EU-weit geltende sogenannte »1000 Reisende-Regelung«. Demnach ist die Herstellung der Barrierefreiheit bei Bahnhöfen mit einer Fahrgastfrequentierung unter 1000 Personen pro Tag (Lauchhammer 300) nicht erforderlich, wenn ein barrierefreier Zugang in zumutbarer Distanz möglich ist. Die »zumutbare Distanz« beläuft sich in Lachhammer aber auf einen Umweg von knapp 1,5 Kilometer.

 

Aber das eigentliche Problem ist noch skurriler, denn vor der Sanierung waren beide Bahnsteige nahezu barrierefrei nutzbar, nach der Installation der Brücke nicht mehr. »Das ist eine deutliche Benachteiligung für alle Personen mit Mobilitätseinschränkungen und für mich nicht hinnehmbar«, betonte Bürgermeister Mirko Buhr.
Auch die Behindertenbeauftragte der Stadt Lauchhammer, Manuela Krengel, sieht das so. »Ich kann nicht nachvollziehen, dass diese ›1000-Reisende-Regelung‹ heute immer noch gilt und angewendet werden darf. Das hat nichts mit Teilhabe zu tun«.

 

Auch Holger Hennig wurde - im Rahmen der Berichtersttatung von RTL - zu dem Thema interviewt. Er ist an Multipler Sklerose erkrankt. Jahrzehnte lang nutzte er den Bahnhof seiner Heimatstadt, bis ihn die Deutsche Bahn sanierte. Über die Brücke schafft er es nicht, auch der Umweg über die Bahnschranken ist viel zu weit. Nun ist er gezwungen, zum Bahnhof nach Ruhland zu fahren.

 

Wer tägt die Kosten?

 

Technisch ist die Nachrüstung von Aufzügen an der Brücke möglich. Laut Deutscher Bahn wäre dies eine Investition in Höhe von 2,1 Mio. Euro. Auch wer die Folgekosten trägt, muss geklärt werden. Bürgermeister Mirko Buhr sieht die Deutsche Bahn in der Verantwortung. »Die ›zumutbare Distanz‹ ist im Fall Lauchhammer nicht nur wegen der Länge der Strecke unzumutbar«, so der Bürgermeister. Der Kampf um einen barrierefreien Bahnhof in Lauchhammer geht also weiter.


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