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»Das Jahr begann erschreckend«

Zu bisher 40 Waldbränden (Stand 18. Juni) sind die Feuerwehren im Landkreis Oberspreewald-Lausitz (OSL) in diesem Jahr ausgerückt. Und der Sommer steht ihnen noch bevor. Kreisbrandmeister Tobias Pelzer im WochenKurier-Gespräch.
Kreisbrandmeister Tobias Pelzer. Foto: sts

Kreisbrandmeister Tobias Pelzer. Foto: sts

Wie verlief das bisherige Jahr für die Wehren im Landkreis? Das Jahr begann im Mai mit einer starken Hitzewelle erschreckend ähnlich wie 2018 und wir haben uns alle schon große Sorgen gemacht. Durch den folgenden Regen hat sich die Lage einigermaßen beruhigt. Doch wir merken, die nächste Hitzewelle kommt auf uns zu. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf den Sommer 2018?
Er war eine erhebliche Belastung für die Kameraden unserer Freiwilligen Feuerwehren - teilweise ging es sogar bis an die Belastungsgrenze. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an den kommenden Sommer denken?
Ich habe große Sorge, dass sich der Sommer 2018 noch einmal wiederholen könnte. Die Klimaerwärmung spüren wir überall und so wird es tendenziell schon in diese Richtung gehen. Übrigens: Die diesjährige Waldbrandsaison wurde bereits einen Monat vorverlegt und ist vom 1. März bis 31. Oktober definiert. Thema Waldbrand: Mit welchen Herausforderungen hatten die Kameraden im Sommer 2018 zu kämpfen?
Es waren langandauernde und überörtliche Einsätze wie in Treuenbrietzen oder in der Lieberoser Heide. Teilweise gab es schlechte Zuwegungen in die Waldgebiete. Man spürt deutlich, dass die Forstbehörde in den vergangenen Jahren hier Personal und Technik zurückgefahren hat. Die Waldpflege - auch durch Privatbesitzer - erfolgt nicht mehr im nötigen Maß. Es wird zwar geerntet, doch der Kronenschnitt bleibt liegen. Dadurch haben wir Waldbrände, die sich schneller und größer ausbreiten als noch vor einigen Jahren. Wie gut sind die Wehren auf den kommenden Sommer vorbereitet?
Grundsätzlich sind wir für Waldbrände sehr gut ausgestattet. Wir haben eine schlagkräftige Bodenmannschaft mit einer Vielzahl an Tanklöschfahrzeugen und entsprechender Wasserkapazität. Weiterhin verfügen wir mit dem ›Fire Watch‹-System über ein gut funktionierendes Kameraüberwachungssystem. Seit 25 Jahren leistet es uns gute Dienste. Zudem gibt es mit dem Innenministerium die Absprache, dass für den Sommer als zusätzliche Unterstützung ein Bereitschaftsdienst installiert wird. Eine von insgesamt 14 Brandschutzeinheiten im Land ist somit immer in Bereitschaft und kann im Bedarfsfall unterstützen. Gibt es Veränderungen gegenüber dem Vorjahr?
Bis 2018 gab es örtliche, eingegrenzte Waldbrandschwerpunktgebiete im Landkreis. Die habe ich in diesem Jahr aufgehoben, weil sich gezeigt hat, dass diese Landkreisalarmierung dazu führt, dass Einheiten von weit entfernten Stützpunkten alarmiert werden aber die örtlichen Einheiten nicht. Die Kameraden, die die Ortskenntnis haben, fehlen am Einsatzort. Das haben wir dieses Jahr korrigiert und werden beobachten, wie es funktioniert. Wichtig dabei ist, schnell das Löschwasser an die Einsatzstelle zu bekommen. Bei einem großen Waldbrand haben wir festgelegt, im ersten Abmarsch mit 15000 Liter Wasser vor Ort zu sein. Benötigt der Einsatzleiter mehr Wasser, kann er weitere 10000 Liter anfordern. Um die Wasserstrecke aufrecht zu erhalten, werden wir für dieses Jahr zusätzlich einen Abrollbehälter für 20 Kubikmeter Löschwasser und zwei Faltbehälter á zehn Kubikmeter Wasser einsetzen. Die Bestellungen dafür laufen. Stichwort »Tagebaurestflächen« in der Lausitz?
Die bereiten uns große Bedenken, denn viele von ihnen sind als Rutschungsgebiete gekennzeichnet und somit Sperrzone. Auch wir als Feuerwehr dürfen dort nicht hinein. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als diese Flächen abbrennen zu lassen. Ebenso verhält es sich mit Munitionsverdachtsflächen. Lieber lasse ich etwas Wald abbrennen, als dass ich einen Kameraden beerdigen muss. Löschhubschrauber könnten sicherlich helfen...?
Sie sind ein effektives Einsatzmittel, wenn sie zeitnah zur Verfügung stehen. Der Weg der Bestellung ist jedoch weit - geht vom Landkreis, über das Land zur Bundeswehr. Einen Hubschrauber für die Feuerwehren als reinen Löschhubschrauber vorzuhalten ist jedoch unzweckmäßig. Er müsste im Tagesgeschäft eingebunden sein und im Sonderfall zum Feuerwehreinsatz. Sonst steht sich die Technik am Ende auch kaputt.


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